Bin ich.
Einen Kopf an Länge habe ich dem Kind noch voraus. Entwickelt hat sie sich rasend schnell und ich bin zum platzen stolz auf sie, sie spielt nicht virtuos Geige, sie tanzt nicht an der Staatsoper, sie ist nicht Engelselfengleich, sie lebt sich, betrachtet sich kritisch aber nie abwertend, sieht Konflikte auch von Außen, ohne alles nur um sich kreisen zu lassen, sie lässt andere wie sie sind und nimmt das, was sie liebt zu bekommen.
Gut, man kann jetzt sagen, typische mütterliche Verherrlichung, das ist mir Wurscht, ich steh auf mein Kind, jenseits der Mutterschaft.
Ich mag wie sie sich anzieht, nicht dass wir da geschmacklich übereinstimmen, aber sie findet ihre Stoffhaut, jenseits von Markendruck oder Modelkörperansprüchen, sie strickt ihr soziales Netz und sie erwartet nichts Perfektes, sieht Mängel und Macken als Teil von Allem, Anlass ihr Lachen ertönen zu lassen, ansteckend, Herz erwärmend, lacht bis ihr die Tränen kommen.
Bei traurigen Filmen weint sie von Kopf bis Fuß, reinigt sich, reißt sich nicht zusammen. Warum sollte sie auch?
Baff steh ich oft daneben, ich, die ich mich durch Schichten und Panzer gewühlt, Korsette erst aufgeschnürt und dann zerissen habe, um zu sein, was da war und ist, ich.
Wie kann dieses so lebensfrohe, starke Wunder mein Kind sein?
Nicht einmal äußerlich sieht man das uns an und doch, zwar entwickelten wir uns Grundverschieden, heute begegnen wir uns noch nicht auf Augenhoehe, aber sie ist sie, nur größer geworden, ich bin endlich ich, aus dem Ei geschlüpft im Alter.
Ich fühle mich reich und vom Leben beschenkt, wenn ich sie betrachte und ich bin stolz auf mich, aller Fehler zum Trotz, denn ich habe sie nicht mit an die Ketten gehängt, ich habe sie frei gelassen, meine Ketten allein gesprengt.
Zwischen uns ist das Band der Liebe. Ich bin hoffentlich nichts von dem sie sich befreien muss, ich sitze nicht auf ihrer Schulter, ich bin nicht perfekt und ich weiß, gerade dafür liebt sie mich und ihre und meine Macken dazu.
Uii heute bin ich aber kitschig, nein , i m so emotional. Ins Kino geht sie jetzt öfter, gestern mit 2 Buben aus ihrer Klasse. Wie war’s im Kino? Die haben uns fast rausgeschmissen, weil wir so gelacht haben, lautet ihr Bericht, das andere ist ihrs. Jetzt ist sie gerade in Budapest mit ihrem Vater und dem Freund ihres Vaters, der ein Bonusfreund für sie ist, Bonuspapa vielleicht. Seit 7 Jahren sind die beiden ein Paar. Für mich war das ein langer Weg zu diesem schlichten Satz, sein Freund, für sie war es auch nicht immer einfach, weil es kein gerader Weg war.
Es ist wie es ist, es warf oft Fragen auf, der Papa ist so wie er ist, sagt das Kind, Tolerant und verstehend, dass es manchal schwierig ist zu etwas zu stehen und daher Klarheit vermeidet, vielleicht nichts zum Aufsehen, aber zum Akzeptieren, als Teil des Menschen, der Vater ist und den sie liebt.
Sehen was da ist und nicht hadern und sich verwerfen, weil jemand nicht so ist, wie man sich das wünscht. Liebenswert?
Keine Frage,
Liebe keine Antwort.
Liebe.
In Vielem ist sie schon jetzt, mir haushoch überlegen,
dafür liebe ich mich.