The Good, the Bad and the Zen

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Da hing ich so, mal wieder im Wasser, diesmal im warmen Blubbelbecken des local bathclub, und war sehr entspannt, weil meine Kinder sinnvoll beschäftigt waren mit einem Unter-Wasser-Blubbelmonster-Kampf.

Und ich kam ins Sinnieren über das mit den Monstern und dem Bösen. Die Kleine fragt mich in letzter Zeit öfter, warum die Stiefmutter eigentlich dem Aschenputtel die Linsen in die Asche streut und ihr dann das Kleid nicht gibt. Und warum die Stiefschwestern ihr so viel Arbeit geben und selber nicht helfen. Ja, warum? Ich weiß nix anderes zu sagen als: „Weil sie eben böse sind.“ Sie sind nicht traurig oder vom Leben enttäuscht oder hatten eine grausame Kindheit mit vielen Schlägen. Es ist ihnen auch nicht langweilig – naja, wahrscheinlich doch, aber das erklärt ja nix. Nein, das taugt ja alles nicht als Erklärung. Sie sind eben böse. Punkt.

Und sicher nur, weil ich grad so schläfrig und entspannt war und eigentlich nur auf die kleinen hübschen Blubbelwellen gestarrt hab, hab ich dann überlegt, wer sind eigentlich wirklich die Bösen? Die bösen Menschen. Wen können meine Kinder als böse Menschen erleben, wen werden sie mit Fug und Recht als böse Menschen bezeichnen können? Ich hatte dann ein paar sehr politisch unkorrekte Ideen, die ich verworfen hab, und dann hatte ich ein paar sehr selbstgerechte Ideen, die letztlich auch nur aus politischer Überidentifikation herrühren, und dann war ich plötzlich wieder Christin oder Humanistin, wasweissich. Jedenfalls kam ich so nicht weiter.

Und da war es klar, banal eigentlich, aber ihr versteht, das warme Wasser, die Blubbel. Das Monster ist das Böse in uns, der Schmerz, die Enttäuschung, die Langeweile. Die Wut, die Frustration, der Neid. Der Hass. Der blanke, nackte, zähnefletschende Hass. Den gibt es ja. Der ist real, wenn man ein Mensch ist. Dem muss man begegnen, mit dem muss man einen zivilisierten Umgang pflegen lernen. Vernichten, naja, die radikale Lösung, eher besiegen, über das alles hinauswachsen, es hinter sich lassen.

Oder es miteinbeziehen. Es gelten lassen, es werten, als das, was es ist: Die andere Seite. Ja. Die dunkle Seite der Macht. (Haha.)

Das geht für Kinder noch nicht, die müssen sich da noch anders dran abarbeiten.

Aber ich für meinen Teil habe jetzt manchmal so ein Gefühl, als wäre zwischen mir und dem Ort, wo alles möglich ist, nur ein ganz dünner Nebelschleier, einer wo man durchhört und durchfühlt, wenn man vorsichtig ist. Sich aufzuhalten an dieser Grenze, die keine ist, sondern nur ein Spiegel in beide Richtungen, ist schön und schrecklich zugleich, denn das Gute annehmen ist leicht, aber das Schlechte, Böse annehmen und willkommen heißen, ist ungewohnt und widersinnig, ist das wahrhaft Radikale, das Mut erfordert.

Kurz war ich versucht, die Möglichkeiten fangen zu wollen, sie herüberzuschreiben, anzurufen wie bei einer Beschwörung. Aber ich hab gleich geahnt, dass das nichts bringt. Und es ist angenehmer, den Kampf zu beenden und sich hinzugeben. Sich nicht an den Hoffnungen festzuklammern, sie herüberziehen zu wollen in die Welt, wo sie klein, fad und unscheinbar werden, sondern sie nur leise zu erahnen und sie dann wieder gehen zu lassen, an den Ort, wo sie möglich werden können.

Familie Rockt ist ein Elternmagazin und Elternblog – Portal. Das Magazin erscheint alle zwei Monate und bietet nette Artikel für Mütter und Väter und solche die es werden wollen. Auf www.familierockt.com können Eltern über ihr Leben mit Kindern bloggen.

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2 Kommentare

  1. elsa, das ist sicher die schwerste frage überhaupt. genau das hab ich ja gemeint. es ist so menschlich, sich diese frage stellen zu müssen, dass kinder eben sehr früh damit anfangen. und wir kommen ihr niemals aus. gerade als eltern nicht, denn wie oft fragt man sich als bewußtes elter (angefüttert bis oben hin mit beratungsliteratur und therapeutischer aufarbeitung der kindheit), inwieweit man den eigenen kindern schadet, weil man eben tut wie man tut.
    genau deshalb hab ich mich über einen moment oder eine kurze zeitspanne gefreut, wo mich diese frage nicht mehr so gequält hat. wo es leichter geworden ist und das bild größer. auch darin liegt eine gefahr, wir kommen der dualität nicht aus, die gefahr der beliebigkeit und des rückzugs vor fragen der moral und der verantwortung.
    wie auch immer. ich glaube jedenfalls (oder ich ahne), dass wir, was diese frage angeht, nicht nur diese unperfekten menschleins sind sondern durchaus auch den zugang zu einer anderen sicht haben können.

  2. elsa, the living on

    ich hab mir die erste folge von suits angesehen. da kommt jemand vor, dem man unterstellt bösgläubig zu sein. ich hab nicht gewußt was das heißt: bösgläubig. das gegenteil von gutgläubig? – also davon auszugehen, dass alles schlecht ist? laut rechtslexikon ist bösgläubigkeit das wissen oder das grob fahrlässige nichtwissen um einen rechtlich bedeutsamen umstand beim erwerb beweglicher sachen. ok. ich finde es menschlich gefühle und gedanken zu haben, von denen man weiß, wenn man sie ausführt, werden sie anderen schaden. und manchmal hat man bedürfnisse, von denen man auch ausgehen kann, dass sie anderen schaden. manchaml tut man etwas oder tut etwas nicht, und das schadet jemandem. vielleicht ist es eine frage der information und wie man damit umgeht. und eine frage, was für einen wichtiger ist. ich glaube, es ist eine sehr schwere frage – vielleicht auch nicht – ja nachdem in welchem wertesystem man sich entscheidet zu leben.

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