Der Walter…

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Im Moment bin ich fertig und irgendwie ist die Luft heraus. Weil von September bis jetzt hab ich viel gearbeitet, mit  viel Denken und Reden und das strengt an. Vor allem wenn du nach der Arbeit nicht in die hübsch aufgeräumte Wohnung kommst, allein oder mit dem erwachsenen Partner, der sich schon selber an und ausziehen kann, sich sein Essen selber kocht, selber aufs Klo geht, mit abputzen und runterlassen, brav alleine einschläft  und dich zwischendurch noch mit netten Alltags Bonmots und Komplimenten aufheitert. Oder wenn du nach der Arbeit noch mit den Freundinnen ausgehst, schick und Zeit hättest für Fitness und so, dann wärst du vielleicht nicht so fertig. Weil in echt kommst du mit 2 Kleinkindern heim, von denen eins verlässlich kreischt, in eine unaufgeräumte Wohnung, weil überall irgendein Schas herumliegt, Heftln von der Mutter, Schulzeug vom großen Kind, Gewand für ich weiß nicht wen aller, Kaffeehäferl eingetrocknet, Dinkelpopsschüsserln eingetrocknet. Und deshalb bin ich mit gutem Grund etwas paniert. Und obwohl auf D die oben angeführten Attribute fast alle zutreffen, (Na guat ein bissi  mehr Komplimente und so, gell Schatz), schränkt die Tatsache das wir unseren Haushalt mit 3 Kindern teilen, meine Regenerationsmöglichkeiten massiv ein.

Und dann nimmt man was man kriegen kann und erfreut sich an Kleinigkeiten, die etwas in dir zum Schwingen bringen. Wie zum Beispiel:  Der Walter. Der Walter ist ein Mann, knapp 60. Sehr freundlich, hilfsbereit und lustig. Der Walter ist so ein Mensch, find ich, den man mögen muss. Der Walter hat einen Witz geliefert über den sich die FreundInnen gut amüsieren und der gern erzählt wird. Auf der Schihütte  auf die der Walter jahrelang  fährt, kommt er wieder einmal zum Winterurlaub an. Der Kellner  begrüßt ihn mit den Worten: „Sewas Rudi, a großes Bier!“ „I haas eigentlich Walter, aba des wichtigste stimmt, hahaha.“ Der Walter lacht sein heiseres Lachen.  Der Walter ist also ein ausgesprochen liebenswürdiger Mensch. Dieser Walter ruft mich in der Arbeit an und fragt mich nach einer Kleinigkeit die er bräuchte. Ich sag kein Problem, und er bedankt sich und dann sagt er baba und im Hintergrund sagt die Helga seine Frau etwas und dann sagt er: “Und liebe Grüße auch von meiner Helga.“  Und verstehst, dass rührt mich hier kurz vor Weihnachten dermaßen und bringt mich zum Lächeln, dass ich gleich nimma so fertig bin. Und ich find es  schön, dass jemand am Montag in der Früh, in einer stressigen Zeit, nach wahrscheinlich 35 Jahren Ehe noch immer sagt: meine Helga, und es klingt nicht besitzergreifend, machomäßig,  sondern so, dass ich mir wünsch, hoffentlich sagt noch wär  wenn ich 60 bin: meine K. und ich kann sagen .mein D. Und diese Gedanken stimmen mich fröhlich.

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