Löwa und Pampam

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Heute gab´s eine Nachmittagsparty mit Freunden, die Micke und ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Alle waren wir früher Mods, haben Soul und Ska gehört, Fanzines gelesen, sind mit Roller auf Allnighter nach Linz und so gefahren und haben unsere eigene Kultur abseits der Esprit- und Schöpstragenden SchulkollegInnen gelebt. Darunter ein Pärchen, die auch ein Kind haben. Früher haben wir oft was unternommen gemeinsam. Mit und ohne Kinder. Dann waren wir plötzlich mit dem Studium fertig, fingen an zu arbeiten wie die Deppen, die Kinder gingen in die Schule, heißt jeden Tag um sieben aufstehen, Lernstress und also alles voll Hamsterrad. Ich glaub, das war der Grund, warum plötzlich nichts mehr ging im Zeitplan. Wie ärgerlich, weil sie sind beide so pointiert und sensibel. Viele Leute über 30 legen nämlich ihre Sensibilität ab und werden plump und einfallslos.

Mit einem anderen der heutigen Runde bin ich als Teenager fast täglich rumgehangen. Er ist ein Simmeringer Arbeiterkind, also keine Faxen, alles grad raus. Ich finde, er hat sich seit damals nicht viel verändert. Im Guten mein ich das. Er ist immer noch ein Vielquatscher – im Guten mein ich auch das – , er ist ungeheuer international und hyperinteressiert an allen. Wir haben natürlich über alte Zeiten geredet, als es noch nicht Libro hies, sondern Libro Diskont, als es noch Pampam gab, Löwa und Niedermayr. Der eine aus der Runde hat noch heute Stress am Samstag Vormittag: `Wir müssen schnell los! Die Geschäfte sperren um 12.00!´ Er hatte immer um 11.45 Schule aus und hatte also 15 Minuten Zeit in den Supermarkt (zB.:  in den Löwa oder Pampam) zu laufen und Bier für den Abend zu kaufen. `Ich war nicht im Gymnasium,´ lacht das Arbeiterkind. `Ich hab eine Lehre gemacht und ging am Samstag nicht in die Schule. Also  konnte schon am Freitag Party machen.´ Noch heute schwingt die Freude über das Stück mehr Freiheit mit. Freiheit war damals eigentlich das allerwichtigste. Ich finde es immer noch wichtig.

Schön war das heute. Mit einem etwas tragischen Zwischenfall: Diese Dose Chilli wollten wir eigentlich gemeinsam essen (was in sich schon etwas Tragisches hat), aber keiner von uns hat es geschafft sie zu öffnen. 6 Erwachsene versuchen eine Stunde lang eine Dose mit einem Dosenöffner zu öffenen und schaffen es nicht. Traurig aber wahr.

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About Author

Patrice Fuchs ist 41 Jahre alt, betreibt in Wien ein Umstandsmoden- und ein Designgeschäft, eine Zeitung "Familie Rockt", eine Fernsehshow "Familie Rockt TV", dreht Dokumentationen und unterhält dieses Elternblogportal. Aja und Mama von drei Gschropen ist sie auch.

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