Die Mama meiner Mama ist 91 und wohnt in Nordschweden. Bis jetzt hat sie in einer eigenen Wohnung gewohnt. Mehrmals am Tag kamen BetreuerInnen vorbei und halfen im Alltag. Für den Notfall hatte sie einen Notfallsknopf um den Hals hängen. In ein Altersheim wollte sie nie. Vorher würde sie lieber sterben.
Altersheim
Doch jetzt hat Oma aus gesundheitlichen Gründen doch müssen. Daher musste wohl oder übel ihre Wohnung aufgelöst werden. Also haben sich meine Mittsechziger-Eltern in einen LKW gesetzt und sind über desaströsen polnischen Straßen nach Schweden getuckert. In Nordschweden angekommen, haben sie meine liebe Tante Margareta getroffen und gemeinsam die Wohnung geräumt und auch unter einander aufgeteilt, was nicht verkauft werden sollte. Die beiden Schwestern haben sich sicher schon zu schöneren Anlässen getroffen, aber sie haben trotzdem zwar arbeitsame aber nette Tage verbracht. Bissi Wein trinken am Abend, gemeinsam Fisch braten und plaudern. Danach sind meine Eltern wieder 2000 Kilometer heimgefahren und waren relativ müde, als sie letzten Montag um 7.00 morgens wieder im burgenländischen Stoob angekommen sind. Heute haben wir sie besucht und hatten einen schönen gemeinsamen Altweiber-Sonntag (Opi hauen inklusive).
Kunsthandwerk
In Schweden gehört Kunsthandwerk zum Alltag und daher sind selbstgewebte Geschirrtücher mit eingestickten Initialien was ganz Gewöhnliches. Mama hat mir heute ein Geschirrtuch von Oma geschenkt. BZ ist eingestickt und steht für Birgit Zetterberg. Außerdem hat Mama mir ihr Messingbesteck geschenkt. Von diesem Besteck habe ich an jedem Feiertag, seit ich ein kleines Mädchen war, gegessen. Es ist immer noch sehr modern, finde ich. Und diesen Weihnachten wird es auf unserem Tisch gedeckt werden.
Ich hab Omas Geschirrtuch in eine Lade gebettet und mit Fritzi die Besteckteile geputzt und dann drauf gelegt.
Drehachse des Lebens
Vielleicht wird sie auch einmal gemeinsam mit ihren Kindern dieses Besteck verwenden? Schöner und schrecklicher Gedanke zugleich. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl es von meiner Mama anzunehmen. Irgendwie hätte ich gerne dass es bis ans Ende meines Lebens auf dem Tisch meiner Eltern liegt und ich damit leckere von meinem Vater gekochte Mahlzeiten zu mir nehme.
Ich bin an der Drehachse meines Lebens angekommen.
Und meine Oma? Die hat jetzt ein 30 Quadratmeter-Zimmer im Altersheim und es geht ihr dort so fabelhaft, dass sie kess angekündigt hat doch nicht vor dem nächsten Frühling sterben zu wollen.
Keine Kommentare
Über beides habe ich lange nachgedacht! Hast du den Blogeintrag auf deinem neuen IPad gelesen, den du zu deinem 43. Geburstag bekommen hast?
Der war gut. angenommen. Ja, sicher auf den Päd.
I Pad
kleine Berichtigung: Deine Grossmutter ist 92, bald 93 und Besteck aus Bronze
Sehr schöner Blogeintrag. Ich hätt auch gerne so ein Familienmessing!
das erste foto ist so wunderschön!!