Kleine Früchtchen

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rot, weiß elegante Sandalen ich bin im Kundenservice tätig, wollte ich mir schmeicheln, würde ich schreiben im Konfliktmanagement, das Fräulein vom Amt für Trost und Rat wäre wohl die romatisierendste Beschreibung, wie auch immer, ich verdiene mein Brot mit Höflichkeit, dem Versuch von Empathie, der Wahl meiner Worte in Schrift und Ton, nachdem ich von Bildern eben nicht leben kann. Das prägt mich, dem Satz „der Ton macht die Musik“, stimme ich zu.

Bei mir geht das soweit, dass ich Umwege in Kauf nehme, wer mich unhöflich, arogant oder abschätzig bei meiner Kaufabsicht behandelt, dem kauf ich nix mehr ab. Ich weiß schon, dass keine Trafik im ersten Bezirk spüren wird, ob ich dort oder woanders ein paar Euro lasse, aber ich lasse keinen negativen Eindruck ein zweites Mal zurück.

So bin ich, der A 1 Shop muss ohne mich weiterexistieren, nachdem man mich im zweiten Satz fragte, ob ich Beihilfenberechtigt bin, die Trafik nicht viel besser, seit der kleine Riss im 5 Euroschein mich zur Geldfälscherin machte, eine Apotheke in der Kaiserstraße für die ich scheinbar Karlsplatztauglich Kopfschmerztabletten benötigte, gut ich wollte Parkemed aber eben kein Methadon.. da gibts noch viele Orte auf meiner schwarzen Liste, no gos für mich. Ich hasse übrigens den Ausfruck no go. wer no go sagt, der verwendet zumeist überhaupt eine seltsame Sprache und rennt permanent mit diesen Thermokaffeebechern durch die Welt, trägt Kakerlakendaunenglanzmäntel und diese George, Gina und was weiß ich denn Taschen, huch ich bin intolerant, egal.

Also jedenfalls bei Unfreundlichkeit hört meine Toleranz auf.

Letztes Jahr im Sommer war das Kind Erdbeerabhängig, da legal, politisch korrekt oder nicht sei mal dahingestellt, zu erwerben, besorgte ich fast täglich diese kleinen Früchte am Brunnenmarkt. Jedesmal, ob mit oder ohne Kind, sicher 12 Tage am Stück zahlte ich um die Euro 2 für das Schälchen. Einen Tag später, alles wie immer, will der Verkäufer Euro 6, 50 von mir. Ich schau ihn an, ich gebe zu ich hatte einen miesen Trost und Rat, na eher war ich Trostlos den ganzen Tag angebrüllt worden, na jedenfalls fühlte ich mich von der ganzen Welt betrogen.

„Wieso 6,50 gestern waren es doch noch 2, das Schild ist das Selbe, die Erdbeeren sind die Gleichen?“

Das sind jetzt Heimische, ist die Antwort . Ich fühle mich schon wieder hintergangen, da verstehe ich keinen Spaß, denn ich bin eine treue Seele, “ das glaube ich Ihnen nicht, dann will ich die nicht und ich kaufe hier NIE wieder etwas“ Trotzig und laut ist meine Stimme, die ganze Verletzung des Tages, das Ausbadenmüssen der Verfehlungen Anderer schwingt mit.

Aus dem Off kommt Big Old Boss Obst und Gemüsestand, wir liefern uns, ich muss jetzt wirklich mal den Kopf über mich schütteln, ein kleines, sehr lautes Wortduell.

Ich gehe von der Bühne ab und bin beleidigt.

Monatelang vermeide ich den Kontakt, gehe nicht mehr mitten über den Brunnenmarkt, sondern schleiche am Rand vorbei. Im Jänner plötzlich dreht sich mein Duellpartner zu mir um, schönen Tag, sagt er, danke, antworte ich. Das geht ein paar Wochen so dahin, versöhnlichere Stimmung zwischen uns. Wie geht es Dir? fragt er mich dann im Feber, gut danke, eine schönes neues Jahr wünsche ich dir noch, wo ist deine Tochter.. immer länger werden unsere Dialoge, wir checken gegenseitig ab, ob wir uns noch böse sind, sehr charmant, auch unser Lächeln, auf irgendeine Art mögen wir uns, wollen nicht grantig sein, miteinander.

Letzte Woche dann, schon lange gehe ich wieder ganz offen über den Brunnenmarkt,

“ Wie geht es Dir, gut oder, du schaust so schön aus“ lächelt er mich an, es ist ein Blick, den ich gerne einfange, anerkennend, sympathisierend, respektvoll.

“ Vielen Dank“ antworte ich ihm“ es geht mir gut“ während meine Augen ihm versuchen zu sagen, dass alles wieder gut ist

zwischen uns.

So ists, mein kleines Ego und meine Harmoniebedürftigkeit, wenn ich ihn jetzt sehe fühle ich mich auch an grauen Tagen,

ein bisschen rosig sonnengereifter

so als altes

Früchtchen.

Nachtrag:

Die Schuhe übrigens habe ich um 2 Euro am Stand gegenüber erworben, wären sie aus Leder würden sie perfekt zu meinem Fräuleinjob konvenieren oder so, aber die Schuhe passen mir nicht. Ich kann sie zwar kurz anziehen und gehen, aber meine Füße ringen nach Luft.

Es ist Zeit in  passenden Schuhen zu wandeln.

 

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