Heiß Kalt

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ich schaue gerne Menschen an, auch das Gewand, das sie für sich als passend wählten. Kleider sind für mich mehr als Oberfläche, im Gegenteil sie tragen das Innere nach Außen, senden Botschaften, zeigen wie man sich fühlt, wie man sich wahrnimmt, ob es stimmig ist spürt man sofort, ob jemand sich wohlfühlt und das ist völlig unabhängig von Modetrends und Barvermögen. Immer finde ich das interessant, aber zu Beginn einer neuen Jahreszeit erreicht die Vielfalt ihren Höhepunkt.

Für uns alle scheint heute die Somme, der Himmel ist blau und kein eisiger oder auch nur kühler Wind trübt den Auftritt des Frühlings.

An der Haltestelle wartete eine Gruppe Menschen. Ein Mädchen spielte schon den Mai in der Provence, mit rotblaukariertem Sommerrock, weißer Bluse, Zopfrisur und NACKTEN BEINEN in filigranen, flachen Sandalen. Neben ihr ein Mann in dunkelgrüner Daunenjacke, Wollhaube genau so bunt gemischt ging es dann im 46 er weiter.

Also ich bin auch irritiert, ist es schon warm genug für luftige Häute oder, zunehmend werde ich von Verkühlungsängsten gepackt, Alterserscheinung wahrscheinlich, aber warum, bitte warum auch heute die Dauenenmäntel, vom Winter leicht mitgenommen mit Fellumrandeten Kapuzen?

Ich verstehe das nicht, das nimmt mir die Freude. Ist denen kalt, eiskalt, haben sie Angst, dass die Sonne am Himmel sie anlügt, alles nur Lug und Trug und in einer Sekunde wird er einsetzen der Wintersturm? Oder ist das cool oder oder spüren sie zu wenig

oder wollen sie verhindern, dass sie etwas empfinden könnten, dieses warme Versprechen, der Neubeginn den jeder dieser FrühFrühlingstage erweckt

Sehnsucht.

Besser nach nichts sehnen, mit dem Schlimmsten rechnen, sich verpacken, dann schwitzen, sich unwohl fühlen und die 20 Grad in der Mittgassonne verfluchen,

ich verstehe es nicht?

Also ich bin heute auch nicht ganz sicher, was meine Hülle betrifft. Ich trage ein gelbgraues Sommerkleid, das ich wegen des geraden Schnittes und dem japanischen Muster so liebe, ein graues langärmliges Leiberl darunter, schwarze Strumpfhosen und schwarze Stiefeletten, darüber eine Art Blousonjacke grauschwarzpepitakleingemustert.

Kompromiss, aber ich mags. Solange habe ich gebraucht mich zu trauen zu tragen was ich für mich schön finde. Ich lasse mir das nicht mehr nehmen, unabhängig von Schönheitsidealen oder Altersklassen, das Gefühl mich wohl zu fühlen, nicht mich getarnt zu haben, sondern umhüllt, nicht verhüllt, ist so schön, für mich. Das für sich schön sein.

Das spürt man auch nach Außen. Es irritiert den Blick, dies Gezupfe, die hängenden Schultern, die schönsten Frauen zupfen an sich herum und der Blick wird von dem Gezupfe gefangen, man sucht mit nach dem was stören könnte und sieht die Schönheit nicht mehr.

Hin oder her, heiß oder kalt

Daunenjacke oder Römersandale

auch dieser Frühling wird einen daran erinnern

was alles ist und sein könnte,

solange Sehnsucht vorhanden ist.

Vieleicht ist Softshell das Material der Stunde

wärmt bei Bedarf, wird durchlässig und atmet je mehr Kraft die Sonne hat

irgendwann dann kommt die Zeit

da wirft man alle

Hüllen

ab.

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