Impfungen werden immer wichtiger

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Dein Baby ist gesund? Putzmunter, fröhlich und neugierig? Jeden Tag lernt es was dazu. Das macht uns Eltern glücklich und erleichtert. Warum sollten wir ein Risiko eingehen und unser gesundes, glückliches Baby durch eine unnötige Impfung gefährden?

Impfungen haben unser Leben verbessert

Ein Impflabor von innen

Wenn man bei Brüssel das Werk von GSK besucht, könnte man denken, man besuche eine Chirurgie. Die Kleider müssen ausgezogen und gegen Labor-Kleider eingetauscht werden. Man wird regelrecht in sterile Materialien eingepackt und man muss sehr strengen Vorschriften folgen.

Hier arbeiten hochausgebildete ForscherInnen an der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen. Zwei Jahre braucht es einen Impfstoff herzustellen. 2 Drittel dieser Zeit geht für Qualitätstests drauf.

Impfstoffe zu entwickeln kann bis zu 30 Jahre dauern. Wenn man sich überlegt, dass homöopathische Produkte in der Herstellung so gut wie nichts kosten und keine Qualitätstests erfüllen müssen, versteht man, dass Impfhersteller sehr viel höheren Standards entsprechen müssen um Geld zu verdienen.

Jamila Louahed / GSK Vaccines

Medikamente nur im absoluten Notfall nehmen

Medizin nimmt man, wenn man krank ist. Wenn man gesund ist, sollte man dankbar sein und alles tun damit es so bleibt. Nach diesem Motto handeln wir. Wir wollen gesund bleiben. Doch wenn Menschen von „Impfschäden“ lesen, fürchten sie, dass Impfungen krank machen.

Dabei ist die Gefahr, dass wir uns mit einer gefährlichen Krankheit anstecken, viel höher als die Gefahr von Impfschäden.

Impfschäden

Die meisten Impfschäden sind harmlos. Hautrötungen oder leichtes Fieber. Bei kleinen Babys können selten aber doch Krämpfe eintreten. Diese vergehen aber und sind nicht weiter gefährlich. Und: auch jedes 25. nicht geimpfte Baby erleidet auch solche Krämpfe.

Im Internet kann man oft lesen, dass Masern nicht gefährlich sei. Wenn man Kinder nur liebevoll und sorgsam pflege, würde die Krankheit nichts ausrichten. Im Gegenteil: Die Kleinen könnten gestärkt aus der Erkrankung hervorgehen.

Leider ist das Gegenteil wahr: Kinderkrankheiten sind tatsächlich sehr gefährlich. Mitte der 90er Jahre brach in Österreich Masern aus. 16 Kinder starben. Und das, obwohl sie sicher auch von ihren Eltern liebevoll gepflegt wurden.

Wie vernünftig sind wir Eltern?

Wir geben unseren Kindern zu viel Süßigkeiten, putzen ihnen zu ungenau die Zähne, machen zu wenig Sport und folgen vielen, längst widerlegten, Theorien über Gesundheit nach.

So glauben, in Österreich die meisten Eltern auch heute noch daran, dass Kinder im Winter nicht lange draussen an der kalten Luft bleiben sollten, und dass eine fehlende Mütze Schnupfen verursacht.

Natürlich kann Kälte unsere Gesundheit beeinträchtigen. Dazu muss aber unsere Körpertemperatur so weit absinken, dass wir beinahe bewusstlos werden. Beispielsweise, wenn wir bei starken Minusgraden mehrere Stunden im Schnee liegen. Dann ist der Körper damit beschäftigt die notwendigsten Funktionen im Gang zu halten und unser Immunsystem ist so geschwächt, dass es kein Virus bekämpfen kann. Aber eine fehlende Mütze am Weg zur Schule macht keinen krank.

Was aber schon stimmt: Wir werden öfter im Winter krank als im Sommer. Daraus schließen wir, dass die Kälte schuld ist. Doch das stimmt nicht. Vielmehr halten wir uns im Winter mehr zu Hause auf, haben mehr Körperkontakt und lüften selten. Daher stecken wir uns leichter gegenseitig an.

Außerdem sind die Tage im Winter kürzer. Um Vitamin B zu bilden, braucht unsere Haut Sonnenkontakt. Im Winter leiden viele Menschen daher unter Vitamin B Mangel. Das schwächt das Immunsystem.

Daher ist es gerade im Winter wichtig, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder jeden außer Haus gehen und die Vitamin B Kammern auffüllen. Das hält gesund.

So hartnäckig wie sich die Mär hält, dass Kälte Grippe verursacht, denken viele Menschen, dass Kinder durch Impfungen krank werden. Sie könnten durch die Impfung Asthma, ADHS oder Neurodermitis bekommen.

Insbesondere bei Babys sind Eltern verängstigt. Viele wollen mit dem Impfen zuwarten bis sie größer und kräftiger sind.

Dabei sollte man gerade Babys eher früher impfen, denn ihr Immunsystem ist noch nicht gut ausgebildet und sie können sich daher leichter anstecken.

Babys sollten möglichst früh geimpft werden.

Auch die Kombi-Impfung ist Babys zu empfehlen. Warum? Ganz einfach: Mehrere Impfungen sind eine größere Belastung, als eine.

Machen Impfungen krank?

Genauso wenig wie Kälte krank macht, machen Impfungen krank. Aber viele Eltern macht der Gedanke an Impfungen krank vor Sorge.

Wir gehen alle nicht gerne mit unseren hilflosen Babys zum Arzt. Eine spitze Nadel soll in die feine Haut stechen? Wir wissen nicht, woraus der Impfstoff besteht und wie stark er wirkt. Wie wird unser Baby auf die Spritze reagieren? Wird es verzweifelt schreien? Angst haben? Sich verweigern? Mir nachher noch vertrauen? Wird es nach der Impfung Fieber bekommen? Ins Koma fallen? Autismus entwickeln?

Viele Gefühle überschwemmen uns wenn wir an Impfen denken. Und diese Gefühle beeinflussen unsere Entscheidung. Aber wie sieht es mit der Vernunft aus?

Was sagt die Vernunft?

Unser Bauchgefühl baut auf Erfahrungen, die wir bisher in unserem Leben gemacht haben. Es mischen sich auch viele Belehrungen, Empfehlungen und Ängste unserer Eltern und anderer Autoritäten unserer Kindheit in unser Bauchgefühl.

Was uns vertraut ist, erscheint uns auch erprobt. Wenn uns unsere Eltern bei Schnee nicht ausser Haus gelassen hat, werden auch wir eher tendieren, die Kinder im Haus zu halten.

Neben unseren Eltern hat auch unsere Peergroup Einfluss auf unser Entscheidungen und Haltungen zu Krankheiten. Je nachdem, wie unser ideales Lebensmodell aussieht, halten wir es auch mit unserer Gesundheit. Je nach Gesellschaftsschicht sind Diäten, Nahrungsergänzungsmittel, Sportarten und Einstellung zu Medikamenten sehr unterschiedlich. Für manche ist Antibiotika ein dankbares Mittel zum Zweck. Für andere reines Gift.

Das Bauchgefühl leitet uns an und macht Empfehlungen. Ein ungutes Bauchgefühl hält den einen davon ab, Medikamente zu nehmen oder läßt den anderen ängstlich zum Arzt fahren. Oft leitet uns das Bauchgefühl gut an.

In manchen Fragen, wäre es aber besser sich die Fakten anzusehen, anstatt auf unser Bauchgefühl zu hören. Es kommt zwar vor, dass die Wissenschaft sich irrt und alte Weisheiten revidiert werden, aber generell entwickelt sich die Forschung jedes Jahr weiter und wird immer fundierter.

Viele der Ratschläge, die Ärzte vor 20 Jahre noch machten, die aber heute überholt sind, waren auch damals nicht wissenschaftlich belegt. Denn: auch Ärzte gehen manchmal nach ihrem Bauchgefühl.

Warum sind so viele Menschen skeptisch gegenüber Impfungen?

Es gibt eine lange christliche Tradition der Impfkritik. Das Impfen, wie auch die Schulmedizin, galten viele Jahrzehnte lang als Eingriff in das „Werk Gottes“. Als Geschöpfe Gottes hätten wir nicht zu entscheiden, wann wir und woran wir sterben. Es sei eben Gottes Wille, der entscheidet, wann unsere letzte Stunde geschlagen hat.

Die Zeugen Jehovas gehen in ihrer Skepsis so weit, dass sie keine Blutreserven annehmen dürfen. Christen sind in der Regel weniger radikal. Aber auch sie misstrauen den „Göttern in Weiss“, Psychopharmaka und insbesondere Impfungen mehr als Atheisten.

Schon um 1900 waren Priester entsetzt über die ersten Impfungen gegen Diphtherie und Tetanus. Emil von Bering hatte das Serum entwickelt und nun konnten Kinder gegen diese häufigen Kindererkrankungen immunisiert werden. Obwohl die Kindersterblichkeit erheblich gesenkt werden konnte, sprachen sich die Gottesmänner gegen die Impfung aus.

Viele andere Krankheiten blieben weiter lebensbedrohlich. Beispielsweise Polio (Kinderlähmung). Zu den bekanntesten Opfern einer Polio-Epidemie zählt der US-amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt. Er förderte wesentlich die Erforschung eines Impfstoffs während seiner Präsidentschaft.

Polio fegte damals alle 5-6 Jahre durchs Land und forderte viele Todesopfer. Wer Glück hatte, überlebte mit einer bleibenden Gehbeeinträchtigung. In unserer Grosseltern-Generation gab es noch viele, die sich ihr Leben lang an die rund ums Haus zum Trocknen ausgelegten Teppiche und Möbel erinnerten, die nach einer Polio-Erkrankung raus mussten um die gesamte Wohnung penibel säubern zu können.

Erst 1960 entwickelte man endlich die wirksame Schluckimpfung die bis heute verabreicht wird. In Österreich gilt Polio als ausgerottet. Der letzte Fall trat 1980 auf. Anfang 2015 meldete die WHO zwei Fälle von Polio bei Kindern in der Ukraine. Die weltweite Ausrottung kann damit ausgeschlossen werden. Das Risiko, dass sich die Krankheit schnell verbreitet ist hoch in diesem Land in dem nur 50 % der Kinder gegen Kinderlähmung geimpft sind.

Kinderlähmung ist heute fast ausgestorben

Impfen ist heute Standard

Heute gibt es gegen sehr viele bekannte ansteckenden Krankheiten Impfungen. Masern, Pertussis (Keuchhusten) ja, sogar gegen die Malaria konnte man kürzlich einen Impfstoff finden. Dieser wird vor allem in armen Ländern eingesetzt. Damit gewinnorientierte Konzerne Medizin für arme Leute entwickelt, braucht es die Kooperation mit Universitäten und Staaten.

Wie kommt ein Wirkstoff auf den Markt?

Es dauert viele viele Jahre einen Impfstoff zu entwickeln und ihn auf Nebenwirkungen und Wirkung zu testen.

Beispielsweise konnte vor wenigen Jahren ein Wirkstoff gegen Meningitis B auf den Markt kommen. Die Entwicklung dauerte 30 Jahre.

Seit 2013 wird die Impfung in 40 Ländern angewendet. Der Impfstoff muss während der gesamten Herstellungsperiode durchgehend alle Standards erfüllen. Danach muss er zeitnah geimpft werden, sonst verliert er seine Wirkung. Daher kann man Impfstoffe nicht auf Vorrat produziert.

Unterschiedliche Akzeptanz von Impfstoffen in unterschiedlichen Ländern

Die Meningitis B-Impfung wird in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich gut angenommen.

In Deutschland kennen 47% der Menschen die Meningitis B Impfung. Aber nur 13% lassen sich impfen.

In Italien kennen 86% die Impfung und 43% nehmen sie in Anspruch.

Man könnte meinen, dass in Ländern mit hohem Wohlstand die Skepsis niedrig ist. Aber das Gegenteil ist der Fall. Je sicherer sich die Menschen fühlen und je seltener Krankheiten auftreten weil die meisten schon geimpft sind, desto skeptischer ist man gegen das Impfen. In ärmeren Ländern, wo die Gesundheit der Kinder noch weniger gesichert ist, werden Impfungen positiver bewertet. Ihre Kinder sind gefährdet und man kann es sich nicht leisten darüber zu spekulieren, ob Impfschäden in Kauf genommen werden sollen.

Herdenimmunität – Sind die meisten Krankheiten schon ausgerottet?

Oft hört man, dass Krankheiten, die früher sehr gefährlich waren, heute kaum mehr vorkommen. Ganz so stimmt das nicht.

Tuberkulose fordert zum Beispiel weltweit jährlich ca. 1.100.000 Menschenleben. Da immer mehr Antibiotika-Ressistenzen auftreten, wird die Tuberkulose-Impfung als Profilakte immer wichtiger.

An Meningitis sterben jährlich 400.000 Menschen. Das ist im Vergleich weniger, aber dafür erfolgt die Ansteckung sehr überraschend und kann schon wenige Stunden später zum Tod führen. Wer überlebt, kann schwere Beeinträchtigungen erleben. Relativ häufig müssen nach einer Meningitiserkrankung ein Bein amputiert werden.

Krankheiten wie Keuchhusten oder Masern kommen nur mehr selten vor. Die Herdenimmunität hindert sie daran sich stark auszubreiten.

Herden-Immunität bedeutet: Es sind so viele Menschen durch Impfung immunisiert, dass sich rund um einen kranken Mensch so viele immunisierte Menschen befinden, dass die Krankheit isoliert ist und sich nicht ausbreiten kann.

Dazu muss ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung geimpft sein. Die verschiedenen Krankheiten brauchen unterschiedliche hohe Durchimpfungs-Raten.

Diphterie 85%

Mumps 75-86%

Keuchhusten 92-94%

Polio 80-86%

Durch den Rückgang dieser Erkrankungen hören viele Menschen auf ihre Kinder zu impfen. Diese Entwicklung geschieht schleichend. Gerade dadurch steigen aber auch schleichend die Zahlen der Erkrankungen wieder.

Nicht nur Kinder sollten geimpft werden

Es gibt viele Impfungen, die auch im Erwachsenenalter notwendig sind, weil die Immunisierung mit der Zeit schwächer wird. Keuchhusten gehört zum Beispiel dazu. Auch, wer einmal Keuchhusten gehabt hat, kann wieder daran erkranken.

Vor allem ältere Menschen können durch Impfungen sehr profitieren. Ihr Immunsystem ist nicht mehr so stark. Eine Impfung halten sie viel besser aus, als eine tatsächliche Erkrankung.

Die böse Pharmaindustrie?

Wenn es um Impfungen geht, geht es immer um Volksgesundheit. Um ganze Gesellschaften gesund zu halten, braucht es oft Millionen von Impfungen. Politik und Impfstoff-Hersteller müssen daher zusammenarbeiten um eine Durchimpfung zu erreichen. Die Impfstoff-Hersteller arbeiten im Verbund mit Universitäten, Ministerien, wissenschaftlichen Labors und Industrievertretern.

Wenn ein Impfstoff ins Impfprogramm aufgenommen werden soll, müssen hohe Mengen an Dosen hergestellt werden. Für die Hersteller entsteht ein gesicherter Absatzmarkt. Im Gegenzug müssen sie mit dem Preis für den Impfstoff runtergehen.

Welche Krankheiten wurden noch nicht besiegt?

Einer der gefährlichen Krankheiten der nächsten Jahre ist COPD. 328 Millionen Menschen sind an COPD erkrankt. Bis 2030 wird COPD die 3. gefährlichste Krankheit sein. Ca. die Hälfte aller Betroffenen wissen nicht, dass sie den Erreger in sich tragen.

73% der Betroffenen tun sich schwer mit der Atmung. 3 von 4 können kein normales Tagespensum erledigen und 40% der Menschen müssen frühzeitig in Pension gehen.

Eine Durchimpfung würde diese volksgesundheitliche Gefahr eindämmen.

Sind Impfstoff-Hersteller nur an ihrem Gewinn interessiert?

Grundsätzlich ja. Sie sind Unternehmen und wie alle Unternehmen streben sie danach, Gewinne zu machen. Will man das nicht, müsste man Impfstoff-Hersteller verstaatlichen.

In manchen Bereichen wäre eine Verstaatlichung auch sinnvoll. Vor allem wenn es um die Entwicklung von Impfstoffen gegen seltene Krankheiten geht. Seltene Krankheiten können sehr gefährlich sein, aber dadurch, dass sie selten vorkommen, ist die Nachfrage an Impfstoffen nicht hoch. An der Entwicklung eines Impfstoffes gegen eine seltene Krankheit kann daher nicht viel verdient werden.

Malaria wird durch Mücken übertragen

Deswegen müssen Impf-Hersteller in Kooperationen mit staatlichen Forschungseinrichtungen Lösungen finden. Wir waren zu Besuch bei GSK. Sie haben kürzlich einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt. Sehr lange Zeit schien das nicht möglich. Ohne die Kooperation mit Universitäten wäre das nicht möglich gewesen.

Wir haben mit Jamila Louahed gesprochen: Sie ist die wissenschaftliche Leiterin von GSK und hat uns einiges aus der Sicht der Impfhersteller erzählt. Mit welchen Problemen haben sie in der Herstellung zu kämpfen und wo liegen die zukünftigen Chancen für die Gesundheit der Menschen durch Impfungen?

Jamila Louahed / GSK Vaccines

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