Am Samstag war ich mit der Kleinen im Cafe Schwarzenberg. Ich mach gerne kleine feine Ausflüge mit ihr. Sie ist ja ein sehr aktives Kind das auch immer die soziale Umwelt in ihr Erleben miteinbezieht. Das heißt, man muss sie ein wenig regulieren – vor allem wenn man in den ersten Bezirk zu die feineren Leut geht.
Wir sind ein gutes Team. Sie spürt gleich, dass das das ein besonderer Ort ist, wenn wir die Schwenktüren aufmachen. Die Kellner haben Anzug an und die Leute strahlen alle aus, dass sie finden, dass sie speziell sind. Die Kleine schüchtert das gar nicht ein. Sie versucht aber meinen Anweisungen zu folgen, nicht zu laut zu sein, nicht am Sofa zu turnen, nicht hinter die Theke zu laufen. Statt dessen essen wir, lesen Zeitung und beobachten Menschen und schauen uns das Cafe an. Es ist wie ein Spiel für sie.
Jause im Cafe Schwarzenberg
Sie bekommt natürlich ihr Lieblingsessen: Suppe. Dieses Mal Fritattensuppe. Auch einer meiner Lieblingsgerichte. Eine richtig gute österreichische Speise.
Ich nehme ein klassisches Wiener Frühstück inklusive Eier im Glas und denke an meine Gymnasialzeit, die ich vorrangig in Wiener Kaffeehäusern verbracht habe. Viele davon gibt es heute nicht mehr: Krugerhof, Hegelhof, Cafe Mollard….Wir haben diese Kaffeehäuser besetzt gehalten und die Kellner und wir pflegten eine Hassliebe. Wir haben die Kaffeehäuser benutzt, wie vor 120 Jahren die LiteratInnen und DenkerInnen des fin de siecle die Kaffeehäuser benutzt haben. Stundenlanges Reden und Diskutieren übers Leben. Neugieriges Schauen zur Tür, wer als nächstes dazustößt. Wir haben uns nicht ausmachen müssen, dass wir uns im Kaffeehaus treffen. Wir sind einfach hingegangen. Irgendwer war schon da, mit dem man sich austauschen konnte. Wir haben uns nicht überlegt: Wir wollen so sein, wie damals die PhilosophInnen und daher gehen wir ins Kaffeehaus und tun so als wären wir intellektuell. Wir haben das Kaffeehaus einfach ganz natürlich auf die Art benutzt, wie es die Leute vor 120 auch benutzt haben, weil es uns ein Bedürfnis war, uns stundenlang mit interessanten Leuten auszutauschen und man von einem Tisch zum anderen wechseln konnte. Die Stimmung war so offen und frei in den hohen Räumen mit den unterschiedlichen Sitzecken. Die Kaffeehäuser und das Lümmeln in ihnen. Das war eine der raren wunderschönen Seiten von Wien, als ich aufgewachsen bin.
Wunderschön ist auch die Decke im Cafe Schwarzenberg. Klitzekleine geschwungene Mosaikfliesen.
Hier seht ihr, wie die typischen Menschen aus dem ersten Bezirk aussehen. In der Mitte ganz hinten sind wir. Seht ihr uns? Das Schwarzenberg gehört zu den bissi feineren Kaffeehäusern Wiens. Und man kann hier sehen, wie elegant Wien einmal war. Die Nietensessel, der Kristallluster mit den länglichen Prismen, die Messingtischplatten… warum wird dieser Stil heute nicht mehr gepflegt? Das wäre ein Aushängeschild für Österreich.
Der Boden im Schwarzenberg ist noch original der selbe, wie vor 100 Jahren. Grüner Marmor. Fein durchzogen. Der Kellner, der gleich der beste Freund von der Kleinen wurde, sagt über ihn: „Er ist p erfekt. Schaut nie sauber und nie schmutzig aus.“:-)