Spieglein, Spieglein an der Wand

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ich sehe wieder klar, meint ich bin wieder in der Gegenwart angekommen, hinter den Bergen ist das Vergangene wieder vergangen und gibt und lässt mir Ruhe, der Blick neigt sich wieder der Umgebung zu und nimmt wahr, ist schon interessant was  ins Auge sticht, Themenbezogen bestimmt man selbst den Fokus, unbewusst.

Das Wetter wechselt permanent, die Kleider sind kurz, die Schuhe hoch, dazwischen flatternde Leinenhosen, sich selbst Begehrende, sich ihrer selbst Schämende, Hüllenfallenlassende und sich Verhängende

dazwischen fällt ein Licht auf die, deren Inneres nach Außen strahlt, harmonisch, liebevoll

Schönheit.

Interessant wie es sichtbar ist, abschätzige Bewertungen spiegeln sich in Seitenblicken, aber auch Güte und Sinnlichkeit, Gelassenheit, Lebensfreude, eh schwer sich das zu bewahren, nicht vor neben und hinter sich  Jury zu wittern, als ob sich alles dreht um das eigene Ich, aber sie ist schon beinhart, die Wertungsvergabe der Frauen untereinander.

Verstandesmäßig ist mir das klar, glasklar, dass die Hülle nicht alles ist, dass Perfektion Menschlichkeit ad acta setzen würde, trotzdem sehnen wir uns scheinbar doch fast alle

auszusehen wie Engel, erotische Engel natürlich.

Kein Beinhaar dürfte unsere Alabasterkörper stören, Seide ist ja auch glatt, dafür auf dem Haupt wallende, glänzende, gestriegelte Mähnen oder akurat, geometrische, im richtigen Schnitt und Fall drapierte Lockmittel, Schönheit sollen wir sein, jeder Zentimenter pure Kostbarkeit, kein Schweißperlchen dürfte uns verlassen und wenn, dann duftend nach Rosenwasser mit einem unmerklichen aber vorhandenen Hauch Moschus, weil eben Engel auf Erden, himmlische, weltliche Verlockung.

Kaum berühren sollen streichelweiche, sanfte Fußsohlen den Asphalt, nur feinstes Schuhwerk hindert uns davon zu schweben, hält den Kontakt zum Boden. Altern ja, Erfahrungen sammeln, reifen, amüsiert den eigenen Weg zur Metapher,

ansehen, ja ansehen, soll man uns das

das Alter nicht.

Schwebende Engel als Frauen, am Boden stehende, festverankerte Felsen als Mütter. Schwanger sein, auch hierbei wunderschön, schlanke, niemals geschwollene Fesseln, der Busen sogar noch runder und schöner, das Haar Östrogengetränkt, die paar Kilo mehr, nur aufgrund des werdenden Kindes, nach der Geburt innerhalb kürzester Zeit hinter Bauchmuskeln unsichtbar verschwunden, geschminkt gebären, strahlen immer strahlen, Windeln wechseln, Nächtelang nicht schlafen, Sorgen, Angst, Verantwortung, gerührte Lachfalten, melancholische Gedanken, solange man sie nicht sieht.., der richtige Kinderwagen, die richtige Mischung aus gewonnener Weiblichkeit, erwachsener Mütterlichkeit, wunderschön ,die Haut ähnelt der frischen des zauberhaften Babys, zwei Engel jetzt.

Glücklich immerzu glücklich, Mutter und Kind.

Wenn es die Zeit erlaubt, ins richtige Kleid schlüpfen, huch ich bin ja sogar schlanker als vor der Schwangerschaft und die Frau rauslassen,

Mutter sein, Frau sein, schön sein, jung sein, erfolgreich sein, die richtige Punktzahl

kein Problem, alles kein Problem, kein Problem, kein Problem, kein Problem.

Und dann rausgehen, Messerscharf die Falten, die Kilos, die schlaffe Haut, die falschen Outfits, die billigen Taschen, die hängenden Mundwinkel, die trotzphasigen Kinder, das Unglück, das aus fremden Augen schaut, sezieren im Vergrößerungsglas, sich daneben stellen, sich besser fühlen, ich habe es geschafft, Abwertung, Spott, Hohn, Aroganz, wer will der kann, Schwächen der anderen als Mangel des Willens,  jede findet die Minderbemittelten und fühlt sich als Siegerin,

wenn es das ist, was sie sucht. Viele scheinen das,

Schein.

Vielleicht um daran glauben zu können, den schönene Schein, nicht nachzudenken über all die Schwächen, all das Verborgene, all die Tiefe, den Abgrund, die Trauer, die zum Leben gehört, die auf Dauer nicht platt zu treten sind,

auch nicht mit den perfektesten Schuhen der Welt.

Viellicht macht es dann auch böse, dass „zur Schaugetragene Lebenszeichen“ die Hochglanzoberfläche stören, erinnern an alles was doch passieren kann,

Leben kann man nicht photoshoppen.

Mein einseitiger Blick auf meinem Weg zum Frozen Johurt am Feiertag im 1. Bezirk und ich selbst bin auch nicht frei von diesen Blicken, weder in denen, die ich sende noch den empfangenen.

Ich möchte arbeiten an mir, ich möchte über kein Leben urteilen, ich will auf niemanden herabblicken, ich will nicht werten, ich will mich nicht vergleichen, nicht das, was ich nicht verstehe, muss daher falsch sein, wer bin ich, um Recht sprechen zu können?

Über die anderen und über mich, ich will mich davon befreien.

Das würde mich schöner machen Innen und ich will Innen schön sein, wenn Güte schön ist.

Wie astral wir auch versuchen mögen überirdisch unangreifbar oder lebendig, menschlich, darum ringend mit der Zufriedenheit

oder ganz cool in Sneakers, Jeans und Leiberl und den Augenringen der vergangenen, wer weiß schon warum, schlaflosen Nacht.

In jedem Körper findet

Verdauung statt.

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