An der Aussenkante von Wien findest du dieses alte Sommerhaus. Es erzählt die Geschichte von Sommerfrische in den 20er Jahren.
Begonnen hat alles mit dem linken Teil des Hauses. Ein Holzriegelbau mit zwei Zimmer und Küche. Unterm Dach gibt es eine Gaupe mit einem Fenster, das zu den Fenstern im Ergeschoss passt. Es hat die selben Spreuseln im Oberbereich. Der Dachboden wurde aber nie ausgebaut.
Eternit – Problem-Baustoff
Die alten Holzriegel wurden eines Tages mit Eternitplatten verbaut. Sie sind gar nicht so hässlich wie ihr Ruf. Aber sie passen nicht zur Architektur des Hauses. Wohlgemerkt: Eternit kam nicht erst in den 50er Jahren auf. Schon 1894 erfand ein Österreich die Platten, die mehrere Vorteile haben: Sie sind wasserundurchlässig, leicht und brennen nicht. Entsprechend gut kommen sie am Markt an. Erst Anfang der 90er Jahre wird bekannt, dass Eternit auch einen Nachteil hat: Man versteht, dass ein Bestandteil der Fassadenplatten sehr gesundheitsschädigend sein kann. Eternit besteht nämlich aus Zement und Asbest. Daher wird die Produktion auf asbestfreie Platten umgestellt. Wer sie entfernen will, braucht Schutzkleidung und muss für eine Problemstoffentsorgung sorgen.
Wer konnte sich damals ein Sommerhaus leisten? Kleinbürger wahrscheinlich. Das Sommerhaus war keine Luxusvilla und war es auch damals nicht. Sie war auch nicht sonderlich modern. Kein Fliesswasser oder Strom. Die Architektur war lieb aber auch für damalige Verhältnisse altmodisch. In den 20ern baute man in der Regel etwas praktischer und einfacher. Doch das Sommerhaus erhielt keinen sonderlichen Komfort. Dafür kleine liebevolle Details. Zum Beispiel die Schnitzereien am Dachabschluss.
Ein Haus wird mit den Jahren modifiziert und dann aufgegeben
In den 30ern wurde das Haus vergrößert. Es entstand ein Zubau mit Satteldach. Damals waren noch keine Fenster im Obergeschoss, sondern ein offener Balkon.
Auf dem eingebauten Balkon kann man noch die Originalfassade und Farbe des Hauses erkennen.
Der Balkon geht unter einem weiteren Zubau weiter, der noch einmal ein paar Jahre später angebaut wurde. Es ist nur ein kleiner Zubau, der ein wenig aus der Fassade raussticht und nicht sehr balanciert aussieht.
Die Eternit-Fassade am Zubau ist weit weniger reizend angelegt, als am Stammhaus. Offensichtlich wurde das Sommerhaus bereits vor dem Zubau mit Eternit eingekleidet.
Im Wohnzimmer des Hauses steht noch ein alter Kachelofen. Aussergewöhnlich und sanft.
Gebadet wurde in dieser alten Eisenwann. Zisternenwasser wurde über Holzfeuer aufgewärmt und in die Wann geleitet. Wie es dann abgeronnen ist, weiß man nicht. Einen Abfluss gab es damals nicht.
Im Anschluss an das Haus findet sich ein alter Wintergarten. Ein paar windige Nächte noch, und es steht nicht mehr.
Schade, dass dieses Haus nicht mehr lange steht. Es wird sich wer finden, der es kauft und dann abreisst und dann ein neues Haus hinstellt.