Wald, Wasser und brennende Autos

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Leben am Wasser

boot

Ich bin auf der Westküste von Schweden geboren. Man nennt es die „Bretagne des Nordens“. Weil das Licht dort besonders schön ist. Die Küstenzüge gehören auch zu den schönsten der Welt. Daher bin ich süchtig nach Salzwasser und Felsen, sowie die ÖsterreicherInnen die Berge lieben (aber ich lieb die eh auch).

Wir fahren mit dem Boot in der Schären herum und gehen auf Badestränden vor Anker und essen Picknick.

Kötbullar mit Pfeffersauce mit Salat auf Brot und Kartoffelsalat. Das Meerwasser hat um die 20 Grad, was ungewöhnlich warm ist.

Die Toten im Wald

Die Schären sind himmlisch. Die schönsten Villen und Buchten gibt es hier. Alles ist wie ein magischer Traum.

Wie dieser Platz. Er liegt in einer Meeresenge und hat einen eigenen Bootanlegeplatz. An diesem poetischen Ort sind wir an Land gegangen. 

Hier schlafen die Toten zwischen Bäumen und mit Blick auf das Meer. Viele Grabsteine sind einfache natürliche Steine, in die man den Namen des Toten eingemeiselt hat.

Wenn man mit Kindern auf den Friedhof geht, entstehen wie von selbst interessante Gespräche. Ihnen fällt auch auf, wenn an der Inschrift erkennbar ist, dass es sich bei dem Toten um ein kleines Kind handelt.

Oder um einen Eisenbahner:-)

Der Steg des Anlegeplatzes ist ziemlich hoch und als ich als Letzte ins Boot hüpfen wollte, glitt es unerwartet auf die Seite. Plötzlich war ich unter Wasser und spürte wie meine Schuhe davon schwammen. Alle Kleider an und dunkel um mich herum. Ich hätte mit dem Kopf auch gegen den Steg knallen können. Dann wäre ich vielleicht tot gewesen und man hätte nicht lange überlegen müssen, wo ich begraben werden sollte. Aber so bewegte ich mich rauf zur Wasseroberfläche und orientierte mich kurz um dann zu den Schuhen zu schwimmen. Ich hatte Holzschuhe an, die glücklicherweise oben auf treiben. Ich schmiss sie ins Boot, zog mich dann selbst rauf (was nicht so leicht war) und schimpfte angefressen auf Micke, der mir „angeraten“ hatte zu springen. Am Heimweg trocknete ich im Wind und Micke sagte den Abend lang zu allem „Ja“, wenn ich was wollte (Diese Phase war am nächsten Tag wieder vorbei).

Waldleben

Fritzi ist die kundigste Seefrau in unserem Camp. In ihrer Freizeit häkelt sie nicht mehr dauernd, sondern macht Knoten. Wir Großen renovieren weiter die Hütte. In der ersten Woche wurde die Decke gemacht. Mit Perlspont. Das sind althergbrachte Holzpanele mit halbrunden Zwischensträngen. Zeitloses Design. Während der Renovierung versinkt die Hütte im Chaos. Eine Freundin, die hier war, meinte, sie werde langsam zur Pipi Langstrumpf-Hütte. Und damit meint man in Schweden nicht unbedingt ein „kreatives, spielerisches, spannendes Haus“. Man meint ein altes Holzhaus, dass im Chaos versinkt.

Wir renovieren übrigens nur mit Hilfe von Solarenergie. Wir haben keinen Stromanschluss hier. Alle Bohrer, Winkelschneider und Stichsägen laufen auf Batteriebetrieb und werden mit unserem Solarpanel aufgeladen.  Micke hat, jetzt wo die Renovierung fast vorbei ist, einen Werkzeuggürtel von mir bekommen. Er war verpackt, wie ein Dior-Anzug. Mit Gold und Seidenpapier. Haha!

Der Gürtel ist aus schwarzem Leder und macht ihn glücklich.

Er wird später mal an die jüngere Generation weitervererbt.

Brennende Autos und Politik

Apropos Westküste. Diese Woche wurden bei Göteborg 80 Autos angezündet. Man sah die Bilder in den Medien und vor allem las man davon im Internet. Auch www.diepresse.at hat einen Artikel dazu gebracht, der dann von rechten AktivistInnen brav in den sozialen Medien geteilt wurde. Am meisten haben natürlich einschlägige rechte Internet-Seiten die Brände skandalisiert. Wenn man zum Thema googelt kommen mal 2 google-Seiten fast nur rechte Verlinkungen. Dabei wird von einem „Aufstand“ geschrieben und von „Einwandermobs“ und „Kriegszustand“ etc. Gleichzeitig wird lächerlicherweise den „Omas gegen Rechts“ in Österreich vorgeworfen, auch sie würden einen „Aufstand“ anzetteln. Hier wird, in meinen Augen, auf internationaler Basis versucht der Eindruck zu erwecken, linke Politik führe dazu, dass Staaten destabilisiert und gefährliche Revolten ausgelöst werden.

Schweden und der „Aufstand“

Der Aufstand in Schweden ist aber kein Aufstand. Es handelt sich bei den Brandstiftern um eine kleine Gruppe von Leuten. Eine kriminelle Gang. Die Brände wurden von ihnen koordiniert geplant und gelegt. Die Gang will der Polizei mit dieser Aktion Druck machen, weil diese kürzlich einige ihrer Mitglieder verhaftet hat. Schweden hat immer schon ein Problem mit Mafiabanden gehabt. Nicht zuletzt weil Schweden auf der Drogenroute von Russland zu Europa liegt.

Auf Facebook werden die Artikel zu den Autobränden von den Schwedendemokraten nicht nur fleißig geteilt sondern auch gegen Bezahlung promotet. Genauso versuchen auch Rechte in Deutschland und Österreich die schwedische Politik durch das Teilen der einseitigen Darstellungen der Autobrände zu diskreditieren. Genauso geistern viele andere Fakenews durchs Netz, die schwedische Politik schlechtmachen soll: Die Fürsorge würde Eltern ohne Grund die Kinder wegnehmen, man würde Weihnachtsbeleuchtung verbieten um auf Moslems Rücksicht zu nehmen, in Schweden könne man nicht mehr Joggen gehen ohne bewaffnete Bodyguards dabeizuhaben, Flüchtlinge hätten in Kristianstad in eine Kirche gegackt oder die Aussenministerin hätte Waffen an den IS verkauft. Die meisten Fakenewsquellen lassen sich nach Russland zurückverfolgen.

Andere Spekulationen rund ums Motiv

Es gibt noch andere Spekulationen rund ums Motiv für die Autobrände. Heute Donnerstag erfuhr man, dass der Tageszeitung SVD eine Stunde vor den Bränden ein Video zugespielt worden war, indem die Täter argumentieren, dass die Polizei sie wie Tiere behandeln würde und sie deswegen auch wie Tiere agieren. Die Polizei wiederum untersucht, ob es monetäre Gründe für die Brandattentate geben könnte. Es ist immer wieder vorgekommen, dass Autos angezündet wurden, die den Besitzern Versicherungsgelder eingebracht haben.

Außerdem werden die ersten Stimmen aus der Politik laut, die fragen, ob nicht Rechtsextreme hinter den Bränden stecken. Sie haben im Moment Rückenwind und die Brände könnten die bevorstehende Wahl beeinflussen. Das hört sich konspirativ an aber passiert immer wieder. Auch historisch.

Vor dem 1. Weltkrieg wurden beispielsweise auch in Wien bezahlte Horden durch die Strassen losgelassen, die Unruhe, Unsicherheit und Empörung schüren sollten.

Es wäre nicht schwer eine kriminelle Jugendgang zu motivieren gegen Honorar ein paar Autos anzuzünden und dadurch die Rechten in Schweden und ganz Europa zu stärken.

Nun zu etwas komplett anderem

Dieses Foto zeigt die Söhne von Lennon und Cartney. Wohl genährte Kopien ihrer Väter.

Hier eine andere Kopie der Beatles:

 

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