am Sonntag war ich spazieren, das Kind weilte in fremden Dachgeschosswelten zwecks Referatsvorbereitung in 5. Bzirk, also begann mein Streifzug dort um 9 Uhr in der Früh. Die Wege, die mein Alltag mir vorschreibt, führen mich selten in diese Gegend, beeindruckt war ich zu Beginn von der Ansammlung der kleinen tres chic Geschäte und Lokalitäten im Retrotrend. Gut, ich bin auch leicht zu beeindrucken, wenn ich die Thaliastraßenwelt von Takko,Kik und Chinese Lilis Fashion verlasse. Immer wieder entdecke ich beim Blick in die Auslagen, ein zu Unrecht vernachlässigtes Wort, Möbel und andere Erinnerungsstücke meiner Kindheit.
A Vermeegen könnt ich haben, wären diese nicht verloren gegangen, aber das ist eine andere nicht Blogtaugliche Geschichte. Wenn man so in die Jahre kommt, was heißt das eigentlich diese Jahre?, das Leben reiht doch von Anfang an Jahr um Jahr, wenn alles gut geht, oder? Naja, es zieht mich an, die Lampe, die im Wohnzimmer der Eltern stand, mit einer kleinen Kette, an der ich so gerne zog, weil ihr zartes Klickgeräusch und das einhergehende Illuminieren der lindgrünen Rauhfasertapete, ein Gefühl von Zauber und Macht hatte. Stünde so eine Lampe wieder bei mir, vielleicht käme es zurück, das Gefühl von Mysterium von Neubeginn, der Fülle der Möglichkeiten, das Unendliche der vor einem Liegen der Zeit? Vielen scheint es so oder ähnlich zu ergehen, denn es boomt, das Geschäft mit der manifestierten Erinnerung, der kaufbaren Kindheitsunschuld. Nach Jahren der Ablehnung all dess was einen prägte, kommt die Zeit in der man das Schöne, verloren gegangene zurückmöchte. Manch eine kann keinem alten Kinderwagen widerstehen und hat einen ganzen großrädrigen Fuhrpark zuhause, die andere kauft Staubmantel um Staubmantel und lässt die Endorphine stürmen bei hauchzarten, hellen Lederhandschuhen.
Dinge können einen Bogen spannen, sind mehr als Oberflächlichkeit, den Handschuh auf den Fingern spürend, steh ich wieder da, fünf Jahrte alt, heimlich von der Komode gestohlene Handberührung mit der geliebten Großmutter. Was werden unsere Kinder wohl suchen, wird meine Tochter irgendwann in einer Wühlkiste ein melancholisches Angezogensein verpüren beim Anblick solch blauweißgeringelter Kugelohrringe, wie ich sie jetzt seit Monaten trage? Wird sie sich erinnern an den Duft, der mich umgibt (sofern er nicht von Qualm restlos überlagert wird) Ich muss wieder einmal auf die Pirsch, Beutestücke der Vergangenheit jagen, zwischen Caritas und Flohmarkt, Billyregale sollen es nicht sein, die sie mit mir verbindet… So geh ich dahin, fröstle, wünsche mir eine richtige Michbar zum Einkehren. Gleichen soll sie der, die ich als Kind besuchte. Richtige, hohe dickbauchige Keramikmilchbecher mit sämiger, frisch pürierter, aufgeschäumter Bananen-oderErdbeermich ohne jeden Schnickschnack, nur ein dicker Strohhalm dazu, der beim letzten Schluck ein schmatzendes, gesättigtes STeschrumpfff im Raume verhallen lässt.
Hätte ich die finaziellen Möglichkeiten, ich würde sie mir selbst schenken die Milchbar , einfach so, nicht zum Überleben. Solang muss es reichen manchmal an einer Tintenpatrone zu schnuppern,
um wieder das Gefühl von kniebestrumpfter Tafelklasslerin zu erobern,
als sei alles noch möglich.