So heißt der neue Film mit Sarah Jessica Parker. Worum geht’s? Um eine Karriere Frau und zweifache Mutter aus New York. Working moms erobern die Welt der Blockbusters.
Sarah Jessika Parker spielt Kate Reddy, eine zweifache Mutter, die ihren Beruf liebt und ihrem Mann die sexy Geliebte machen will. Dieses neue weibliche Mulittasking-Rolemodels wurde in den letzten Jahren immer wieder im Feuilleton besprochen. Frauen würden sich heute viel zu viel abverlangen. Man könne schließlich nicht auf allen Ebenen super sein. Ein solch anspruchsvolles Selbstbild würde über kurz oder lang zum Burn-out führen.
Mythos Powerfrauen?
Zur Premiere des Films in den USA veranstaltete das ORF-Radiokolleg einen Diskussionsabend zum Thema `Mythos Powerfrauen‘. Im Einladungstext wurden die glücklichen Großmütter von früher heraufbeschworen, mit weißen Haaren, etwas mollig, die jeden Tag einen Mittagsschlaf abhielten. Heute stünden Großmütter unter dem Druck jung und sportlich zu sein. Ich erinnere mich noch an meine Großmutter. Sie färbte sich auch die Haare, arbeitete so lang sie konnte. Natürlich hatte sie was anachronistisches an sich. Ob die das glücklicher machte als andere Menschen? Ich weiß nicht. Meine Mutter ist die Großmutter von heute. Auch sie färbt sich die Haare, macht ausgedehnte Fahrradtouren, arbeitet und würde nie im Leben einen Mittagsschlaf abhalten.
`Dass das Anstreben von perfekter Schönheit, beruflicher Karriere und Familienidylle oft direkt ins Burn-out führt, erfahren heute immer mehr Frauen. Und so fragt sich manche, ob das in den Medien lancierte Bild der perfekten Powerfrau nicht doch nur ein neues Mittel der Unterdrückung ist?‘
Wieviele Mütter kennen wir, die immer wieder mal überfordert sind? Viele. Aber Burn-out? Ist das nicht eine Ãœbertreibung? Und welche Frau strebt perfekte Schönheit an? Und wieviele von den Müttern die sich überfordert fühlen haben in Wahrheit ganz handfeste Probleme? Viele werden am Arbeitsplatz gemobbt und sind daher permanent überfordert, wenn es um ihre berufliche Karriere geht. Andere wissen nicht, in welchen Beruf sie nach der Karenz zurückkehren sollen und sind verunsichert und fühlen sich hilfslos. Andere bekommen von den Vätern ihrer Kinder null Unterstützung und sind deswegen deprimiert und allein gelassen. Da geht es dann aber nicht um das Problem: `Mythos Powerfrau‘.
Muss man sich daher nicht fragen, ob sich hinter dieser formulierten Sorge um die Mütter nicht ein subtiler Versuch versteckt, Mütter zu unterdrücken? Sollen sich Frauen weniger rauszunehmen? Und welchen Part sollen solche Powerfrauen denn aufgeben, um dem Burn-out zu entgehen? Die Mutterrolle wohl kaum. Die Karriere oder das gute Aussehen also? Will man Frauen damit wieder an den Herd binden? Oder will man dem alten Mutter- oder Großmutterbild der asexuellen Frau frönen, die nur für ihre Kinder da ist und der daher nichts an Oberflächlichkeiten wie Kleidern und Schminke liegt?
Wenn Frauen sich mit ihrem Äusseren auseinandersetzen heißt das nicht gleich, dass sie sich operieren lassen oder auf Hungerkuren gehen um auszusehen wie Models. Mit seinem Aussehen zu experimentieren ist ein kreativer Prozess. Ob Mann oder Frau – in jedem Alter. Seinen Typ zu unterstreichen ist ein gesundes Verhalten. Und auch das Sexualleben ist keine Nebensächlichkeit. Keine Mutter hat jeden Tag Lust auf Sex und keine Mutter (und überhaupt kein Mensch) sollte sich krankhaft sexy herrichten, aber natürlich wollen auch Mütter begehrenswerte Personen sein (wie jeder Mensch) und wird sich dem auch in einem gewissen Ausmass widmen. Kann man also ernsthaft Frauen raten, ihre sexuelle Identität weniger Raum zu geben um nicht `überfordert‘ zu sein?
Wohin mit den hohen Ansprüchen?
Doch es kostet natürlich Zeit zu arbeiten, Kinder zu versorgen und sich rauszuputzen. Und Zeit ist daher das höchste Gut der Working Mom. Und weil sie fast nie genug Zeit hat, hat sie immer Stress, ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, zu kurz zu kommen. Das muss aber nicht so sein. Verständnisvolle ChefInnen, gute Ganztagsschulen und PartnerInnen die ihren Part der Kindererziehung übernehmen, können das Leben einer Working Mom richtig lebenswert machen. Nicht die Working Mom sollte ihre Ansprüche runterschrauben, sondern Lebenspartner (meist Männer) und die Gesellschaft sollten ihr Engagement raufschrauben!
Die Pointe von `I don’t know how she does it!‘ ist auch keineswegs der Rückzug von Kate Reddy aus dem Berufsleben sondern eine bessere Organisation des Alltags und der Mut zu weniger Perfektion. Für Parker selber ist das Konzept der Working Mom nicht neu.
`Frauen fragen mich oft, wie ich das alles schaffe. Aber es ist doch so: Frauen haben immer schon alles geschafft! Meine Mutter hat auch alles unter einem Hut gebracht. Ich hab es nie anders erlebt. Das war das Frauenbild dass ich als kleines Mädchen mit am Weg bekommen habe. Ich glaube daher auch nicht dass es sich um ein neues Phänomen handelt. Für die Wirtschaft und die Medien vielleicht. Aber in Wahrheit war es schon immer so.‘
Der Film wurde diesen Herbst unter anderem im Rahmen eines Events für Blogger-Mamas in New York gezeigt. Am Podium stellten sich Parker und eine Reihe anderer Karrieremütter den Fragen der Frauen. Bald wurde aus der Frage- aber eine Art Gruppentherapie-Stunde. Die Mütter standen auf und erzählten über ihre speziellen Probleme im Alltag. Den Frauen ging es nicht um die Meinung von Parker oder den anderen Frauen am Podium – sie wollten einfach loswerden was ihnen am Herzen lag. Die eine Mutter fand es belastend, dass sie als Hausfrau von ihren berufstätigen Freundinnen nicht ernst genommen wurde. Eine andere hatte ein schlechtes Gewissen, weil ihr Sohn nach der Schule bei den Großeltern war, statt in der Nachmittagsbetreuung. Ob er wohl sozial einen Nachteil dadurch erfahren würde, fragte sie sich. Und eine Alleinerziehende beschwerte sich, dass ihre Freundinnen ihr zum 40er einen gemeinsamen Trip nach Italien geschenkt hatten, aber jetzt plötzlich fragten: `Was ist wenn ich keinen Babysitter finde? Kann ich dann die Kinder mitnehmen?‘ Die Alleinerzieherin meinte, wenn sogar SIE einen Babysitter finden könnte, dann sollte das für die anderen wohl nicht so schwer sein.
Girls want to have fun, too!
Allein diese Episode zeigt, wie groß die Verunsicherung unter Mütter ist, wie selbstkritisch sie sind und wie schwer es ist sein eigenes Lebenskonzept zu finden – vor allem wenn man keine passenden Vorbilder in der Familie hat. Sich einfach zurückziehen und seine Ansprüche runterschrauben, ist wohl keine Lösung für dieses Dilemma. Eine Universallösung dafür, wie man aber tatsächlich alles unter einem Hut bringt, hat Sarah Jessika Parker aber auch nicht parat.
`Man hat einen Masterplan, aber dann werden Leute krank, die Kinder verändern sich, das Schema verändert sich, die Babysitterin hat keine Zeit. Man muss jeden Tag am Stück leben. Man kann nicht alles durchplanen denn dann kannst du nicht mehr wie ein normaler Mensch leben. Ich tu halt was ich kann. Und ich mag es ein kompliziertes und intressantes Leben zu führen. Mehr als alles andere.‘
Ein gewisser Stressfaktor gehört wohl dazu, wenn man Familie und Beruf vereinen muss. Und damit geht wohl eine zweitweilige Ãœberforderung einher. Wahrscheinlich muss frau es einfach mögen, dass manchmal das Chaos herrscht. Wahrscheinlich muss frau es akzeptieren dass nicht jedes Idealbild einer Familienfeier eingelöst wird. Wahrscheinlich muss frau manchmal dem Partner in den Hintern treten. Und frau rasiert sich nicht immer die Beine und liest nicht jeden Abend ihren Kindern aus dem Märchenbuch vor. Aber frau darf ruhig eigenes Geld verdienen, gleichzeitig eine coole Mom sein, Spass haben am sich-fesch-machen und genauso viel Powerfrau sein, wie sie will.
2 Kommentare
nach alles, nichts und etwas werden vermeintliche adjektive groß geschrieben – auch anachronistisch
mehr über den film: http://www.quax.at/news/88883_der_ganz_normale_wahnsinn_-_working_mum
den den artikel grossartig, bringt uns hoffentlich alle zum nachdenken. weiter so mädls, wir sind eben das „stärkere“ geschlecht 😉