Für alle, die ihn nicht gekannt haben – und das werden in Österreich die meisten sein – nehmt seinen Tod zum Anlass eines seiner unglaublich aufschlussreichen und wichtigen Vorträge anzuschauen. Wenn ihr wirklich substanzielles über die Zusammenhänge in der Welt lernen wollt, dann ist das die beste und kurzweiligste Abkürzung.
Er hat als junger Arzt in Mosambik seine Karriere begonnen und ist heute Gesundheitsforscher in Weltzusammenhängen und einer der Lieblingsvortragenden von Bill Gates.
Eines der entsetzlichsten Momente seiner Karriere, war als er vor Headfondsmanagern einen Vortrag hielt und von ihnen regelrecht ausgequetscht wurde. Sie wollten alle Fakten zu allen afrikanischen Länder wissen. Wie hoch ist die Kindersterblichkeit hier, wie lange leben die Menschen da, wie sieht das Bildungssystem dort aus…? Etc. Etc. Sie wollten in Afrika Geld investieren und informierten sich intensiv und sie wollten in möglichst stabile Gesellschaften investieren. Rosling war fassungslos, weil die meisten Hilfsorganisationen schlechter Bescheid wissen und weniger auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den unterschiedlichen Ländern Rücksicht nehmen, wenn sie ihre Programme finanzieren. Diese Programme sind alle gleich, scheren die Nationen über einen Kamm. Sehr ineffektiv und ignorant. Menschen aus der Wirtschaft sind sehr oft sehr viel interessierter an der sozialen Situation vor Ort als junge MenschenrechtsaktivistInnen – so Rosling.
Besonders JournalistInnen haben die professionelle Pflicht Hans Rosling einmal gehört zu haben.
Hans Rosling ist Pflicht für JournalistInnen
Denn er führt uns vor. Welche Vorurteile treiben wir weiter, und glauben trotzdem, dass wir uns eine „Meinung gebildet“ hätten? Warum entgehen uns jene Veränderungen in der Welt, die langsam passieren? Haben wir so eine oberflächliche Auffassung von unserer Arbeit, dass uns das entgeht, was nicht wie eine Bombe vor unserem Gesicht explodiert?
Warum wissen wir nicht, dass in Ägypten vor 25 Jahren 20% aller Kinder vor dem Alter von 5 Jahren gestorben ist und heute nur 4%? Was sagt uns das? Wie ist das passiert?
Wieso wissen wir nicht dass in der Türkei die Kindersterblichkeit höher ist als in Sri Lanka? Was sagt uns das? Das hat Gründe. Und Rosling kann sie ergründen.
Er hat wirklich ein sinnvolles Leben geführt. Er wurde von sehr vielen Menschen – auch mächtigen Menschen – gehört, und ist trotzdem lustig, lieb und menschlich. Kein bisschen Überheblichkeit, aber viel Logik.