Ich bin ja ein wenig zu sehr an die Einsiedelei, mit Kind Zweisiedelei, gewöhnt, die letzten 14 Jahre haben diese Spur gezogen, eine vierfüßige Spur. Wir haben unsere Gewohnheiten, sind auf einander eingespielt, was gut ist:
Das Kind weiß, Mutter niemals anreden vor dem Kaffee, Mutter nach der Arbeit auch kurz in Ruhe lassen, Mutter beim Telefonieren nicht stören, Mutter NIEMALS in den Haaren rumfuchteln..Mutterszeichnungen niemals übermalen und noch so einiges mehr.
Hört sich nach viel in Ruhe gelassen werden wollen meinerseits an. Ich gehöre, und auch das war eine Entwicklung, aber nicht zu der immer verfügbaren Sorte, ich brauche meine Inseln.
Dass ich immer da bin, also als Background, versteht sich ja von selbst, ihr Duettpartner mag ich aber nicht sein, auch nicht ihr klatschendes Publikum und schon gar keine alleswertende Jury.
Ihr Leben hat eine Bühne für sich, ich denke und das bewundere ich sehr, dass sie auf ihrer Eigenen zuhause ist, sie tanzt nicht auf fremden Brettern,
die ihr die Welt bedeuten,
sie ist gerade 14.
40 Jahre habe ich gebraucht, meinen Boden zu zimmern, viele Statistenrollen auf Tourneen wurden nicht zum fixen Engagement, ausgebuhht, oft von mir selbst, immer wieder vorgesprochen, für nicht genügend befunden, hinter Vorhänge gelugt, mich als Personal Coach probiert, haha, Wassergläser gereicht, fremde Tränen vergossen, begossenene Pudel getrocknet, an fixierten Sesseln gerückt, fast nichts ausgelassen, nur die Besetzungscouch,
bis, ja bis die Füße, den Boden unter mir als Grund begriffen, der sie trägt.
Darauf baue ich jetzt, trete nicht mehr auf der Stelle und wenn, dann ist es die Meine.
Zurück zur Zweisiedelei, seit gestern Abend trippeln 10 Füße durch meine Oase, Pyjamaparty. Nach der Arbeit, ja ich habe mein Muster durchbrochen, standen sie schon da. Tags zuvor erledigten wir den Einkauf, das Kind rotwangig und schleppbereit, so lieb.
„Ist das genug, brauchen wir nicht noch viel mehr? Ich muss die Wohnung noch putzen, das wird alles niemals reichen..“ Gebetsmühlenartige Interpretationen der Gedanken dreier bourgoiser Töchter schon als Vorwurf in meinem Kopf, Komplexe? Wieder nicht genügen? Unzufriedenheit? Die eigene Kindheit, damals aufgewachsen in einem großen Haus, von dem nichts blieb außer dem Wissen um finanzielle, wenn auch nicht emotionale Sorglosigkeit, meine eigene Sehnsucht, mithalten wollen, vielleicht sogar imponieren, fragt sich nur womit?
Betrachte kurz mit ganz alten Augen das Hier und Jetzt, es ist so anders als mein Zimmer damals, spielt plötzlich keine Rolle, ob ich dort glücklich war, nur, dass es groß, sauber und nach Status roch, bei uns riechts nach Hasenböllern und einem Hauch Meister Proper, ab und an…
GEHT ES HIER EIGENTLICH UM MICH?
“ Mama, selbst wenn du 8 Tage putzt und um 100 te Euro einkaufst, darum geht es doch nicht, unsere Wohnung wird nicht größer und kein Dachgeschoss, ja die haben alls mehr Geld als wir, na und? Die Sina, die freut sich so, sie ist so gerne bei uns, es ist doch egal, es ist wie es ist. Manches hätte ich auch gerne, aber ich habe was ich brauche. Die Lisa, ja die würde ich nicht einladen, will ich auch nicht, die wäre irritiert, bei denen schaut es aus wie abgeleckt, die Mutter ist Hausfrau,
die sieht Putzen als ihren Beruf, meine Freundinnen sind gerne bei mir und dich, dich finden sie cool und ihre Mütter mögen dich auch, weil du so bist wie du bist und ich auch. Von wem habe ich denn vieles, was ich bin?
von dir!“
Ich stehe im übervollen Diskonter und mir kommen fast die Tränen und so kitschig es klingt, mein Herz pulsiert bis in die Finger, sanft streiche ich über diese, großzügigen, klugen Wangen.
Zelebriert habe ich es das Opfersein, gejammert, mich so spät zur Handelnden erklärt, Verantwortung tragend.
Die“Kinder“ feiern haben es lustig, ich sitze im Zimmer und schreibe. Gestern Abend haben sie kurz die Trennungen ihrer Eltern besprochen, an mich die Frage einer 13 Jährigen “ Wie war das für dich?“
Es ist ihr Geburtstag, ihre Freunde, nicht meine Zweitbesetzung,
nicht mein,
kein Drehbuch
SIE.
Ein Kommentar
wunderschön.freu mich schon wenn meine ein teenie ist hihi :)))) ich finde es auch wichtig, nicht ausschließlich mutter und hausfrau zu sein und sich seine inseln zu schaffen,wohin man sich flüchten kann und es klingt alles wunderbar eingespielt