Kokain macht mich krank

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Ich hab ein recht entspanntes Verhältnis zu Kokain und allen Drogen –  inklusive Alkohol. Jeder der will, soll mal einen Rausch haben. Wenn er oder sie Kinder hat, müssen die in der Zwischenzeit natürlich gut betreut sein. Mal die Ventile lüften oder vereinzelt Grenzerfahrungen machen hat im Laufe eines Menschenlebens durchaus Platz. Was ich aber verachte ist regelmäßiger Konsum, der keine spezielle Erfahrung mehr darstellt, sondern von den KonsumentInnen in ihr Leben integriert wird. Und da spielt in Wien im Moment Kokain wieder eine sehr große Rolle – nachdem was ich mitbekomme.

Medienbranche ist verkokst

Was kriege ich mit? Eben recht viel – dafür dass ich mich fernab von Drogenkreisen bewege. Selber bin ich nach 2,5 Bier plunzenfett und bin gerne vor eins im Bett um noch Serien zu sehen. Und trotzdem muss ich registrieren, wie JournalistInnen-KollegInnen in Bars an ganz gewöhnlichen Wochentagen ihren Koksdealer treffen und vorher erwartungsfreudig und aufgeganselt und „wissend“ am Tisch sitzen und warten. Sie strahlen aus, dass sie etwas machen, worin die anderen nicht eingeweiht sind und trotzdem wollen sie unter anderen sein – also in einem öffentlichen Lokal. Untertags wollen sie als JournalistInnen eine „Säule der Demokratie“ darstellen und überschätzen dabei die Qualität ihrer Arbeit. Am Abend peppen sie sich mit Koks und überschätzen ihre Rolle im gesellschaftlichen sozialen Spiel.

Kokain im Notausgang

Ich muss miterleben, wie 25jährige Burschen in einem gewöhnlichen Abendlokal eine Show abziehen wie Wolf of Wallstreet und alle 15 Minuten in den Notausgang verschwinden um dann zurückzukommen und eine Art von lachender übertriebener Gemeinschaftlichkeit auszustrahlen. In ihrem euphorischen Gebaren stoßen sie dauernd andere Menschen im Lokal an aber es fallt ihnen nicht auf weil sie so mit sich selbst beschäftigt sind.

Besonders genervt bin ich, wenn Leute, die drauf sind, mit mir intensive Gespräche führen wollen. Denn egal wieviel Interesse sie scheinbar an mir haben, geht es in dem Setting immer nur um ihre Performance und ihr Rauschempfinden.Wer regelmäßig Drogen konsumiert, glaubt dass die Drogenphase und ihre Coolness ein Teil der Persönlichkeit ist. Anstatt etwas Cooles zu machen, wird nur auf cool gemacht.

Koksende Chefs

Aber was mich am allermeisten nervt: Es sind nicht nur die „coolen Jungs“, und die dahinlebenden Medienleute, die Kokain regelmäßig konsumieren: Ich höre immer wieder von einflussreichen prominenten Chefs und Topmanagern, sowohl aus der Medien-, Kultur-, als auch Wirtschaftsbranche, die mehrmals die Woche mit der Firmencreditkarte in superteure Restaurants gehen um „Meetings“ abzuhalten, die in Kokainpartys münden und außerdem in ein Verhalten, dass absolut unakzeptabel ist, wenn man so viel Verantwortung trägt. Verantwortung für Geld, aber auch für Arbeitskräfte. Meistens Männer, die untertags ausstrahlen vernünftige, kravattentragende, kreative, visionäre und staatstragende Typen zu sein. In Wahrheit ist das Kokainziehen ihr Ersatz für kreatives Agieren. Sich mit anderen Topmanagern zu treffen und sich daneben zu benehmen und sich die Gschichterln reinzudrücken, ist ihr Ersatz für visionäres Planen. Und nichts dringt an die Öffentlichkeit? Warum? Weil  mehr Typen Teil dieses Partyzirkels sind, als wir denken. Und jeder deckt den anderen. Und die unterere Hierachie will auch Teil dessen sein und zieht sich in weniger teuren Lokalen am Klo eine Line und bildet sich ein am Rande mitzuspielen.

Es geht nichts weiter

Kein Wunder dass sich in vielen Betrieben und Verlagshäusern nichts tut. Seit über zehn Jahren gibt es nun schon neue Medien und die einzige Neuerung vieler österreichischer Verlagshäuser, Institutionen und Firmen ist ein neues Layout. Es werden Firmen gefördert, die keinen Output haben und Menschen abgefeiert, die ein Jahr später untertauchen und ganz woanders wieder auftauchen. Die Chefs sind nicht an profunder Arbeit interessiert und müssen auch nicht liefern. Es reicht sich in der Cocktailszene einen glamourösen Platz zu ertrinken. Und auch die „Heros“ der Wirtschafts- Kultur- oder Verlagsszene, von denen alle sagen „Der hat Visionen! Der kann wirklich was! Der greift durch!“ Und zwar ohne, dass dieser jemals was wirklich Bemerkenswertes zusammengebracht hat ….das sind meistens die größten Halunken. Denn wie oft hat er mit der Rest der Bande feiern gehen müssen, damit sie das öffentlich über ihn sagen?

krank

Und ich bin auch in echt krank grad

Was mich hingegen weder aufmuntert:

  • Mein Sohn Lenni gehört zur ersten Generation seit längeren, die die Löwingerbühne nicht mehr kennt
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About Author

Patrice Fuchs ist 41 Jahre alt, betreibt in Wien ein Umstandsmoden- und ein Designgeschäft, eine Zeitung "Familie Rockt", eine Fernsehshow "Familie Rockt TV", dreht Dokumentationen und unterhält dieses Elternblogportal. Aja und Mama von drei Gschropen ist sie auch.

2 Kommentare

  1. funkelblau on

    ….Ich bezweifle stark, dass man dann die Wahrheit sehen kann.
    Genauso zu viel Suff und alle möglichen Tabletten druff,
    alle diese Drogen haben viele schon belogen.
    Das ist ja fürchterlich, wo ist es denn, dein wahres Ich?
    So bitte, bitte, bitte, alle hört auf meinen Rat
    Seid ihr selbst, sauber denken, mach ’ne gute Tat
    Und spiel doch nicht mit bei diesem grossen Verrat-t-t-t-t-t
    was es ist Nina Hagen und die wird’s wissen..

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