Wenn man schon älter ist, ist man schon oft auf Urlaub gefahren. Sofern man nicht ganz ungewöhnliche abenteuerliche Reisen unternimmt, ist auch der Urlaub eine Form von Wiederholung. Kein Alltag, aber vergleichbar mit den Urlauben davor.
Man schläft länger, arbeitet nicht oder weniger als sonst, schläft nicht im eigenen Bett, spaziert auf anderen Gassen als im Alltag – aber es gibt trotzdem Urlaubsroutinen. Wir zum Beispiel gehen in jedem Urlaub einmal besonders gut essen. Wir machen immer einen längeren Ausflug in die Schären. Wir besuchen immer unsere Lieblings-Second Hand Läden. Wir treffen immer unsere UrlaubsfreundInnen und machen immer unsere Urlaubspartys….
Dieses Jahr haben wir uns vorgenommen eine neue Tradition einführen: Urlaub bedeutet ab jetzt auch einen einfachen Lebensstil zu führen, der sich viel um reparieren, bewahren und kleine Dinge genießen dreht.
Da wir eine Sommerhütte haben, geht das recht leicht. Es gibt immer etwas zu bewahren, reparieren oder zu pflegen. Nicht nur das Haus. Auch Dinge, die wir hier haben. Meine Ledersandalen zum Beispiel. Sie sind nicht mehr stadttauglich. Aber ich hätte gerne, dass ich sie noch viele Jahre in der Sommerhütte tragen kann. Daher habe ich sie gleich in den ersten Tagen mit Lederpflege gepflegt.
Fritzi war am ersten Tag mit ihrer Jolle auf der See und hat sich eingestehen müssen, dass die Lenkteile und das Schwert in einem sehr schlechten Zustand sind. Daher fing sie an die Holzteile zu schleifen.
Sie sahen wirklich schon müde aus…
Die Renovierung dauerte Tage.
Wir kauften dafür Bootlack. Ist dünn wie Wasser, interessanterweise wasserlöslich und extrem hochglänzend. Kein Wunder, dass man damit auch Böden lackiert. Die Holzlatten glänzen danach wie ein Spiegel.
Unfassbar, wie das Holz wieder zum Leben erwacht!
Fritzi hat alle Teile drei Mal gestrichen. Dann waren sie wie neu. Fritzi war sehr stolz.
Ich habe meinen alten Strickpulli gewaschen. Hier im Wald werden die Strickpullis so gut wie nie gewaschen. Man sagt, sie wären selbstreinigend. Aber meiner hatte einige Flecken und die wollte ich weg haben. Also ab in die Handwäsche. Der Pulli wiegt schon trocken viel. Aber im Wasser saugt er kiloweise Gewicht an. Nachher waren nicht nur die Flecken weg. Er wandelte sich von beigegelb zurück zu naturweiß. So schön!
Fritzi hat auch die Haustür abgeschabt. 3 Winter mit Schnee haben sie vor allem von unten angeknabbert. Die Tür ist mit Leinölfarbe gestrichen. Leinölfarbe muss man nicht ganz abschleifen. Es reicht die lockeren Teile abzuschaben (scheinbar waren sie mal hellgrün).
Ein paar Stunden später war die Tür wieder reinweiß.
Eine andere typische Sommer-Aufgabe ist: sich Kompetenzen aneignen weil man sonst keine Zeit dazu hat. Zum Beispiel den Kindern häkeln beibringen. Beziehungsweise hat die Große der Kleinen das Häkeln beigebracht. Eine ernsthafte Aufgabe.
Das sieht man am Gesichtsausdruck. Nach einem Vormittag war diese Kompetenz auch erkämpft.
Wir haben außerdem beschlossen unser Blumenbeet zu verkleinern. Besser kleiner und dafür bewältigbar. Da wir nicht immer da sind, können wir uns nicht um ein großes Beet kümmern.
Dazu mussten auch Steine rollen.
Steine haben den Vorteil, dass sie unkaputtbar sind und man mit ihnen die Umgebung, wie zum Beispiel Blumenbeete, gut gestalten kann. Und obwohl sie schwer sind, ist es ein Leichtes sie zu bewegen. Man muss sie nur rollen.
Dieses Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Ich zeige das fertige Beet in einem späteren Blogbeitrag.
Ein anderes Projekt war ein neuer Bootmotor. Wir kauften einen gebrauchten Motor um einen kleinen Betrag von einem Spanier, der ihn nicht in Gang bringen konnte.
Ein Bootmotor aus den ganz frühen 70er Jahren mit dem noblen Namen „Monark“.
Wir stellten den Propeller in eine Tonne Wasser und öffneten das Ventil des Benzintanks ein wenig, wie man das machen muss, damit der Motor Luft kriegt und starten kann. Wer nicht viel mit Bootmotoren zu tun hat, weiß das meistens nicht.
Er startete beim ersten Zug! Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Boot auf eine nahe Insel.
Wichtig im Urlaub ist auch Stimulation. Das muss nicht viel Geld kosten. Schon ein gepflückter Blumenstrauß belebt die Sinne.
Oder kleine Beobachtungen in der ummittelbaren Umgebung: Wir haben vor 3 Jahren eine Kletterrose beim Haus gepflanzt. Bisher konnten wir keine Blüte an ihr bewundern. Meistens kamen die Rehe und mampften alle jungen Knospen. Aber dieses Jahr hat sich eine Sproß sehr hoch gekämpft. Höher als alle anderen. Ich dachte erst, es sei ein blinder Sproß. Aber eines morgens erkannte ich an der Spitze eine zarte kleine Knospe. Und jetzt hoffe ich, dass ich bis zum Ende unseres Urlaubs noch erleben darf, dass sie zu einer kleinen Rosenblüte aufsprießt.