„Aber ich hab soviel böse in mir und ich will mich nicht beruhigen, und ich will aber trotzdem ein Pony, sonst wird das böse noch mehr“, brüllt das jüngste Kind. Sie brüllt schon seit einer halben Stunde, sie kreischt, sie raunzt, sie schreit in einer Tour: Nein! Egal was du sie fragst. Sie ist gernervt! Ich auch!
Sie führt sich auf wie eine 3-jährige in der Trotzphase, dabei ist sie 5. Und da benehmen wir uns schon besser, oder? Da sind wir doch schon ein bißchen kooperativer, oder? Oder auch nicht, wie auch eine kurze Umfrage im Freudinnenkreis bestätigt, weil auch da könnens die 5 -jährigen noch.
So versuch ich sie also zu beruhigen, lieb mit zuhören, laut mit brüllen, doof mit Bestechen: wenn du dich beruhigst dann kriegst du ein Pony (wo das mittlere Kind sofort dabei ist und mir gleich 4 mal zeigt wie sie sich sofort beruhigen kann, wenn ich das wünsche und ob sie jetzt 4 Ponys….pffff…und natürlich ist D heute Abend nicht daheim…und der Weißwein ist auch noch nicht kalt).
Aber dann nach gefühlten 2567 Minuten Gebrülle (in echt 30) würgt sie unter Schluchzen heraus was sie so bedrückt, erzähl ich T am Telefon. Denn und da, sag ich zu T, verfliegt mein Genervt sein auch rasch wieder, denn dem jüngsten Kind wurde zum 1.Malso richtig ihre Größe bewußt. -Na geh, sagt T voll Mitgefühl. Sie kennt das jüngste Kind schon lang, hat sie sehr lieb und wird sie beim nächsten Wiedersehen fest drücken, denn sie weiß dass das jüngste Kind mit ihrem Frust nicht ganz unrecht hat, und dass es eh ein Wunder ist, dass ihr ihre Größe so lang eher wurscht war.
Wobei Größe… eher in die falsche Richtung weist. Denn das jüngste Kind ist für ihr Alter klein. Sie ist so groß wie die meisten ihrer 3-jährigen FreundInnen, hat gleich viel Kilo wie die oder weniger, sie trägt das Gewand das ihre 14 Monate ältere Schwester vor 3 Jahren angehabt hat (zum Glück gibt es U, die mit ihr Shoppen geht). Die gleichaltrigen FreundInnen sind fast alle einen Kopf größer als sie…und bis jetzt war ihr das ziemlich wurscht. Ihr ist das nicht besonders aufgefallen, sie ist eine Coole 5-jährgie, wenn sie nicht gerade kreischt…
Aber dann, aber dann bekommt das mittlere Kind ein neues Rad, das jüngste Kind bekommt das alte Rad von ihr vererbt. Und mit dem Fahrrad, du ahnst es, da beginnt das Unglück, denn natürlich ist sie ein bissi zu klein, natürlich hat sie nicht so viel Kraft zum Treten, und natürlich zuckt sie aus wenn das jetzt nicht dofort funktioniert, und natürlich wurde ihr ab dem Moment ihre Größe schlagartig bewußt, und lawinenartig fallen ihr auch alle anderen Dinge ein, wo sie die Kleinste ist, wie sie unter Tränen hervor presst: der Babyautokindersitz in dem sie sitzt, das Babylaufrad und das die große Schwester überhaupt alles, alles, alles besser, schneller, schöner kann…
Mauislein sag ich, hmmm, ich versteh dich…dafür kannst du dich gut verstecken (hahaha wird T später am Telefon sagen, mit dem Versteckenschmähh kannst du einpacken gelt). Verstecken ist doof, sagt das jüngste Kind, und ich bin so böse. Ja, Mausi, das versteh ich und dann erzähl ich ihr von meinem Bruder, ihrem Onkel, der der Jüngste war, und jetzt der Größte und Stärkste und klettern kann er auch so toll. Das beruhigt sie ein bißchen. -Kann ich auch ein Pony, auch wenn ich böse bin, fragt sie. -Ok, sag ich, aber nur wenn du dich jetzt beruhi…Mahaammmaaaaa, ich will mich aba nicht beruhiiiii….Ok, Ok! Und dann hört sie zum Glück mit dem Kreischen auf.
…am nächsten Tag besorgt D Stützräder, die er ihr montiert, und mit denen sie stolz durch den Park fährt. Und bis jetzt ist ihr noch nicht aufgefallen das sie die einzige mit Stützen ist. Vielleicht ist es ihr aber auch wurscht, denn wie gesagt, wenn sie möchte dann kann sie auch cool sein.