Glasbausteine

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arbeite jetzt in einer Art Raumschiff, Glas überall Glas , endlose Gänge, Eintrittschipsystem, keine individuell regelbare Heizung, also kühl, Werk, nein Oeuvre, eines überambitionierten, nennen wir ihn so wie er sich selbst sieht, Herrscher des Raumes, Schöpfer eines Kunstwerks.

Lästig, dass Menschen darin sind und wie Menschen so sind, diese Banausen, diese unästhetischen Schlingel, versuchen sie einen Hauch Individualismus zu schaffen, bringen Pflanzen mit, bilden sich doch ein, sie dürften selbst bestimmen was sie im Schnitt 40 Stunden pro Woche umgibt, ja wo kommen wir denn da hin?
Mäuse wurden auch schon gesichtet, diese terroristischen Nager fraßen sich durchs Farbkonzept, mon dieu!

Betrachte all dies mit Amusement, weil der Vorteil des Glashauses ist, man sieht wer wen mit Steinen beschmeißt, das Wandlose lässt nicht mehr alles hinter verschlossenen Türen und sogar diese sind gläsern.

Fühle mich besser so als zwangsexibitionistische Human Resource, das überrascht mich. Verstehe die Niederländer, die auf Vorhänge verzichten, wenn keiner einen hat, ist das vielleicht ein gutes befreiendes Regulativ, hin oder her, die neuen Kaffeemaschinen treiben meinen Blutdruck in die Höhe und der Milchschaum erfordert mehr zusätzliche Minuskalorien auf Dauer, diese Formulierung habe ich heute gelernt.

Glas, Mangel an Privatsphäre kann man ihm vorschmeißen, das Fehlen jeder Intimität, auf der anderen Seite wer nichts zu verstecken hat, der kann sich doch auch zeigen?

Habe vielleicht zuviel über Kinski nachgedacht, nein nachgedacht nicht.
Warum will man so gerne glauben, dass in exentrischen, jähzornigen Teufeln ein samtweiches Herz schlummert?

Es passieren so viele Dinge über die niemand spricht, die keiner sieht, wenige sehen wollen.
Helmut Berger sah ich kurz im Dschungelcamp, er trieb mir bei Willkommen Österreich die Lachtränen in die Augen “ Mick Jagger, nein, der war mir zu dünn!“

Ich kleiner Angstscheißer, ich trau mich so selten zu sagen was ich mir denke, obwohl immer mehr und so Manchem falle ich unangenehm auf, ich habe zu lange geschwiegen, will nicht nur zuhören, will auch, will auch

kurz den Blick auf mich.

Jodie Fosters Rede hat mich berührt, schmal der Grad zwischen dem was man zeigt und dem was nur für einen selbst ist,

ich verirre mich oft in beide Richtungen.

Mittlerweile weiß ich sehr sehr wenig von dem was mein Kind bewegt, es bewegt sie für sich, um sich weiter weg von mir zu bewegen, bleibe ich still, verharre ich, gehe ich weiter, was darf ich sagen, was hinausschreien oder ist der diplomatische
immer
der bessere Weg?

Hauptsache Weg, aber eben nicht nur Haupt Sache auch Herz und Gefühl.
Das Weichsein, das habe ich mir solange verboten, den rauchigen Klang meiner Stimme, wenn sie bricht. Die papierene Fassade, die ich um mich schlang, um nie nie wieder verletzt zu werden.
Das alles macht keinen Sinn mehr.

Im Büro sitze ich im Glashaus, ich werfe keine Steine,
es werden keine auf mich geschmissen.

Ich wohnte mehrmals in Wgs, das will ich nie wieder, nun habe ich eine Form der Hausgemeinschaft, die mir entspricht.
Links und rechts zwei Freundinnen, mit jedem Jahr vertrauter, rauchen im Stiegenhaus, endlose Bierabende beim Kroaten am Eck, jede respektiert, das nicht immer verfügbar sein,
wir alle sind um die 40.

Ich weiß, wann sie krank sind, ich weiß manchmal um die aufgeregten Garderobefragen vor bedeutsamen Begegnungen und auch vom Sinken der Erwartung, die Zeit, den Alltag, die Türen
offen
zu.

Meine Wohnung hat keine Glasmauern, sie verbirgt, sie hat eine Tür.

Schreit das Kind vor exaltierter Boygroupbegeisterung ein SMS „alles ok bei euch?“

Alles ok bei euch?
Um bei Bearf durch die offene Tür zu gehen,
weil gerade nichts ok ist
oder eben alles.

Weil es zusammen manchmal schöner ist
und manchmal auch allein.

Die Bedürfnisse sind nicht zur selben Zeit die gleichen,
kein Problem,
wir hören uns,
wir sehen uns.

Ein Stück Geborgenheit.

Und weil ich von Jodie Foster sprach,
dass Amour ein großartiger Film ist

das habe ich schon einmal geschrieben.

Verborgenes
Geborgenes

Leben.

 

Funkelblau ist ein weiterer Elternblog auf Familie Rockt.
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