Song Contest: Der große Bluff

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song contest

Österreich beim Song Contest.

Letzte Woche durfte sie am Lifeball vor Bill Clinton und  Janet Jackson  singen. Vor wenigen Wochen sahen 120 Millionen EuropäerInnen die kleine Tirolerin mit der großen Stimme. Mit mäßigen Erfolg. Warum sie überhaupt nach Düsseldorf  geschickt wurde, wissen wir nicht so genau.

Es ist zwar kein Geheimnis aber trotzdem wird öffentlich nicht groß darüber geredet: Nicht die TelefonanruferInnen bestimmen, wer den Eurovision Songcontest gewinnt, sondern eine handvoll Personen, die laut Wikipedia in einem `Nahverhältnis zur Musikbranche‘ stehen.

Nachbarschaftshilfe

Dass das Voting nicht nur von der Qualität der Schlager abhängt, wissen wir natürlich längst. Benachbarte Staaten unterstützen sich gegenseitig – zumindest, wenn sie sich kulturell verwandt fühlen. Ungarn und Slowakei dürften sich den Österreichern nicht besonders nahe fühlen und beschenkten uns dieses Jahr bloß mit ein paar wenigen diplomatischen Mitleidspunkten.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn sich die skandinavischen Staaten gegenseitig mit Punkte überhäufen und sich der ehemalige Ostblock – wieder zum Block vereint – die Höchstpunktezahl zuschanzt. Aber damit wird man leben müssen, wenn man einen Eurovision Songcontest haben will.

Was weniger leicht zu akzeptieren ist: Das Puplikum wird  unter der Show durchgehend von den ModeratorInnen aufgefordert kostenpflichtig zu voten, obwohl ihre Stimme nicht entscheidend ist.

Zu 50% entscheidet nämlich eine fünfköpfige Jury darüber, wer wieviele Punkte bekommt. Wenn also in Österreich 500.000 Menschen ein Voting-Sms schicken, wiegt deren Meinung genau so viel wie die jener  paar Menschen, die in der Jury sitzen. Wobei: Nicht ganz genaus so viel.

50% ist nicht gleich  50%

Wer sind die Jurymitglieder? Inwiefern sind wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend für die Entscheidungen der Jurymitglieder? In Österreich entscheiden 15 Personen aus der  Musikredaktion  die Vorentscheidung und 5 Personen  über das Voting beim  Song  Contest.  Die Jury   kann im Grunde  jede Stimmentscheidung des Puplikums umwerfen. Sie braucht sich nur intern abzusprechen.

Die Mary Broadcast Band kam bei der Vorauscheidung beispielsweise laut Puplikumswertung auf   Platz 8. Die Jury setzte sie auf Platz 25. Damit waren ihre Chancen in die Top Ten zu kommen passé. Umgekehrt funktioniert das System auch: Die Jury braucht seine Punkte nur geschickt verteilen um  eine ihr genehme Wertung zu erhalten. Der Jury-Liebling erhält die best notwendige Wertung und der Puplikums-Liebling bekommt von der Jury eine grad so schlechte Wertung, dass er hinter dem Jury-Liebling landet.

bluff

Mary Lamaro von der Mary Broadcast Band findet das nicht fair, sieht die Sache aber  trotzdem  positiv: `Was da im Hintergrund abgelaufen ist, werden wir niemals überprüfen können. Aber unser Einsatz war derart hoch, daß wir wirklich viel Aufmerksamkeit erreicht haben und deswegen die ganze Sache voll für uns ausgenutzt haben. Hätten wir gewußt, daß unsere Chancen so klein sind, hätten wir uns nicht derart reingehängt. Insofern war der Umstand des Nichtwissens wieder gut.‘

Schon bei der Vorauswahl  lag Lukas Plöchl beim Puplikumsvoting vorne – und angeblich auch bei der ORF – Ausscheidung. Die Jury brachte trotzdem Nadine Beiler als Gewinnerin durch. Etwas pikant, wenn man bedenkt, dass der ORF die Jury bestellt, und zwar lauter ORF-MitarbeiterInnen, und interessanterweise am Ende ein Song gewinnt,  der vom ORF-Haus- und Hofkomponist Thomas Rabitsch geschrieben wurde. Man fragt sich halt: Wieivel verdient der ORF an Beilers Hit?

Apropos Geld verdienen

Der ORF verdient natürlich auch am Puplikumsvoting und damit die Leute brav voten, darf man ihnen natürlich nicht unter die Nase reiben, dass ihre Meinung nicht viel wiegt. Die Bereitschaft 50 Cent für ein Sms zu zahlen, dürfte bei weitem geringer sein, wenn klar  ist dass nicht jede Stimme zählt.

Traktor-Rap oder Alpen-Cleopratra

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Lukas Plöchl hätte in Düsselburg wahrscheinlich für einiges mehr Aufsehen gesorgt, wenn er mit seinem Traktor eingefahren wäre, als die arme Nadine. Die erst 19jährige wurde nun zum zweiten Mal durch Menschen im ORF-Umfeld instrumentalisiert, die offensichtlich keinen zeitgeistigen Zugang zu Entertaintment haben. Im Vergleich zur modern und elegant gestylten Lena, wirkte sie deplaziert und um 20 Jahre älter getrimmt. Und es stellt sich die Frage ob man ihr damit nicht einen Bärendienst erwiesen hat.

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3 Kommentare

  1. Es ist eigentlich noch viel schlimmer, als hier beschrieben. Die österreichische Musiklandschaft ist durch Subventionen komplett degeneriert. Jeder lechzt nach dem
    größten Stück der staatlichen Torte. Schade das Nadine da nicht reagiert hat und sich
    für Gelderbeschaffung andere hergibt. Bitte hier Musikproduktionen nennen denen es gut geht, aber ehrlich. Kein Eigenmarketing.

  2. Nagehbitte! Das darf doch nicht wahr sein. Wozu dann das ganze. Ich hab das erste mal in meinem leben mit den kindern smsn geschickt. so ein bescheiss

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