Die königliche Hochzeit von Victoria von Schweden in Stockholm war total auf LOVE.
2010 wurde von der Stadtverwaltung offiziell als das Jahr der Liebe ausgerufen. Zumindest ein bisschen ergriffen sind fast alle. Schließlich hat man die letzten Jahre Victorias nicht immer ganz leichtes Leben mitverfolgt.
Das Turtelpärchen als Papierpüppchen – Tukan Förlag
Viktoria von Schweden, eine demütige Prinzessin
Zeitweise sah Vickan (wie man in Schweden gerne zu ihr sagt) aus wie ein abgemagertes Gespenst mit einem Gespensterlächeln im Gesicht. Sogar Linda Skugge, Schwedens Blogger-Pionierin Nr.1, eingeschworene Feministin und Monarchiehasserin, schrieb zuletzt über die Kronprinzessin:
Ich kann ihre Worte nicht aus meinem Gedächtnis löschen: „Mir fällt es auch heute schwer beispielsweise Komplimente oder Lob zu empfangen. Früher fiel es mir noch schwerer. Ich wurde fast wütend, wenn jemand etwas Gutes über mich sagte.“ Man würde am Liebsten zu Victoria nach Hause laufen und sie fest umarmen!
Offensichtlich tut Daniel Westling, ihr ehemaliger Fitnesstrainer, auch ihrer Seele gut.
Er sieht aus wie ein typischer schwedischer ‚Brat‘. So nennt man die Typen mit zurückgegeltem Haar, die in den Stockholmer Nachtclubs Champagner auf Kosten ihrer Eltern verschütten. Die stylische großformatige Brille und die ausgeprägten Augenringe unterstreichen diesen Look…
… doch so ein Typ ist er nicht. Kann er gar nicht sein: Daniel darf wegen eines Nierenleidens keinen Alkohol trinken. Für Victoria von Schweden gab er nun auch seine drei Upperclass-Fitnessstudios auf. Als Kronprinzessinnen-Gemahl ist es ihm nicht gestattet, unternehmerisch tätig zu sein. Dass er auch sonst ein softer Typ ist, bewies er während der Trauung: Ihm, nicht ihr, liefen die Tränen über die Wangen.
Die ultimative Loveparade
2,5 Millionen kostete die Loveparade der beiden und mit dabei waren global um die 120 Millionen Gäste. Im Grunde ein Staatsakt – für den die Steuerzahler aufzukommen haben.
Seit Monaten produzierten die großen Medienhäuser eigene Themenzeitungen zur koeniglichen Hochzeit, alle Schaufenster waren vollgeräumt mit Nippes, Geschirr, Torten, Bettwäsche, Tapeten im Hochzeitsgewand und das öffentlich rechtliche Fernsehen sendete seit Monaten eine wöchentliche Show mit dem Namen `Die konigliche Hochzeit‘- moderiert von Ebba von Sydow. Sie ist nicht nur die Nichte des berühmten Schauspielers Max, sondern natürlich auch selber adelig. Außerdem betreibt sie einen der größten schwedischen Modeblogs.
Ebba recherchiert in ihrer Show beispielsweise wie die Sitzordnung auszusehen hat, wenn eine Kronprinzessin einen Beamtensohn heiratet, denn die Etikette verlangt nach strengen Adelshierachien bei Tisch. Man wird diesmal eine kreativere Lösung finden müssen. Schließlich können die bürgerlichen Schwiegereltern von Vickan und der Bräutigam selbst nicht von der Tafel ausgeschlossen werden.
Für Ebba ist die Hochzeit wie `ein romantisches Märchen in einer modernen Zeit‘. Auf die Frage, ob sie selbst romantisch sei, antwortete sie: `Ich weiß nicht, ob ich jemals heiraten werde nach diesem Job!‘
Ebba von Sydow hat sich mit ihrer Show nicht nur Freunde gemacht. Blogger haben sie beschimpft und auch Kollegen aus der Medienbranche haben ihre journalistischen Fähigkeiten in Frage gestellt. Über das Königshaus zu berichten ist unter schwedischen Journalisten kein Prestigejob.
Die Monarchie und ihre Gegner
Sozialistisch geprägte Demokratie und gleichzeitig Monarchie“ mit allem dazu gehörigen Glamour und konventioneller Betulichkeit“ wie passt das zusammen?
`Republikaner‘ – so heißen die schwedischen Monarchiegegner. Sie sind zwar nicht so viele, aber sie haben viele Sympathisanten. Während der Hochzeitsvorbereitungen stieg die Anzahl der Monarchiegegener in Schweden. Nur 46% befürworten die Monarchie derzeit. Vor 15 Jahren waren es noch 69%.`Warum sollen wir für deren Hochzeit zahlen? Karl Gustav hat auch keinen Groschen für die Hochzeit meiner Tochter springen lassen!‘ So lesen sich Kommentare auf Zeitungsartikel zu den Kosten der Hochzeit.
Man wäre ja gar nicht gegen die Monarchie, sagen die Republkaner. Aber sie, die Republikaner, würden vorschlagen, dass der König vom Volk gewählt würde“ so alle fünf Jahre beispielsweise. Dieser Vorschlag wäre aber gar nicht so weit hergeholt: Im Spätmittelalter gab es bereits diese schräge Staatsform in Schweden. Könige wurden damals nicht von Gott gestellt, sondern gewählt. Eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Bauerndemokratie ernannte den König UND vertrieb ihn auch wieder, wenn er nicht spurte. Von Magnus Ladul bis Gustaf Vasa wurden sieben Könige vom Thron vertrieben.
Der Monarchenhass ist in Schweden ein Teil der Kultur. Schon der ’schwedische Stefan Zweig‘, Vilhelm Moberg, schrieb 1954 ein Pamphlet gegen die Monarchie:
`Der Wunsch in der Gunst der Oberen zu stehen, der Eifer mit ihnen Umgang pflegen zu dürfen, zu Diensten stehen um jeden Preis, der gebeugte Rücken vor dem Würdenträger. Könige bringen ihre Untertanen dazu, sich zu erniedrigen, auch wenn das nicht ihre Absicht ist.‘
Die Repubikaner haben in der Nacht des 19. Juni auch LOVE 2010 gefeiert. Im Berns, dem exklusivsten Restaurant Stockholms. Ihr Motto lautete aber etwas anders:
`LOVE Republik “Die Demokratie liegt in der Zeit“ die Monarchie in der Urzeit.‘
Familyaffairs
Das Königreich wird aber so bald nicht untergehen, obwohl nun mit Westling wieder ein Bürgerlicher in die Familie Bernadotte eingeheiratet hat. Er versteht sich sehr gut mit den neuen Verwandten
Was er in diesem Moment mit seinem Schwager Carl Philipp bespricht würden wir alle gerne wissen. Der Blick…
Dass Schwiegerpapa Karl Gustav die Relation Daniels mit Tochter Victoria von Schweden auf Grund seiner Bürgerlichkeit missfallen haben soll, ist aber eher eine eigenwillige Interpretation der Deutschen und der Österreicher. Karl Gustav heiratete vor 34 Jahren selbst eine Bürgerliche. Dazu musste er den Tod seines eigenen Vaters abwarten. Victoria, ihr erstes gemeinsame Kind, machte er zur Thronfolgerin, obwohl sie bekanntlich kein Bub ist und schickte sie auf eine öffentliche Schule. Er wird gerne als ein wenig intelligentes Staatsoberhaupt beschrieben. Wahrscheinlich ist er ein ziemlicher Durchschnittsschwede. Aber für einen König, nicht sonderlich reaktionär.
Dass Victoria ebenfalls einen Mann aus dem Volke geheiratet hat, kommt bei den Schweden natürlich gut an. Ihre Worte unter der Hochzeit: `Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt!‘ werden mit Sicherheit noch öfter zitiert werden. Für soviel Hingabe und Romantik gibt auch einen eigenen Song für das Paar. Einen offiziellen Hochzeitssong sozusagen:
http://www.youtube.com/watch?v=XBj_HQ7nnm8
Der offizielle Schmusesong von Vickan und Daniel, gesungen von Magnus Carlsson & Charlotte Perrelli
Und dem Prinzen aus dem Volke wurde auch schon ein eigener Popsong gewidmet – oder aufgewzungen. Wie mans nimmt: `Wie ein König “ ich werde nie regieren wie ein König‘.
http://www.youtube.com/watch?v=qeC2J97ypU4
Prinz Daniel (seinen Nachnamen darf er nicht mehr tragen – aber macht nix, dafür ist er jetzt ein Prinz) bekommt auch sein eigenes offizielles Wappen. Manche Blogger haben bereits Gestaltungsvorschläge eingebracht:
Kreiert von Calle Schulman
Patrice Fuchs
2 Kommentare
Sehr gute PR hat das Königshaus gemacht – der Dank ans Volk „Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt“ ist ausgezeichnet. Da hat jemand lang daran gefeilt …
Hab den endspurt auf zdf royal verfolgt. Wenn schon , denn schon, es ist schön glückliche menschen zu sehen. Aber ein bisserl anachronistisch ist dieser monarchie-kram schon… Ist schon ein ordentliches paralleluniversum zu (m)einem leben. Den ausdruck ‚gekachelte ráume’der (natürlich) adeligen kommentatorin fürs klo muss ich mir merken. Köstlich.