Treme, True Blood, Breaking Bad, Lost und Mad Men haben wir uns schon gegeben und es war der Wahnsinn. Denn was gibt es Schöneres im grauen Alltag, als sich am Abend zwei-drei Abschnitte dieser Hochglanz-Serien reinzuziehen?
Die schöne unglückliche Betty aus Mad Men an ihrem `Arbeitsplatz‘ und bei ihrer Lieblingsbeschäftigung
Jede Sekunde ist ein Augenschmaus. Die Ausstattung, die Schauspieler, die Dialoge, die Charaktäre und der Plot… Die Amis haben das Fernsehen wieder einmal neu erfunden. Und was sich durch fast alle Erfolgsserien durchzieht: Sie nehmen wirklich Geld in die Hand und sie haben Zeit! Viel Zeit. Mad Men läuft fast in Realzeit. Flüchtige Begengnungen werden minutiös genau skizziert und entwickeln einen prosaischen Sog.
Treme – Serien-Epos, beheimatet im Post-Kathrina-New Orleans
Die einzige Schwierigkeit für uns `Krauts‘: Wo kriegen wir DVDs mit deutschen Untertiteln her? Die meisten Serien, kann man relativ bald auf Englisch auftreiben, aber wer behauptet, Mad Men auf Englisch durchzustehen und auch alles zu verstehen, der flunkert wohl ein wenig. Diese Serien deutsch synchronisiert anzuschauen, bedeutet aber einen Qualitätsverlust von ca. 40%. Die Originalstimmen der wirklich grossartigen SchauspielerInnen sind hoch persönlich und einzigartig. Die Stimmen zeichnen die Charaktäre erst in ihrer ganzen Fülle. Selbst das Burgtheater-Esemble könnte sich von SeriendarstellerInnen wie Nelsan Ellis oder Christina Hendricks etwas abschauen!
Aber wer die Staffeln der beliebtesten Serien schon durch hat, braucht nicht traurig zu sein. In Amerika wird tüchtig nachproduziert. Neben HBO hat sich FX als großer Player im Seriengeschäft entwickelt. Sie brachten schon Nip/Tuck und die sehr erfolgreiche Serie Two and a Half Men heraus und haben mittlerweile einen ganz eigenen Stil entwickelt, den man vielleicht mit den beiden Schlüsselwörtern `Unruhe‘ und `nervöse Energie‘ umschreiben könnte.
US Marshall Raylan Givens setzt seine Waffe nur `justified‘ ein – also `gerechtfertigt‘
Ganz neu aus dem Hause FX kommt nun die Serie Justified – ein moderner Western, basierend auf Elmone Leonards Novelle Fire in the Hole. Die Novelle macht den Zünder für die Serie, die sich nach der ersten Folge von alleine weiterentwickelt. Sie spielt in Kentucky, einem sogenannten `bluegrass state‘.
Agent Ari Gold aus der genialen Mark Wahlberg-Serie Entourage bezeichnet Bundestaaten, wie Kentucky nonchalant als `fly-over-states‘.
Ari Gold – der neurotische Winkel-Agent aus `Entourage‘
True Blood und Treme konnten allein durch die Skizzierung der mystisch-schönen Stimmung die rund um Big Easy (Nickname für New Orleans) herrscht, leicht Kapital schlagen. Die Leute von FX führen aber vor, dass man mit einer intelligenten Idee auch aus der unspektakulärsten Kulisse einen Kult zaubern kann. Als Justified heuer im März Premiere feierte, erreichte der Sender prompt die höchsten ZuseherInnenquoten seit acht Jahren.
True Blood – Menschen, Vampire und Gestaltenwandler kämpfen im Mississippi-Delta gemeinsam für Civilrights für Nicht-Menschen
FX ist das Kunststück gelungen, aus der Kentucky-Einöde die perfekte Film-Kulisse zu zaubern – ein melancholischer Stimmungcocktail aus Midwest- und Southern-Style. In Justfied trinkt man Bourbon, man isst Veggies mit Mournaysauce, sieht nach den Pferden und erachtet die Bibel als mindestens als genauso gewichtig wie das bürgerliche Gesetzbuch.
Auch im faden Kentucky kann man melancholisch in die Ferne blicken
In Justified ermittelt US Marshall Raylan Givens. Er trägt Boots, einen Westernhut und ist nicht gerade ein Mann des Wortes. Keine großen Dialoge also. Dafür aber bedeutungsschwangere Stille und viel, sehr viel Brutalität. In Kentucky ist Schluss mit Lustig.
Justified zeigt: Mit den richtigen ProduzentInnen könnte man theoretisch sogar den Kärntnern oder Oberösterreichern eine coole und ästhetisch anspruchsvolle Serie auf dem Leib schneidern.
PS: Falls du nicht zum eingeschworenen Kreis der Lost-Süchtigen gehörst, und immer gern (ein wenig neidig) gewußt hättest, was es damit auf sich hat – bitte sehr, hier ein Kurztutorial:
3 Kommentare
Nach Breaking Bad ist Mad Men mein absoluter Serienfavorit. Keine andere Serie stellt eine dermaßen gute Karikatur der Gesellschaft dar. Und damit meine ich nicht nur der amerikanischen Gesellschaft – in Deutschland war das Bild der Frau, beziehungsweise die Rolle der Frau, ja kein anderes als in Amerika.
Danke für den super Beitrag! Ich hab mir jetzt Entourage angeschaut und Ari ist der Beste!!! Jetzt kommt aber noch was neues, hab ich gehört:
Event
Soll unter der Kategorie `Man sieht das Geld auf der Leinwand´ laufen. Eine Megaproduktion!
schöner überblick! hätte gerne mehr davon gelesen….