Ich bin so um die 5 Jahre älter, als die meisten mit denen ich Umgang habe. Als ich die Mitte meiner 30er überschritt, begann ich immer öfter mich als die alte Frau zu bezeichnen, erntete Kommentare, wie, „aber du bist doch noch nicht alt, du kannst doch alles noch machen“…Schulterzucken meinerseits. Nicht mehr so leicht, schlage ich mir Nächte um die Ohren, kann mich nicht mehr trösten, mit der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Erfüllungen, manchmal ist auch ein Traum schon zu lange her. Vieles geht sich einfach nicht oder nicht mehr aus, nicht nur aus Mangel an Begabung, Mut, Gewogenheit des Schicksals, sondern schlicht aus Mangel an Zeit.
Schneckentempo. Ich war um die 16, als ich mich das erste Mal selbst sagen hörte „wenn ich eine Lebenserwartung von 130 Jahren hätte, dann wäre meine Entwicklung, mein Energiepotential in Ordnung“
Ich bin noch schneller müde als früher, mein Körper baut ab, aber wenn ich denke, welch strenge Richterin ich zu mir selbst in meinen 20ern war, eine falsch sitzende Locke und übertrieben gesprochen, mein Tag war gelaufen.
Wieviel gütiger bin ich heute mit mir, angesichts zunehmender Faltenbildung und sonstiger manifestierter Lebenszeichen, das Innere ist nicht mehr so leicht außer Kraft zu setzen. Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal am Liebsten die Spiegel verhängen würde, denn ich brings nicht zusammen oft, mein Gefühl endlich auf Null zu sein, im positiven Sinne, also die Vergangeheit endlich versöhnlich ohne Hadern zu betrachten und jetzt, als ich anzufangen und mein INDERMITTEMEINES LEBENSGESICHT.
Ich betrachte Frauen um mich herum, derzeit richtet sich mein Focus auf Frauen in Ihren 50ern, wie leicht spricht man,wenn man jung ist, über dieses in Würde altern, wie groß ist aber die Angst oder der reelle Verlust des einfach als anziehend betrachtet zu werden, der anerkennende Blick, das Begehrtsein. Als ich zwanzig war, erzählte mir eine 60 jährige Freundin, weißt du, es gab einen Punkt, da wurde ich unsichtbar, unsichtbar in den Augen der Männer, als wäre mit dem Abnehmen der Östrogene alles Liebenswerte verschwunden,
das ist das, was in Wahrheit schmerzt, nicht die Haut, die hängt.
Damals dacht ich mir, das kann mir nicht passieren, denn ich war nie ein Blickfang in männlichen Augen ( ja die falsch sitzende Locke, das seltsame Gesicht, alles falsch, wie lächerlich heute, wenn ich meine Krampfader betrachte, die Fältchen die mehr schon Krähen als Lachen sind)
Die Mitte des Lebens ein Stehen am Grad, offen für beide Seiten, die der Jugend, die noch Ausläufer hat im Jetzt und das Alter, das langsam anklopft und spürbar macht, das Müderwerden, der schlurfende Gang nach einem langen Tag, ein Ausblick auf den Stock in 20, 30 Jahren, der mir Halt geben muss, wenn es gut läuft, kann er das dann, vielleicht.
Bemitleidenswert? Soll man Mitleid mit sich haben, weil man Mensch ist, ist jeder Mensch zu bemitleiden, weil er vergänglich ist?
Es ist ganz neu und jung und frisch das Älterwerden, nicht nur in der Theorie der Ferne und da ich an das Gedächtnis jeder Zelle meines Wesens glaube, vertraue ich darauf, dass es nicht weggehen wird, sondern bleibt mein AufbruchsIch meine träumende Verklärtheit, wenn mein verschmitzetes Lachen, dann auch stärker werden muss, um sichtbar zu werden hinter den Falten meiner Haut,
ein Auftrag an mich selbst und vielleicht, gelingt mir noch das Ein oder Andere
und manches von dem, was es nicht tut und nie Wirklichkeit wurde,
hatte vielleicht den Sinn ein Traum zu bleiben,
damit noch welche übrig sind
am Schluss.
Verklärter Gedanke, vielleicht auch dieser, aber tröstlich. Das Alter ein Blick von oben, das Relief der verschlungenen Einbahnen, Sackgassen, Highways ordnen sich, die eigene Fußabdrücke, ein kleines Stück Leben, aber das Eigene und das Einzige.
Go for it.
Ein Kommentar
Funkelblau, mag sein dass dir so manches im Leben nicht so gelingt wie du willst. Aber Schreiben kannst du wirklich verdammt gut. Mir bleibt immer wieder die Luft weg!