Manche Eltern sind nicht in der Lage in ihren vier Wänden für hygienische Verhältnisse zu sorgen. Der Hundekot liegt in den Ecken und die Kinder schlafen auf Matrazen die noch nie ein Leintuch gesehen haben. Trotzdem sind sie der Meinung dass sie ihre Elternaufgaben gut genug erfüllen und die Kinder daher bei ihnen bleiben sollten.
Manche Eltern wollen ihre Kinder selber unterrichten. In Österreich gilt aber die Schulpflicht. Werden die Kinder trotzdem nicht in die Schule geschickt, schaltet sich der Staat ein
Manche Männer schlagen ihre Frauen – oft vor den Augen ihrer Kinder. Darunter findet man auch viele Akademiker die sich gute Anwälte leisten können. Sie wollen nicht auf ihre Obsorge verzichten und versuchen verbissen die Rechtslage zu ihren Gunsten auszulegen. Aber auch zu Gunsten ihrer Kinder?
Solche und viele andere schwierige Angelegenheiten werden in den Räumlichkeiten der Ma11 behandelt und geregelt. Jedem Gespräch am Jugendamt liegt eine Problemstellung zu Grunde. Und hinter jeder Problemstellung verbirgt sich das Schicksal eines Kindes.
Die Jugendwohlfahrt war noch nie Schwerpunkthema im Wiener Wahlkampf. Kein Anwärter auf das Bürgermeisteramt hat je versucht zu punkten, indem er versprochen hat die Krisenzentren zu entlasten oder mehr Therapieangebote für Kinder mit psychiatrischen Problemen zu stellen.
Dabei beeinflusst die staatliche Begleitung der Erziehung von Kindern aus Problemfamilien mit Sicherheit die Zukunft unserer Stadt stärker als das vieldiskutierte Parkpickerl.
Genauso wenig stehen die Räumlichkeiten der Jugendämter im besonderen Rampenlicht der Politik. Während man eine kostenintensive Renovierung des Parlaments durchboxt und man auch alle Ministerien auf einem repräsentativen Niveau hält, sehen viele Jugendämter heute noch so aus, als lebten wir in den tiefsten 70er Jahren und als könnte Mundl Sackbauer jederzeit zur Tür hereinkommen.
Stefan Moser arbeitet am Jugendamt des 4. Bezirks. Davor hat er auch in einigen anderen modernern Zweigstellen Praktikum gemacht.
`Als ich das erste Mal hier reinkam, dachte ich mir schon: Oho, an den 70er Charm wirst dich jetzt gewöhnen müssen.´
Gemeinsam versucht man hier mit dem minimalen Budget das Ambiente aufzupeppen. Eine Kollegin kann gut malen und ihre Bilder wird man daher in Kürze mit vereinten Kräften rahmen und in den Gängen aufhängen. Jeder Groschen der übrig bleibt, wird in Spielzeug investiert. Vor allem Buntstifte müssen pausenlos nachgekauft werden.
`Und auch sonst verschwindet das Spielmaterial leider sukzessive,´ sagt Stefan Moser mit einem resignierenden Achselzucker: `Apropos: Wo ist eigentlich unser neuer Bobbycar?´
Trotzdem kann man nicht aufhören die Spielecke auszustatten. Ein Jugendamt ohne Spielzeug? Das geht nun auch nicht, und viele der Klienten haben wirklich nicht einmal das Geld übtig den Kindern Buntstifte zu kaufen.
In Wien Liesing ist das Jugendamt in einem Neubau angesiedelt. Hier hat man es geschafft die Leistungen des Jugendamts räumlich zu bündeln. Beratung, Besucher-Cafe, Rechtsberatung, Krisenzentrum – alles liegt im Umkreis. Die Räumlichkeiten sind nicht architektonisch hochwertig, aber freundlich und funktionell. Jungeltern können hier Kontaktgruppen besuchen, gemeinsam kochen, nebenbei bei Bedarf beraten werden und soziale Kontakte knüpfen.
Die Bündelung aller Leistungen erspart den Eltern kompliziete Anfahrtswege und zeigt auch auf: Das Jugendamt ist nicht nur exekutiv tätig, sondern bietet Eltern auch hlfreiche Angebote.
Leiterin Angelika Markwica ist sehr happy mit der Situation hier. Sie hat auch schon in anderen Amtgebäuden gearbeitet. `Ein altes Amtshaus kann man eben schlecht auf die Bedürfnisse eines moderenen Jugendamts adaptieren.´
Mit so einem alten Amtshaus hat Hannelore Pöschl, Leiterin des der MA11 des 13. und 14. Bezirks zu kämpfen. Und das tut sie auch.
`Ich bin die ganze Zeit dahinter. Ob es um die Neuausstattung der Sozialräume geht, um die Neuanschaffung von Spielmaterial und das Ausmalen der Gänge geht…Man muss die richtigen Leute an den richtigen Stellen kennen und keine Ruhe lassen, damit sich was tut.
Auf simple Rollos mußten Mitarbeiter eines der Büros eineinhalb Jahr warten. In der Zwischenzeit hielten sie die Hand wie ein Schirm vor die Augen um den Bildschirm erkennen zu können. Als die Rollos endlich geliefert wurden, hatten sie zwei verschiedene Farben. Man ließ sie trotzdem montieren, denn noch einmal wollte man nicht eineinhalb Jahre auf den erlösenden Schatten warten. Jetzt hängt eben ein grauer und ein weißer Rollo im Zimmer.
Das gesamte Haus gehört generalsaniert. Die Wände sind teilweise naß und an manchen Stellen kommt Schimmel durch. Dieser wird effektiv durch strategisch platzierte Polstermöbel verdeckt.
`Die Arbeitsumgebung macht was mit den Menschen. Davon bin ich überzeugt. Wenn das Umfeld trist und lieblos ist, verliert auch unsere Arbeitleistung ein Stück weit an Wert. Und auch die Klienten zieht das runter.´
Ein kleiner Lichtblick am Jugendamts im Hietzinger Amtshaus: Die Kantine. Diese wurde bereits so lange nicht renoviert, dass sie sich glatt in den aktuellen Retro-Schick-Trend einfügt – Wären da nicht die vielen MindestpensionsbezieherInnen, die daran erinnern, dass wir uns mit Sicherheit nicht in Bobohausen befinden. Hier kann man nämlich um wenig Geld ziemlich gut essen.
Familie Rockt ist ein Elternmagazin und Elternblog – Portal. Das Magazin erscheint alle zwei Monate und bietet nette Artikel für Mütter und Väter und solche die es werden wollen. Auf www.familierockt.com können Eltern über ihr Leben mit Kindern bloggen.