Nachgeschmack

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seltsam gestimmt suche ich wieder die für sicher geglaubte Zuversicht, sie scheint eine Pause von mir zu brauchen, ich hingegen, ich wusste schon was sie mir wert ist, bevor sie ging. Alt und erfahren mit mir selbst genug, bin ich sicher und glaube fest daran, dass sie wieder auftauchen wird, wortlos unerwartet, so wie sie ging. So igelte ich mich ein die Woche, soweit einigeln ein 40 Stundenjob erlaubt, an Stacheln jedenfalls mangelte es nicht.

Zuversicht hin oder her, die vertraute Jammer und Opferrolle muss sich eine andere Darstellerin suchen, sie bringt nichts, Mitleid ist sowieso nicht erstrebenswert, Zuneigung schon, also werde ich mir geneigt bleiben und mich zum Handeln schieben. Datenspeicher und aufscheinende E-Mailadressenskeptisch vermeide ich hier weitere Beschreibungen meiner Arbeitswelt, ich werde sie nicht ändern können, ich kann nur immer mehr Energie verlieren, in Hierarchien  dieser Art.

Bewerbe mich hier, bewerbe mich da, ansonsten schlief ich viel und träumte wenig.

Aufgeregt habe ich mich über Aufforderungen zum Denunzieren, Tatort Schule, Delikt Vermüllung ( Täterschaft weder Einzelner noch der ganzen Klasse beweisbar), Konsequenz, Direktorinstandpauke, keine Gelegenheit zum Gegenargument, Androhung von Schulverweis, auch kleine anonyme Zettel wären als Aussage sehr erwünscht, die Klassengemeinschaft sei ja selten gut.

Ich schickte dem Klassenvorstandsprofessor auf seine seltsame E-Mail an alle eine Antwort, diplomatisch zwar, aber das musste sein. Peanuts im Schulwesenmüttergeschäft, dem Kind geht es gut, die Klasse hält zusammen wie Pech und Schwefel, Zusammenhalt,

Halt.

Gestern ging ich auf ein Konzert in den Ragnarhof, die Musik war nicht besonders, fand ich, andächtig saßen ca 50 Leute im Raum, unterbrochen nur durch 2 kleine Kinder, die völlig verständlich einen ziemlichen Wirbel schlugen. Ich kämpfte mit verschiedenen Facetten meiner Selbst, ich finde es gut, wenn Kinder Teil von allem sind, naja von fast allem, Kinder haben ihre Bedürfnisse, still sitzen und lauschen steht da bei 3 Jährigen nicht an erster Stelle, ich bewundere auch, wenn Eltern dann gelassen ihr Recht einfordern mit den Kindern sein zu dürfen, aber dürfen die anderen nicht auch sein und einfach zuhören dürfen? Sind die Bedürfnisse von Mama, Papa und 2 Kindern wichtiger als die von den anderen 46 Menschen im Raum?

Vielleicht spricht aus mir der Neid, ich hätte das nie gekonnt, wäre gegangen, Papa war ja nicht an meiner Seite, aber wäre er gewesen, ich hätte mich mit ihm abgewechselt, mal er, mal ich mit den Kindern draußen im Garten. Diese Form von Selbstbewusssten DASEINDÜRFEN kenne ich nicht, also entlarvt, ein Mangel spricht aus mir.

Es mangelt mir an Luft, also gehen wir in der Pause in den Garten, mit dem Rücken zur Wand, ich höre es knistern, ich höre Sätze, wie gleich geht es los, ein Fall für „Heute“, aufgeregte, nein erregte Stimmung, naiv denke ich, hinter uns wird gegrillt odeer irgendein Sohohappening wird vorbereitet, wir drehen uns um,

es brennt, im Haus gegenüber dicker, beißender, schwarzer Rauch, ein Knall, eine rote Stichflamme, ich starre, ich kann es nicht fassen, ich sehe die 2 vor mir wippend in der Hängematte gemütlich hinüberblicken, gelangweilt“Ja die Polizei und Feuerwehr wurde schon gerufen, alles gut“ als die Rote Flamme aus dem Fenster knallt werden die Handys zum Fotoanschlag gebracht.

Meine Freundin meint das kann nicht so sein, das ist ein Happening, ich nicht mehr, es ist angekommen in meinem Bewusstsein und wir verlassen den Ort, ich könnte alle schlagen, sage“ sehr lustig? Ich finde euch zum Kotzen“

Draußen auf der Gasse riecht es Beißend vom Gürtel laufen uns Menschen entgegen und fragen, ob und wo es denn brenne und machen sich auf den Weg zum Happening der Realtität,

am Morgen steht in der Zeitung “ Wohnungsbrand in Ottakring, ein Mann starb“

Am Morgen gehe ich über den Rathausplatz, irgendein komischer Kirtag wird dort aufgebaut, Biertische und Batiktaschen, fast am Ring steht ein altes Kettenkarusell, ein schönes Bild, vom Burgtheater weht eine schwarze Fahne, wäre es in Betrieb, ich würde eine Runde drehen, beim Karusselfahren ist eine Runde nicht genug, das sich im Kreise drehen schafft die Illusion des Fliegens und ich flöge gerne,

auch mittenhinein in den alten Theatertraum, wo alle Dramen ein Drehbuch dirigiert.

Langes Wochenende, Zeit und der ersehnte Abstand, schau Sarah Jessica Parker und bewundere ihren perfekten, runden Hinterkopf, das Einzige, das rund an ihr ist, fast. Dann stoße ich, keine Ahnung warum, auf Texte von Liedern, die die Knef sang, fernere und unbekannter als die immer verregnten roten Rosen.

Nah fühle ich mir ihr, nein sie kommt meiner Stimmung nah. Im TV läuft ein Film über eine 4 Fache Mutter, da wird nichts ausgelassen, alleinerziehend, 4 Kinder von 4 Vätern, der neue Freund ein Krimineller, der Kleine stirbt fast an den bunten Pillen, die er in der Bomberjacke findet, Jugendamt, abgedrehter Strom, Frau wird wieder schwanger, puuh

kommt meiner Stimmung nicht nah, zu plakativ, der Freund benutzt sie als Drogenkurier und schummelt ihr Drogen in die Windel des jüngsten Kindes. Ich dreh ab, dreh die Musik auf.

So, mag ich mich auch im Kreis oft drehen, Spuren ziehen und Furchen, einen Kokon spinnen um mich, unsympathisch unglücklich sein von Zeit zu Zeit, das alles bin ich und von allem auch das Gegenteil.

Ich muss an die Frau denken, die heute um 7.30 vor mir an der Kassa war. Ein Weckerl und eine Schachtel mit einer Flasche Don Perignon, die 105 Euro zahlt sie mit Bankomat und verstaut den Champagner und das Brot in Ihrem Einkaufsshopper, schürzt die beige Strickjacke und zieht in ihren Gesundheitsschuhen von Dannen

mit Selbstverständlichkeit.

Ich werde auch wieder in Prickelstimmung sein, Champagner wäre köstlich,

muss aber nicht sein.

Ich weiß wie er schmeckt.

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