Terrasse herrichten

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Wir haben diese komische kleine Terrasse oder Innenhof oder was man dazu sagen soll. Die Häuser gehen hoch rauf rund herum und trotzdem ist es immer sehr hell dort unten. Im Sommer wird es ein beliebtes Platzerl, wenn dann die Hitze kommt. Außerdem vergrößert sie die Küche und macht auch ein luftigeres Wohngefühl.herrichten

Ein komischer Platz. Ein ganz ganz schmaler Gang hat früher vom Vorzimmer zum Hof geführt. Statt dem Gang ist dort nun eine Toilette. Der Eingang zum Hof liegt nun in der Küche. Aber er hat dringend etwas Aufputz gebraucht. Als erstes haben wir mal die Mauer im Hof geweisselt, damit er nicht so dreckad aussieht. Dann habe ich die Fliesen 3 Tage lang imprägniert. Auf beiden Beiden Seiten je drei Mal, damit sie im Winter nicht springen. Ich weiß nicht ob, das klappt aber wir werden ja sehen. Ich bin zumindest nicht die erste, die das erfolgreich versucht hat.

Terrasse herrichten ist eines der schönsten Projekte der Welt

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Dann haben wir die Fliesen gelegt und unsere Ungarn-Leuchtkette aufgehängt. Mal zur Überbrückung ein bissi Tivoli-Stimmung. Außerdem haben wir 100 Jahre alte Korbsessel reingestellt, die ich von Farbe befreien wollte.

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Das ging aber sehr sehr träge vor sich. Die alte Farbe liess sich nicht wegschleifen oder kratzen. Am effektivsten war es mit einem Hammer draufzudreschen. Dann ist der Lack einfach abgesplittert. Aber wenn ich ihm selben Takt weitergemacht hätte, hätte ich noch 3 Tage gebraucht. Das Material hat aber auch darunter gelitten. Die Sessel waren übrigens früher grün und davor knallrot. Auch hübsch. Ich stell mir die Teegesellschaften vor, die um 1920 auf knallroten Sessel im Garten gesessen sind und über Mahler und Freud geschimpft haben.

IMG_20160410_154847Ich habe sie jetzt einmal mit dem selben Grau gestrichen, wie unsere Fenster. Es kann aber durchaus passieren, dass ich sie in Kürze schwarz oder knallrot lackiere.

Jetzt schaut der Hof jedenfalls so aus:

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Mitleid mit den Kindern

Noch was, by the way: Ich habe mich die Woche wieder einmal erziehungsmässig korrigieren müssen. Und zwar: Meine liebe Tochter, die Elfjährige, versucht uns seit kurzem immer wieder dazu zu überreden, sie früher aus der Nachmittagsbetreuung gehen zu lassen. Es gibt auch immer sehr gewichtige Gründe dafür, warum sie dringend gehen muss. Sie hat „things to do“. Organisatorische Dinge, die nur am frühen Nachmittag erledigt werden können. Ich tue ihr den Gefallen natürlich gerne mal. Vor allem wo wir in letzter Zeit mit dem Umzug recht viel zu tun gehabt haben. Doch nachdem sie das dritte Mal früher heimgekommen ist, um dann mässig gut gelaunt, mit Handy in der Hand, am Sofa abzuhängen und auf meine Frage, ob sie nicht den Mist raustragen könne, geantwortet hat: „Nein, ich muss noch Hausaufgaben machen.“, und ich daraufhin gefragt habe, warum sie die nicht schon in der Nachmittagsbetreuung gemacht habe, und dann selber kurz innegehalten habe, um mir selbst nachdenklich die Antwort zu geben: „… weil du früher aus der Nachmittagsbetreuung gegangen bist, was ich dir erlaubt habe …“ , seither habe ich dem Frühergehen einen Riegel vorgeschoben.

Wir haben oft Mitleid mit unseren Kindern. Wir fürchten, dass sie zu lange in der Schule sitzen müssen, dass sie zu viel Haushaltsaufgaben übernehmen müssen, dass wir ihnen zu wenig Taschengeld geben, weil „alle anderen bekommen 100€ im Monat. Wirklich! Und Essengeld dazu.“ Wenn die Kinder wie in chinesischen Eliteschulen gedrillt werden und grad so viel Kalorien bekommen, dass sie nicht verhungern, ist das wirklich nicht sehr nett von uns. Und hier ein noch schlimmeres Beispiel aus meinem Kinderquälerei-Alltag:

Die Kleine mag bergaufgehen nicht. Sie findet das „langweilig“ und außerdem „kann sie nimma.“ Trotzdem jage ich sie jeden Tag die ganzen 500 Meter die Gumpendorfer Straße den Berg rauf. Sie muss im zarten Alter von 5 Jahren mit ihren eigenen kleinen unschuldigen Beinchen, die aus mehr Fett als Muskeln bestehen und daher für solche Wahnsinnsmärsche definitiv nicht gewappnet sind, den ganzen Berg, Schritt für Schritt, ganz selber raufgehen! Ich trage sie KEINEN Meter. So eine Mutter bin ich.

Wenn wir dann oben im Park angekommen sind, kann sie im übrigen wie ein Tesla stundenlang Sprints, Kletterwahnsinnigkeiten und Feldaufschwünge hinlegen.

Vergleich mit der Vergangenheit

Wir wollen nicht zurück in die Kindheit unserer Eltern. Niemand will das. Auch wenn vieles sicher auch damals nett war. Aber trotzdem: Das war kurz nach dem Krieg, lange vor dem Wissen um tägliche Zahnhygiene und der Erkenntnis, dass Kinder zu schlagen, deren Hirnaktivität nicht steigert.

Aber es ist gut sich vor Augen zu führen, wie die Verhältnisse damals waren und sie dann mit den heutigen zu vergleichen: Kinder gingen ca. 50 Stunden die Woche in die Schule. Dort wurden noch teilweise Bundesheermethoden angewandt. In die Schule ging man auch nicht an der Hand vom Papa oder der Mama, sondern an der Hand der jüngeren Schwester, für die man auch gleich die Verantwortung trug. Man war glücklich, dass man Schulaufgaben machen durfte, weil es interessant war und man sonst Holzscheite in den Keller oder körbeweise Wäsche auf dem Dachboden schleppen musste. Für Hausarbeit blieb nach den Hausaufgaben natürlich trotzdem noch genug Zeit und Taschengeld gab es dafür nicht. Vielleicht mal nen saueren Drop.

Diese Sachen machen aber gar nicht die schlimmen Erinnerungen der Eltern aus. Eher der patriarchale Vater oder die schlagende Mutter, oder der sadistische Lehrer.

Daher denk ich, müssen wir uns gut überlegen: Was können wir unseren Kindern „antun“ beziehungsweise abfordern? Wenn man ihnen das Haushaltmithelfen abnimmt, weil man es nicht mitansehen kann, wenn sie mit ihren olivensalbegepflegten Händchen das Geschirr abwaschen, dann wird es sich in ihren Hirnen festsetzen, dass Haushaltmachen schrecklich anstrengend ist und zu vermeiden gilt. Wenn ich meiner Tochter erlaube immer früher aus der Schule zu gehen, weil es ihr zu langweilig ist, noch länger zu bleiben, genauso wie es ihr manchmal im Park zu langweilig ist oder in ihrem Zimmer, dann bestärk‘ ich sie darin, dass das „einfach nicht zum aushalten“ ist noch länger in der Schule zu bleiben. Sie sollte das aber aushalten, weil es rational gesehen, ausklappbar ist. Es ist keine Folter die Hausaufgaben fertig zu machen und dann in den Schulhof zu gehen um mit den anderen Kindern zu spielen. Es ist aber für mich eine Folter arbeiten zu müssen und gleichzeitig meine Tochter davon abzuhalten schlecht gelaunt mit Handy in der Hand am Sofa abzuhängen. Das heißt, wir sollten unseren Kindern, ohne schlechtem Gewissen, in Ansätzen alles das abfordern, was sie sich selber als Erwachsene auch abfordern werden müssen. Bergaufgehen gehört beispielsweise definitiv dazu.

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4 Kommentare

  1. Wunderschöne Fliesen!! Wo hast du die nur herbekommen? Finde nur welche um die 70€/m2.
    Hast du vielleicht auch eine idee, wo ich Messingarmaturen fürs Bad auftreiben kann?
    Danke für jeden Hinweis!

    • Absolut Patrice on

      Hallo, Ja, die Fliesen kosten ca. 70€. Man kann gebrauchte finden, die billiger sind, aber die sind dann natürlich auch viel abgenutzter. Einmal habe ich welche um 25€ pro Quadratmeter gefunden, die recht ok waren. Das ist aber selten. Die Fliesen werden in Handarbeit hergestellt und sind wahnsinnig schwer. Das ganz Handling ist daher mühsam und das kostet halt. Also lieber wo anders was einsparen und dafür mehr Geld für Fliesen ausgeben. Die sind wichtiger für die Wohnstimmung als das meiste, was man kauft. Messingarmaturen würde ich im Netz schauen Ebay etc. In Schweden habe ich jetzt einige gesehen, die leistbar waren…

  2. Danke fur den ehrlichen (lustigen) und einsichtsvollen Beitrag was man Kindern zumuten kann (ich bin kinderlos ….)

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