Wenn die Liebe ausbricht

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ach waren das entspannende Tage letzte Woche, die Küche kalt, aufstehen wenn es der Körper will, endlich mal wieder nicht fremdbestimmt  leben und auch wenn der frühe Vogel den Wurm fangen mag, an Würmern bin ich nicht interessiert.

Das Kind war krank und lag mit Fieber und Magenkrampf 4 Tage im Stockbett danieder. Ein paar weinerliche Anrufe, ich will Cola und das Finale am letzten Abend tobend, wütend, wir dürfen nicht zum Diskoabend! kannst du nicht den Herrn Professor anrufen??? Ich erkläre ihr, dass das nicht geht, sie stehe unter schulischer Aufsichtspflicht, es tue mir leid für sie, denn ich weiß sie hatte sich so aufgeregt darauf gefreut, da war sie zwar immer noch wütend, aber verstanden werdend beruhigt.

Ja viel ändert sich in einem Jahr, ich war natürlich besorgt, aber nicht über die Maßen und bei ihrer Rückkehr meinte sie, der Schikurs war besser als der letzte. Mama im Bedarfsfall trotz Entfernung  an ihrer Seite und dasein mit den Freundinnen, enger seien sie jetzt,  gemeinsam kranksein verbindet und ein gemeinsames Professorenfeindbild noch mehr.

Ein Jahr, mit einem Kind sieht man wieviel Zeit das doch ist, warum sollen sich nur die ganz Jungen in einem Jahr weiterentwickeln, reifer werden, das älter oder irgendwann alt werden, könnte man ja auch so betrachten. Sich freuen an den Schritten, mit jedem Jahr wird ja auch die Beziehung zu sich selbst enger, vertrauter, humorvoller und gelassener, doch überrascht es einem immer wieder, das ich, es regaiert manchmal ganz anders als Jahrzehnte vermutet und das eigene Gesicht, aber eben auch das Gesichtsfeld wandelt sich.

Gewandelt bin auch ich auf den Spuren der DDR und habe mir Petzolds Film “ Barbara“ angeschaut, da Premiere gabs danach eine Fragestunde mit Nina Hoss und Christin Petzold, der ziemlich cool und ein bisschen kokett sich beschwippster gab als er war, reine Unterstellung meinerseits natürlich. „Ich bin jetzt 50 geworden“ ein kleiner Satz in einem seiner Monologe, ach ich wünsche mir mehr Frauen, die das so sagen, einfach als Statement, ohne weinerlichen Unterton oder diesen Satz als Selbstvorwurf und Entschuldigung zu setzen, ich find ihn gut, den Christian, die Nina Hoss sowieso. ein schöner Film übrigens, über das Codieren von Sprache, Misstrauen und Entscheidungen und den Moment, wenn das Gift gesäat wird und die Idee von Liebe stirbt oder so oder auch ganz anders. Immer wieder sprach Herr Petzold von dem Moment, in dem die Liebe ausbricht.

Die Liebe ausbricht,

welch wunderschöne Formulierung. Nichts das vom Himmer fällt, keine huhu Magie, sondern die Liebe, die immer in einem ist, bricht  aus und steht da und wendet sich zu.

UUps ich schweife ab, na jedenfalls wundere ich mich immer wieder, dass die, die nichts zu sagen haben, den Mund aufmachen in einem vollen Kinosaal die Umwelt zur Fremdscham bringen mit Sätzen wie “ Herr Petzold, das waren 100 Minuten, aber ich weiß jetzt nicht was ihre Intention ist, was soll ich mitnehmen?“

Auch darauf hat er gelassen reagiert, ich sage, meine Liebe, nimm zumindest mit, dass du dir solche Fragen verkneifen solltest und dreh einfach deinen eigenen Film oder gib ein Auftragswerk an einen Regisseur, damit du dich und all deine wundervollen Gedanken, ENDLICH auf der großen Leinwand siehst!

Mir geht sowas auf die Nerven, auch mir unbekannte, mittelalterliche Paare, die uns begrüßten mit den Worten, hallo Mädels, strapazieren meine Toleranz, schon bei Carrie Bradshaw störte mich dieses Mädchengerede, ich habe noch viel Zeit bis ich 50 bin, aber da erwarte ich mit Stolz den Nebensatz, ich bin bin jetzt 50 aus meinem Mund, das Mädel sein gebührt meiner Tochter, ich bin jetzt ganz gerne Frau.

Das modische Frauenvorbild für die Frauen in der DDR und nach diesem wurde auch in den staatlichen Betrieben geschneidert, war übrigens Romy Schneider, kein Wunder also, dass ich Nina Hoss Gaderobe den ganzen Film bewunderte, schlicht, zeitlos, auf eine so sinnliche, stilvolle, zurückhaltende Art erotisch, Lust zu Wissen, wie die Frau denkt und fühlt, da mit dem knielangen Rock, dem schwingenden Hemdblusenkleid und den Riemenschuhen, die ich SOFORT haben will, jaja

aber ich bin nicht Nina Hoss.

Ich bin ganz froh, dass ich aus mir ausgebrochen bin, oder besser gesagt, alle Hüllen der immer gleichen Russischenineienandersteckenden Puppen angschaut, zerlegt und von mir geschmissen habe, was darunter lag bin ich

weder Marionette noch Puppe

ganz anders schaue ich aus, als ich dachte, ganz anders fühle ich, seit es ich bin, die fühlt und nicht wie eine wiederkäuende Kuh altes verfaultes, unverdaubares Futter, immer wieder versuchte durch Hinunterschlucken zu vernichten. ich habe meine eigene Wiese gesucht, vielleicht kompostiert das ewig Wiedergekäute noch zu Humus, vielleicht bleibt es aber auch für immer auf einem Haufen,

soll sein.

Eine Haufen Wege habe ich noch zu entdecken, das Gras ist noch durschimmernd und wagt es fast nicht sein junges Grün zu zeigen, was immer alles auch noch ausbrechen wird,

Liebe ist vorhanden.

 

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