Muttertag und News

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Ich hab das erste Mal seit Jahren die letzten Wochen keine Blogmotivation gefunden. Dieses ständige Heraushängen des Privatlebens, immer diese Entblößung und das Zurschaustellen meines Glücks! Dauernd sprechen einen Leute auf der Strasse an und fragen: „Seid ihr wirklich so eine glückliche Familie? Und ist der Micke wirklich so ein wundervoller Mann, wie es im Blog wirkt? Wascht er tatsächlich manchmal ab, oder übertreibst du? Und kennt er die Vornamen seiner Kinder wirklich auswendig?“ Die Bewunderinnen sind wirklich lästig aber die Hater sind zumindest erheiternd! Sie kommen auf mich zu und schauen mich abfällig an und sagen mit Eckel in der Stimme: „Wenn du so narzisstisch bist und denkst, dass IRGENDJEMAND liest deinen Blog, bist du selber schuld. Zum Beispiel als du über deine Amerikareise geschrieben hast! Oder über dein Weihnachtsfest. Oder dass du AHDS hast…Diese Nabelschau ist widerwärtig. Aber bitte, das musst du eh mit dir selber ausmachen. Aber was du deinen Kindern antust! Das ist krank! Wart nur, bis sie 30 sind und sagen: `Mutter, was du uns angetan hast! Mein Freund hat im Internet erfahren, dass ich mit 8 Jahren auf Kronehit-Musik gestanden habe, und jetzt hat er mich mit den 5 Kindern sitzen lassen. Du hast mit deinem Blog mein Leben zerstört.´“

Nein, also in echt ist mir nichts zu bloggen eingefallen. Nicht, dass mein Leben fad wäre, aber mir kommt vor, ich hab eh schon über alles gebloggt, was so passieren kann. Beruf wechseln, Kinder dazukriegen, Krankheit, Schönheits-Op´s. Dabei sollte ich mir keinen Stress machen. Das ist das ja die Idee eines Blogs, dass man über normale Dinge, die passieren, bloggt. Also zb gestern. Da war Muttertag. Ein wichtiger Tag in meinen Leben. Ich will zumindest einmal im Jahr wahrgenommen werden.

Mein Muttertag

Muttertag 2015

Ich wachte also auf und dachte mir: „Wo sind die Geschenke“. Dann kam ein 4jähriger sehr konzentrierter Stöpsel mit einem bis zum Rand gefüllten Kaffeehäferl auf mein Bett zu und hinterließ eine Kaffeespur auf ihrem Weg. Den Rest trank ich zufrieden aus. 10 Minuten später lag der Stöpsel und noch zwei andere Familienmitglieder neben mir am Bett und machten Krach. Und ich bekam meine Geschenke. Zb. eine aus Pappmasche hergestellte Obstschale.

Muttertag

Dann gingen wir ins Hardrock Café brunchen. Ja, es gib ein Hardrock Café in Wien. Dort hängt zb eine Gabalier-Lederhose.

hardrock cafe

Dort konnten sich Mamas schminken lassen und die Lampen waren aus Mikrophonen. Danach hauten wir uns in den Stadtpark wo es viele Stände mit Essen und Delikatessen gab. Viel Wein und Marmelade und Kürbiskernöl. Gähn. Wir legten uns zum ÖBB. Die hatten den besten Stand: Dort gab es große Bodenmatratzen. Irgendwie schafften wir es, wie immer, die lauteste Familie am Platz zu sein. Unsere Regel ist: Die Kinder dürfen laut sein, wenn sie gut drauf sind. Wenn sie schlecht drauf sind, dürfen sie nicht laut sein. Außer sie versuchen uns zu erpressen, dann können sie so laut sein, wie sie wollen, aber kriegen trotzdem nicht, was sie wollen. Gestern waren sie laut und gut drauf, aber auch so unruhig und schräg und wir Erwachsenen auch und ich bin sicher, die Menschen verstehen uns nicht. Wenn sie uns sehen, denken sie sich: Warum sind die so? Warum verstellt die Frau immer ihre Stimme? Warum glaubt das Mädchen, dass sie ein Hund ist? Warum jagt der Papa das große Kind fast in den See?

muttertag

Aja, übrigens gibt es ab dieser Woche eine Art Radioblog von mir auf Superfly. Also immer wieder einschalten. Kommt morgen das erste Mal. Und die NZZ.at hat mich auch zum Thema Familie und Liebe interviewt. Was dabei wohl rausgekommen ist? Die sehr sympatische Barbara Kaufmann hat mich übrigens interviewt. Nicht Fleischhacker oder gar Rudi Fussi.

News

Und im übrigen will ich noch anhängen, dass ich genug hab von Chefredakteuren oder ehemaligen Chefredakteuren und Möchtegern-Geistreich-Redakteuren, die sich darüber beschweren, dass sich die „Ladys“ vom News zu sehr in den Vordergrund stellen und sich selber pushen etc. Endlich einmal wird eine große, männlich besetzte Wochenzeitung von einer Frau geführt, die auch noch Vertrauensfrauen dazuholt und macht das Ganze neu. Von allen Möglichkeiten dieses neue News zu kritisieren, ist es die schlechteste, die Frauen dafür zu kritisieren dass sie sich in den Vordergrund stellen. Ihr Medienmänner seids halt noch nie in einem Feminismusworkshop gesessen und auf lang Sicht macht ihr unsere Wirtschaft kaputt, ihr selbstüberschätzenden Egofokus-Durchschnittstalente.

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6 Kommentare

  1. Obwohl ich keine Familie hab lese ich Deinen Blog seit Jahren immer wieder extrem gern. Außer dass er mir lustige Gefühle macht trägt er irgendwie auch zu meiner Wachheit dem StadtLeben gegenüber bei. Als ich Dich und Deine Familie einmal auf der Straße sah wurde ich ganz aufgeregt und wusste gar nicht mehr, wie das gleich nochmal geht mit dem unauffällig gucken – ich hoff ihr habt’s es nicht bemerkt! ;p

    • Absolut Patrice on

      Oh Gott!Und ich weiß nicht wie ich mich „normal“ verhalten kann, wenn mich jemand beobachtet und ich es nicht weiß. Ich hoffe wir haben nicht gewirkt, als seien wir nicht ganz bei Trost!:-) Danke!

  2. Daumen hoch – für deinen Blog, deine Meinung, deine Arbeit! Lese seit mehr als 2 Jahren Zeitschrift und Blog, bloß nicht aufhören!! Alles Liebe! 🙂

  3. Absolut Patrice on

    Das ist natürlich sehr sehr sehr motivierend! Danke dir für den ganz lieben Kommentar! Made my day!

  4. Liebe Patrice,
    Normalwerweise schreibe ich keine Kommentare. Aber dieser Eintrag hat mich nun doch dazu bewogen ins Internet zu tippen: ich lese Familie Rockt regelmaessig mit grossen Vergnuegen, ich habe auch viele der Videos gesehen, und finde (das meiste) extrem gut. Die Blogs sind authentisch. Bitte so offen und ehrlich weitermachen!!!!

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