Was hat Kronehit mit Prostitution zu tun?
Liebes Kronehit – Team!
Meine Tochter hat Kronehit lange Zeit für eine Band gehalten. Sie hat alle Lieder von der Band `Kronehit´ super gefunden und wollte immer nur Kronehit hören. Mittlerweile weiß sie, dass Kronehit keine Band ist, will aber immer noch Kronehit hören. Wir geben meistens nach und ertragen die sich wiederholenden Setlists und die inhaltslosen spassbefreiten Moderationen.
Bis gestern. Bei der Einfahrt nach Wien habe ich auf Kronehit gehört, dass der Sender das `Laufhaus Triesterstraße´ als Werbeparnter gewonnen hat. Gratuliere sag ich da! Das macht euren Sender ja richtig sexy! Denn so ein Laufhaus ist ja ziemlich sexy, oder?
Manche Frauen stehen einfach drauf mit 5 bis 20 unbekannten Männern am Tag Sex zu haben. Und zusätzlich kriegen sie auch schnelles Geld dafür. Also super für sie! Und die Männer? Das sind ganz normale Männer, die eben gerne intime Erlebnisse mit Menschen haben, die sie nicht kennen. Es geht ihnen nicht darum Macht über wen zu haben. Nein, nein. Sie leiden auch nicht unter Beziehungsstörungen, die es ihnen unmöglich macht, befriedigen Sex mit jemanden zu haben, den sie mögen. Sie genießen es einfach dafür zu zahlen, dass sie mit wen Sex haben können ohne darauf zu warten, dass diese Person auch Lust hat mit ihnen Sex zu haben.
Und nachdem Prositution was ganz normales ist, schlage ich Kronehit eine neue Form der Kooperation mit dem Laufhaus Triesterstraße vor:
Alle KronehitmitarbeiterInnen, die Töchter über 18 haben, könnten doch diese im Bordell im 10. Bezirk ein Praktikum mache lassen?! Sie würden dort neue Kulturtechniken erlernen und mit Menschen aus allen Schichten zusammenkommen. Sie hätten urviel Sex, was ja supertoll ist, oder? Vielleicht gefällt es der einen oder anderen so gut, dass sie das Studium schmeißt und dort bleibt! Ist ja nichts dabei! Ist ein Beruf wie jeder andere auch. Sollte eigentlich am AMS allen Arbeitslosen angeboten werden. Oder?
Ich persönlich finde es nicht harmlos, wenn Männer (oder Frauen) Sex kaufen. Fast alle Sexverkäuferinnen (und Verkäufer) leiden sehr unter dieser Tätigkeit. Ich glaube, alle, aber ich schreibe `fast´, falls es tatsächlich jemanden gibt, die diesen Job tageintag tagaus macht, ohne dass ihre Persönlichkeit in Mitleidenschaft gezogen wird.
Ihre eigene Sexualität stirbt ab, ihr Selbstwert leidet und sie entfremden sich von ihren Körper. Jede Prostituierte macht Gewalterfahrungen in ihrem Beruf. Der Großteil von ihnen ist in ihrer Kindheit missbraucht und vernachlässigt worden, sie sind drogenabhängig oder Opfer von Menschenhandel geworden. Sexkäufer sehen Prostituierte nicht als Menschen, sondern als Objekte an. Konsumation von Prostitution wird, wenn ein Mann dem regelmässig nachgeht, meist zu einer Sucht und muss wie eine Suchtkrankheit behandelt werden. Die meisten Sexverkäuferinnen haben ZuhälterInnen und werden von diesen ausgebeutet. Wer mit Frauenkörper handelt, handelt häufig auch mit Waffen oder Drogen.
Ich will nicht, dass meine Tochter oder mein Sohn später Prosituterte werden. Ich will nicht, dass sie ein Praktikum in einem Bordell machen. Genauso wenig wünsche ich allen anderen Frauen (oder Männern) dieses Schicksal – auch nicht den Töchtern der KronehitmitarbeiterInnen. Ich finde, dass Prostitution verboten werden sollte. Und vor sollte die Werbung dafür verboten werden. Kronehit sieht das offensichtlich anders.
Wir werden nicht mehr Kronehit hören.
Absolut Patrice ist ein elternblog auf www.familierockt.com und richtet sich an alle Mütter und Väter und auch solche die keine Kinder haben:-)
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ich kann in diesem Zusammenhang den Film “ Lilya forever“ empfehlen.
Selbst wenn man das jetzt diskutieren wollte, ob irgendwer mit dieser Tätigkeit ihre/seine Würde wahren kann oder nicht (ich möchte nicht darüber diskutieren) so bleibt doch immer die Frage offen,
dass KEIN FREIER wissen kann unter welchen Umständen er sich die Frau kauft,
durch welche Umstände sie käuflich wurde.
Gibt es ein Recht auf Befriedigung um jeden Preis?
NEIN!
ich verstehe nicht, warum sich immer irgendjemand bemüßigt fühlt, Prostitution zu verteidigen. Erst vorige Woche hatte ich diese Diskussion mit zwei Kolleginnen. Der Mann der einen geht mit Arbeitskollegen (!) bei Dienstreisen gern mal in Stripteaselokale. Meine Kolleginnen finden es nicht gut, aber Männer sind halt so. Solang sie nicht zu Nutten (!) gehen (das sind im übrigen die BÖSEN) und ehrlich sind… Weil es ist schön, dass die Männer ehrlich sind. KOOOOOTTTZZZ
Ich bin auch mal ehrlich: Es gibt KEINEN GRUND zu einer Prostituierten zu gehen, kein Pardon Frauen (und Männer) auszunutzen und wer glaubt Prostitution macht Spaß hat zuviel RTL2 geschaut und Kronehit gehört.
Wäh – echt das versaut mir schon wieder den Tag
Danke Pati für den Beitrag – es kann echt nicht oft genug gesagt/geschrieben werden
ps – das mit dem vertreidigen bezog sich NICHT auf elsa, deren Ironie ja schon hervorquoll
und ein Spruch, den ich wirklich gern mag – weil Sex ja was feines ist:
WER FICKEN WILL MUSS FREUNDLICH SEIN (und nicht die Kohle haben)
elsa, elsa, naive elsa
Eva, eva…elsa hat das ironisch gemeint:-):-):-)
ok, aber absolut genau das was manche meinen.
Buch zum Thema von Mandy Kopp:Zur Prostitution gezwungen
erstmal bin ich erleichtert, weil ich habe anfangs gedacht, IHR mögt kronehit und hört es deshalb so oft. vorallem im auto, wenn die fritzi mitfährt…
und wegen prostitution ist es halt so, dass viele männer einfach mehr sex brauchen, weil das ja bei ihnen in den hormonen ist. da kann man ja nix dagegen tun. ist ja besser sie gehen zu prostituierten als wenn sie ihre frauen nötigen. und betrug ist das dann ja auch nicht, weil es ist ja nur eine prostituierte, da gehts ja nicht ums gefühl. außerdem ist das ja das älteste gewerbe der welt, und wenn etwas so alt ist muss es ja auch gut sein. und was ich so auf dem umschlag von eienr callgirl-bio gelesen habe, haben die ja ein tolles aufregendes leben! mit ur viel geld und party und so. gangster kann man ja schlecht werden als mädchen, also traumjob: edelprosituierte.
Bravo, also du, nicht Kronehit, das ist ja wirklich das Letzte!
Und wie erklärst du das deiner Tochter?
bravo!
Das eigentliche Problem vieler Prostitiuierter ist denke ich, dass ihr Beruf durch Artikel wie diesen ständig abgewertet und nur in seinen negativen Aspekten dargestellt wird. Viele Prostituierte, Escorts etc. sehen oder befinden sich nicht in der beschriebenen Opferrolle. Ebenso dürfte die Ausübung von Macht oder sogar Gewalt zu den geringsten Motiven von FreierInnen für einen Prostituiertenbesuch zählen.
„Wer mit Frauenkörper handelt, handelt häufig auch mit Waffen oder Drogen.“ Handeln Personaldienstleister auch mit Waffen oder Drogen?
Natürlich wollen viele Prostituierte ihren Beruf, auch vor sich selbst, als selbstbestimmt gewählt und ganz ok darstellen. Niemand ist gerne ein Opfer. Gleichzeitig gibt es eine so unendliche Fülle an Lebensläufen und Wissen und Studien die klar belegen, dass Sexverkauf (und auch Sexkauf) der Psyche schadet, dass ich nicht glaube, dass man den Sexverkäuferinnen einen großen Dienst tut, wenn man diesen Beruf beschönigt und verharmlost. Dass Macht das zentrale Motiv von Freiern ist, steht außer Zweifel. Gerade sehr liebe und nette Freier werden zu sehr gefährlichen Personen, wenn Dinge passieren, die von ihm so nicht geplant waren. Bspw. wenn er nicht kommen kann. Diese Situation kann für eine Prostituierte sehr gefährlich werden. Dass Geschäft mit dem Sex ist kein Kleingewerbe das von sympatischen Strizzis geführt wird, sondern ist im Allgemeinen eine international vernetzte Industrie, die sich beim Geld verdienen nicht auf Frauen beschränkt sondern alle Formen illegaler Geschäfte nachgeht. Die Zahlen sind deutlich. Überall dort, wo Prostituion liberalisiert wurde, stieg auch die Drogen- und Waffenkriminalität. Holland dreht nicht ohne Grund die Red Distrikts ab.
Und nur weil man eine Sexverkäuferin Escort nennt, wird es nicht nobler. Jedes Mal, wenn jemand die Meinung formuliert, dass nur die Gesellschaft Prostitution schlecht macht, der Beruf aber an sich ok ist, sollte man sich vorstellen, selber diesen Beruf ausüben zu müssen, oder eben die eigene Tochter.
Die schädigende Wirkung von Prostitution auf die Psyche könnte ja auch in der gesellschaftlichen Abwertung von Prostitution liegen und muss nicht direkt durch den Akt des „Sexverkaufs“ begründet sein. Das es ausser Zweifel steht das Macht das zentrale Motiv für Freier ist würde ich bezweifeln. In der Beziehung zwischen Prostituierter und Freier dürften auch biologische und emotionale Motive eine zentrale Rolle spielen. Die „Prostitutionsindustrie“ und die Beziehung zwischen Prostituierter und Zuhälter ist jedoch sicher stark von Macht auch in Form von Gewalt geprägt. Könnte auch daran liegen, dass vor allem Personen aus dem kriminellen Bereich den Weg in dieses Millieu finden.
Was du sagst ist schon teilweise richtig aber läßt sich nicht ändern. Prostituierte werden gesellschaftlich immer abgewertet werden, weil die Abwertung bereits in den Mechanismus des Sexkaufs inkludiert ist: `Du bist, warum auch immer, in einer Situation, in der du mir intimste Dienstleistungen bzw körperliche Bereiche offerierst weil ich dir Geld hinstrecke, das du zum Überleben brauchst.´ Je verzweifelter die Lebenssitutuation der Sexverkäuferin, desto weniger Geld muss der Sexkäufer ihr hinstrecken. Und der Sexkäufer will immer wenig zahlen. Daher gibt es in Deutschland ein ungeheures Preisdumping. Denn zusätzlich zu den deutschen Prosituierten werden auch Billigkräfte aus dem Osten geholt – weil Prostitution ist ja erlaubt (die würden wenn sie es sich aussuchen könnten, lieber daheim bleiben). Am Ende kostet einmal Beischlafen 20€. Wenn ein Sexkäufer geschickt verhandelt, kriegt er dafür auch einen Analverkehr. Und natürlich zieht dieses Gewerbe Kriminelle an. Und das wird auch immer so bleiben. Weil dieses Gewerbe nie reguliert werden kann bzw verboten wird (wie in Schweden). Denn wenn man Sexkauf vollkommen liberalisiert, müssen diese Jobs tatsächlich über den Arbeitsmarktservice vermittelt werden. Es müßten Sexverkaufslehrstellen eingerichtet werden und Sexverkäuferinnen müßten Steuern zahlen und ihre Kunden Rechnungen stellen. Da das niemand will, wird Sexverkauf immer im Halblegalen bleiben und immer von Menschen verrichtet werden, die es sich nicht wirklich aussuchen können. Und wer hat keine Skrupel Menschen in Notsituationen auszunutzen um an ihnen Geld zu verdienen? Kriminelle Organisationen.
Ein Sexkäufer und eine Sexverkäuferin haben natürlich, wie du sagst, auch zwischenmenschlichen Austausch, so wie alle Menschen immer und überall. Ihre Bezeihung ist trotzdem davon bestimmt, dass der eine das Geld hat und die andere es braucht und der eine daher intime Dinge verlangen kann, die die andere unter anderen Umständen nicht tun würde. Wer seine Intimität verkauft, hat keine Intimität mehr. Das ist doch etwas, was einleuchtet, oder?
Den Artikel finde ich inhaltlich sehr gelungen, formal würde ich mir wünschen, dass die Orthographie (besonders Fallfehler) korrekter wäre, das geht mit einmal Lektorieren ganz schnell. Was das Verbot von Prostitution vs die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Ausbau der Rechte von Prostituierten betrifft: sowohl bei einer wirklichen Legalisierung (also Anerkennung als Arbeit mit den einhergehenden Rechten, Aufhebung der Sittenwidrigkeit, damit Vergehen der Freier klagbar werden etc.) als auch beim Verbot müsste man sich jeweils die Mühe machen, ein breites gesamtgesellschaftliches bzw. sozial- und arbeitsmarktpolitisches Konzept zu entwerfen und flankierende Maßnahmen überlegen, damit klar wird, welche Auswirkungen Verbot bzw. Legalisierung hätten – das betrifft Medien (welche geschlechtsspezifischen Rollenbilder werden verkauft?) den Wert von (großteils unbezahlter) Frauenarbeit (Haushalt, Erziehung, Pflege…), Einkommenunterschiede zw. Frauen- und Männerarbeit – also die Frage: wie kommt es dazu, dass wir ein hegemonial-patriarchales Rollenbild noch immer nicht überwunden haben, das Männer mit grundsätzlich mehr Macht ausstattet als Frauen? Kurz gesagt: wenn heute in Österreich die Prostitution nicht mehr nur sittenwidrig, also geduldet, sondern tatsächlich verboten wäre, glaube ich, dass das für die Betroffenen unmittelbar großteils negative Auswirkungen hätte. Weil´s dann eben im Verborgenen stattfinden und in die bekannten Keller der Nation abwandern würde. Und unsere Exekutive und Justiz damit überfordert wären. Ich glaube, da hinkt der Vergleich mit gesellschaftlich entwickelteren Ländern wie den Niederlanden leider. Wir bräuchten ein anderes Bewusstsein zur Sexualität, Macht und Geschlechterverhältnissen, damit sich in Österreich was ändert. Andererseits ist die gegenwärtige Situation mit der Prostitution in Ö. auch unerträglich. Dein Gedankenspiel mit der Vermittlung von Prostitution am AMS finde ich auch in anderem Zusammenhang noch interessant: m.E. ist die Art, wie in Österreich Arbeitsmarktpolitik betrieben wird, schon lange im Bereich der Entmündigung, Entwürdigung, Zwangsarbeit, Prostitution angelangt. Meschen, die sich nicht wehren können, werden mit Zwangsmaßnahmen in sinnlose „Arbeitsverhältnisse“ gebracht – wer sich doch wehrt (oder einfach nicht mehr kann), wird mit existenzbedrohender Armut bestraft (für die Krisen des Systems, an denen einige wenige gut verdienen). Und vielleicht gibt es da Zusammenhänge: so, wie wir es hinnehmen, dass eine ganze Bevölkerungsschicht von Arbeitslosen der Machtausübung einer gescheiterten Arbeitsmarktpolitik (einem unmenschlichen System) unterworfen wird, nehmen wir es hin, dass Prostituierte von ihren Freiern ausgebeutet werden. Beides ist inakzeptabel.
Lieber Gilbert,
Das ist kein artikel sondern ein blogbeitrag und ich kann und will keine lektoratswünsche in meiner freizeit erfüllen. Übrigens hast auch du tippfehler in deinem text. Es kommt mir aber auf den inhalt an und nicht auf die form. Ich sitz ja nicht mehr im gymnasium. Inhaltlich ist mir dein text nicht stringent genug um zu antworten. Nur eins: Nachdem in schweden prostitution schon lange verboten ist, gibt es schon zahlen und fakten über die auswirkungen einer solchen massnahme. Dänemark scheint nachfolgen zu wollen, weil die auswirkungen deutlich positiv sind. Es passiert um einiges weniger ‚im keller‘ weil es verboten und ist und daher mit grossen aufwand verbunden ist. Dadurch werden die gewinnspannen geringer. Ausserdem ist die nachfrage stark zurück gegangen. Wenn man die gesetzeslage nicht auch bei uns verändert, wird österreich sich nicht weiterentwickeln. Aber ich danke dir, dass du dir solche mühe gemacht hast, deine meinung zu posten.
Liebe Patrice, ich hab ja ganz bewusst den Inhalt gelobt, bevor ich die Form kritisierte (und natürlich hab ich mir damit bei dir ein Eigentor geschossen, das ist ok ;)). Auch wenn´s ein blog ist, die Lesbarkeit leidet schon ziemlich bei sooo vielen Fehlern. Aber egal, Hauptsache ist der Inhalt, das seh´ ich genau so. Von wegen Freizeit – mein Eindruck war, dass dein blog neben privaten Aktivitäten auch der Bekanntmachung bzw. Dokumentation deiner beruflichen bzw. unternehmerischen Enterprises dient, ist das nicht so? Also ein cooles Lektorat wär wohl klasse, ist aber sicherlich schwierig zu organisieren. Zum eigentlichen Thema: Ich möchte mir die Zahlen aus Schweden mal ansehen, aber eine grundlegende Wahrheit ist leider, dass unterschiedliche Länder mit ganz unterschiedlichen Gesellschaften, Entwicklungen, Geschichten nicht so einfach miteinander zu vergleichen sind, wie man das plakativ gerne hätte. Ein Prostitutionsverbot in Schweden entsteht anders und wirkt anders als in Ö – allein die Arbeitsmarktsituation, die Geschlechtergleichheit und religiös geprägte Moralvorstellungen (um nur 3 Bsp. zu nennen) sind in beiden Ländern ganz anders. Ich bin bei dir: es muss sich vieles ändern. Aber ich glaube, die „Österreichische Psyche“ kann mit Verboten gar nicht umgehen, die fordern hierzulande geradezu den Mißbrauch heraus – was wir bräuchten, wäre Aufklärung, Bewusstseinsbildung und in Folge Ächtung missbräuchlicher Machtstrukturen – und das würde notwendigerweise neben einer Beschäftigung mit dem Thema Prostitution auch eine Revision der Arbeitsmarktpolitik bedeuten (was du leider ausklammerst, aber wahrscheinlich passt das auch nicht auf deine Zielgruppe bzw. Lebenswelt?). Und: es war gar keine Mühe, auf deinen blog zu antworten, sondern eine Freude! Alles Liebe und weiterhin viel Erfolg – ich les´ als (noch) kinderloser Angestellter deinen blog gern, um gelegentlich mal andre Lebenswelten mitzukriegen- , gilbert
In Österreich ist die Rechtschreibpolizei immer schnell zur Stelle:-) Ich bin aber leider Legasthenikerin und deswegen werden die LeserInnen mit Fehlern leben müssen. Blogs sind gewöhnlich keine professionelle Publikationen. Meiner auch nicht. Hier kommt alles vor, was in meinem Leben grad wichtig ist und daher auch mal was über mein Geschäft, aber ich verdiene mit ihm kein Geld und zahle daher auch kein Lektorat. Keine LektoInnenr würde außerdem um 12.00 Nachts schnell mal einen Blogeintrag lektorieren, nur weil ich mir grad einbilde einen schreiben zu müssen.
Unterschiedliche Länder entwickeln sich unterschiedlich, weil sie unterschiedliche Gesetze und Reglemente implementieren. Der einzige Grund dafür warum sich im österreichischen Schulsystem nichts tut, ist weil nicht getan wird. Langsam wird die Ganztagsschule eingefürht – aber 30 Jahre zu spät. Was haben die ÖsterreicherInnen davon, dass wir österreichtypisch so lange gewartet haben? Genauso können wir den Sexkauf ewig im Halbilegalen lassen, was dazu führen wird, dass die Arbeitsmarktsituatio und die Geschlechterungleichheit etc so bleiben wird, wie es ist. Und es wird weiterhin einen relativ regen Handel mit Frauenkörper geben, der sich weiterhin teilweise offen, teilweise in illegalen Bordellen abspielen wird. Dass auch flankierende Massnahmen gesetzt werden müssen, ist selbstverständlich und absolut machbar. Es braucht Suchtberatungsstellen für Sexkäufer und Sexverkäuferinnen (schnelles Geld zu verdienen kann auch eine Sucht werden, die einen dazu veranlaßt das eigene Bedürfnisse nach körperlicher Integrität zu vernachlässigen). Es braucht Ausbildungsangebote für Frauen, die aussteigen wollen und es braucht eine eigene Abteilung in der Kripo die sich mit Zuhälterei und Sexkauf beschäftigt. Dafür gibt es Modelle und die funktionieren bei österreichischen Sexkäufern und Sexverkäuferinnen genauso wie bei schwedischen oder norwegischen. Ich finde aber, dass der Vergleich der Situation einer Sexverkäuferin mit einem Arbeitslos gemeldeten, der sich für ein paar Wochen in einen sinnlosen Kurs setzen muss bzw einen miesen Job annehmen muss, nicht gezogen werden kann. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche paar Schuhe.
Danke für die anregende Diskussion, Gilbert und einen schönen Tag. Vielleicht postest du ja noch was!
Liebe Patrice, einfach ein super spannendes und relevantes thema, das du da anreißt, mit dem ich mich durch deinen blog jetzt wieder mehr beschäftige – ich könnte mir vorstellen, dass ein prostitutionsverbot dann funktioniert, wenn es gekoppelt wird mit garantiertem, bedingungslosem grundeinkommen in ausreichender höhe,- und, wie du schreibst, mit vielen flankierenden maßnahmen, die letztlich alle an den ressourcen der betroffenen ansetzen müssen. aber bei diesem punkt bleibe ich vorerst: die gegenwärtige krisen/armuts/arbeitsmarktpolitik treibt menschen in die kriminalität (von schwarzarbeit über drogenhandel und prostitution bis zum banküberfall). aus meiner sicht (ich arbeite mit menschen, die wohnungslos geworden sind) sind es auch nicht die paar Wochen im ams-kurs, die diesen effekt auslösen, sondern – was leider immer häufiger wird – perspektivenlosigkeit über monate und Jahre, die sich mit zunehmendem alter verschlimmert, krank macht etc. ich finde es jedenfalls grandios, dass du auch schwierige themen aufgreifst. Danke für die inspiration, lg gilbert