Weihnachten wie damals war einmal

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Offensichtlich blogge ich nur mehr zu Weihnachten. Oder eher jedes zweite Weihnachten. Ich hab scheinbar nur mehr wenig Interesse über meinen Alltag, über meine Projekte und Gedanken zu erzählen. Ich will offenbar nur mehr stimmungvolle Fotos von Einrichtung und Essen posten. Was aber nicht heißt, dass nicht konstant sehr viel in meinem Leben passiert und ich urviel nachdenke.

Zum Beispiel über Weihnachten: Ist Weihnachten top oder drop? Einerseits ist es ein einladendes Konzept im kalten Winter Kerzen anzuzünden, glitzernde Kugeln in einen Baum zu hängen und Speisen auf den Tisch zu stellen, die man sonst selten isst. Das letztere ist übrigens historisch gewachsen. Wir essen zu Weihnachten vor allem Speisen, die aus der Mode gekommen sind. Also Speisen, die wir eigentlich nicht mehr so recht mögen. Denkt nur an den Weihnachtskarpfen. Unsere Festtagsessen waren früher mal ganz ordinäre Alltagsspeisen die es im Überfluss gab. Als sich die Menüpläne modernisierten, wollte man sie aber nicht ganz „loslassen“ und hat sie in die Festtage geparkt. Damit man sie zumindest hin und wieder noch genießen kann – auch aus nostaligischen Gründen.

Auf der anderen Seite ist Weihnachten ein bissi wie eine Massennötigung. Man ist schon im November nervös, ob man den Kindern einen „magic“ Abend wird schenken können, ob man sich mit der Familie arrangieren wird, dass man eh nicht zu viel Geld ausgibt…Und dann gibt das Datum ein noch strengeres Korsett vor: der Tag der multiplen Erfüllung aller materieller und emotionaler Ansprüche ist dann der 24.12. Und wenn dieser 24.12. nicht idyllisch abgelaufen ist, dann ist man VersagerIn und das kommende Jahr steht unter keinem guten Polarstern. Das grenzt an Aberglaube.

Und auch das Konzept „Weihnachtsgeschenk“ widerspricht mittlerweile unserer Lebensrealtät. Früher kratzte man zu Weihnachten sein Geld zusammen und kaufte langersehnte und notwendige Sachen. Bis zum Geburtstag gabs dann nichts. Heute kaufen wir uns regelmässig Kleider und kleinere und größere Sachen. Wer Menschen heute die selbe Freude mit Geschenken machen will wie vor 50 Jahren steht auf verlorenen Posten.

Aber nichts gegen Weihnachten. Im Kern ist es leicht nette Weihnachten zu haben. 1-2 nette Geschenke, die man gut auswählt und extra nicht vorab erfüllt hat. Und viel ästhetische Stimulierung. Wer allein ist, gönnt sich was und strengt sich bissi mehr an als sonst – man kann auch sich selbst verwöhnen. Und wenn man will, geht man zu anderen Leuten und bemüht sich, ihnen einen schönen Abend zu machen – nicht nur dasitzen und warten was passiert. Aber das gilt natürlich für alle. Auch für Grosseltern, Nachbarn, Babys und Haustiere. Kerzen, Drinks und ein bisschen Witz. That´s it.

weihnachten 2024

Diese Vase hab ich auf einem Flohmarkt um 2€ gekauft.

vintage

Diese Kugeln um 8€.

Goblenz

Gemeinsam mit Gablonzer-Anhänger kamen sie auf dem Baum.

rote beeren, finnischer wandteppichHier hab ich schöne Äste in die schöne Vase gesteckt, aber man sieht sie leider nicht.

Ton

Heute morgen gabs bissi Streit und einen guten Kaffee aus einer selbstgemachten Tasse.

Währenddessen hat sich Tomte ein Spiegelei gemacht. Er hat einen harten Tag vor sich. Er muss viele Wünsche erfüllen.

Wunschliste

Und mein Weihnachts-Motto ist: Wenn jemand gschissen ist – sei sehr freundlich zurück. Aber nicht immer!

PS: Vor zwei Jahren schrieb ich über einen Freund, der seine Eltern nie wieder sehen wird, weil er auf Grund des Assad-Regimes nicht nach Syrien einreisen kann. Dieses Weihnachten hat er bei ihnen verbracht. Nur wenige Tage nach dem Coup ist er heimgefahren.

Ich frag mich, wieviel Menschenleben hätte es gerettet, wenn man Assads früher ausgeschaltet hätte? Ein Regime, das offenbar nur mehr scheinbare Macht hatte.

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