Hier komme auch ich mit meiner Analyse des Wahlausgangs. Und ich konstatiere: Kurz ist doch kein so grosser Blender, wie viele denken beziehungsweise die Menschen haben sich weniger blenden lassen, als es scheint. Aber eins ist sicher: Die ÖsterreicherInnen sind empfänglich für den „hemdsärmeligen Macher“.
Selbstwirksamkeit und die Freude an Führerpersönlichkeiten
Wir sind kein progressives Land. Bei uns ist man traditionell. Und: Die Menschen haben eine sehr geringe Selbstwirksamkeit. Daher entstammt eine grosse Sehnsucht nach „Veränderung“. Wo liegt der Zusammenhang zwischen geringer Selbstwirksamkeit und Wunsch nach Veränderung? Wer nicht selbstwirksam ist, kann auch keine Veränderung erwirken. Man kann das Ruder nicht in die Hand nehmen und will doch gerne sein eigenes Schicksal lenken. Also, soll es jemand anderer für einen erledigen und den ermächtigt man mittels Stimmabgabe.
Selbstwirksamkeit setzt voraus, dass man die Erfahrung gemacht hat, dass zwischen dem eigenen Handeln und dem zu erwartendem Ergebnis ein Zusammenhang feststellbar ist. Diesen Zusammenhang lernen Kinder laut Albert Bandura vor allem dadurch, dass sie sich durch Üben Kompetenzen aneignen. Durch diese Kompetenzen können sie das zu erwartende Ergebnis kontrollieren. Das gibt ihnen Macht über ihr Leben. Menschen mit gut entwickelter Selbstwirksamkeit können ihr Leben gestalten, halten Arbeitslosigkeit besser aus und sind rundum zuversichtlicher. Das zeigt auch die Life Studie.
Warum in Österreich Selbstwirksamkeit nicht gut ausgebildet ist, wäre ein tolles Thema für eine Diplomarbeit. Mein Verdacht: Privilegienwirtschaft und intransparente Regelungen hebeln die Wirksamkeit von Kompetenzen aus und führt zu Vorteilsdenken. Man bereitet die Kinder daher weniger darauf vor ein eigenverantwortliches Leben zu führen, sondern wappnet sie fürs Überleben im Proporz. Man denke nur eine Generation zurück, als es noch Usus war, seine Kinder, Neffen und Nichten in einen Betrieb „reinzubekommen“. Noch heute werden gute Positionen (nicht zu letzt in Redaktionen) nicht durch objektivierte Verfahren besetzt, Grundstücke willkürlich für Freunde umgewidmet und Gewerbescheine an Befähigte nicht ausgestellt um die Konkurrenz abzuschotten etc. etc.
Doch der Abkürzer über die Vorteilsnahme hebt nicht das Selbstvertrauen des Bevorteilten und hemmt die Entwicklung von Selbstwirksamkeit noch weiter. Gleichzeitig demoralisiert sie alle, die sich an die Regeln halten und sich bemühen. In ihnen steigt mit der Zeit auch das Gefühl von fehlender Selbstwirksamkeit auf.
Die fehlende Selbstwirksamkeit ist in Österreich zu einem psychologischen Bestandteil unseres Lebensgefühls geworden. Man kann nichts bewirken und das intransparente System lässt sich nicht beeinflussen.
Wie verkaufe ich meine Vision?
Selbstwirksamkeit, Rückhalt, Deutlichkeit und Empathie/Fürsorge:
- In Österreich gewinnst du derzeit nur Stimmen, wenn du den Eindruck erweckst, dass du die Ärmel aufkrempeln willst um Dinge in Ordnung zu bringen, die erledigt gehören. (Welche SpitzenpoltikerInnen haben diese Aura in den letzten Jahren mitgebracht. Faymann? Mitterlehner? Hundsdorfer? Pröll?)
- Du braucht ein Team hinter dir, die an deine Selbstwirksamkeit glaubt. Das sagt:“ Yes, you kern!“ oder „Basti-Fantasi!“
- Um wirklich dynamisch rüberzukommen, dürfen deine politischen Botschaften nicht kompliziert, doppelbödig, zaudernd und in stereotyper Sprache formuliert werden. Deutliche klare Sprache ist um und auf. Denn wenn du deutlich und verständlich über Probleme sprichst, scheinen die Probleme in deinen Händen einfach und lösbar!
- Um nicht wie ein Super-Ego rüberzukommen, musst du über Moral sprechen auch portioniert Empathie zeigen und signalisieren: „Ich schau auf euch. Ihr seid mir wichtig.“ Ein hemdsärmeliger Macher von heute sieht nicht auf die Leute herab. Er wird idealisiert und dafür „dient“ er dem Volk. Das steigert das Gefühl der Selbstwirksamkeit im Volk.
Alle Wahlgewinner haben sich des psychologischen Problems einer mangelnden Selbstwirksamkeit in Österreich angenommen. Fünf hemdsärmelige Macher versprachen: „Jetzt gemmas an!“
Von „Plan A“ bis zum „Wahlmanifest“ der Neos. Alle wollen die Verwaltung verschlanken, durch Digitalisierung unser Leben vereinfachen, bessere Schulen mit mehr Förderung schaffen, bundesweit mehr Kindergärten eröffnen, Steuern senken UND gute Aufbruchsstimmung erzeugen. Und das versuchen die meisten von ihnen auch in ihrem Layout auszudrücken.
Wahlprogramme, wer liest sie wirklich?
Wahrscheinlich die wenigsten. Aber diejenigen die Wahlprogramme lesen, sind wichtige MultiplikatorInnen. Und ein gutes Wahlprogramm schafft Zusammenhalt innerhalb der Partei. Die graphische Gestaltung des Wahlprogramms beeinflusst stark, wie gut es von den LeserInnen aufgenommen wird. Es müssen Visionen aufploppen und eine Aufbruchstimmung aufkommen lassen.
Da können linkspolitische KritikerInnen noch so heftig dagegen eifern. Das ist Psycho-Logik. Wenn du vor Kindern oder StundentInnen einen Vortrag runterratterst ohne pädagogisches Handwerk und Freude an der Vermittlung, werden sie sich wenig von dem merken, was du zu sagen hast. Die Vermittlung von Inhalten ist eine eigene, respektable Kunst.
Und diese beherrscht in diesem Wahlkampf die ÖVP am Besten. Ihr Wahlprogramm ist elegant, freundlich, modern und schlüssig. Es transportiert, zumindest ihrer Zielgruppe, ein visionäres Grundgefühl und man denkt: „Die haben alles im Griff. Die wissen was zu tun ist. Die haben sich wirklich mit unseren Problemen hautnah auseinandergesetzt.“ Auch längere Texte kann man flüssig lesen. Auf allen Seiten sind Passagen eingebaut durch die man sich menschlich angesprochen fühlen kann. Es werden anschauliche Handlungsschritte skizziert und übersichtlich hervorgehoben.
Dass sie eine Steuerumschichtung planen – weg von Eltern, die ihre Kinder kostenpflichtig ausser Haus betreuen lassen, hin zu Eltern die nicht arbeiten gehen, wird natürlich nicht deutlich gemacht. Es wird auch nicht klargemacht, dass eine Ausgabenbremse schwerlich 4 Milliarden Einsparungen bringen kann, wenn man gleichzeitig bundesweit neue öffentliche Kindergärten und ein tolles neues Schulsystem schaffen will. Weitere 4 Milliarden sollen durch Wachstum eingespielt werden, die durch die ungefähr gleich teure Steuererleichterungen stimuliert werden soll – bei gleichzeitiger Ausgabenbremse…. und so weiter. Das hört sich doch ein wenig spekulativ an. Spätestens, wenn sie Steuersenkungen einfordern, um „wieder mehr Dynamik in die Immobilienbranche“ zu bringen, fühlt man sich ein wenig für blöd verkauft.
Aber man findet im Wahlprogramm viele pragmatische Schlussfolgerungen und einige durchaus brauchbare Vorschläge – und das geschmackvoll verpackt. Auch wer nicht inhaltlich einverstanden ist, muss gestehen: da hat wer versucht die Herausforderungen der Zukunft verdaubar zu machen.
Das Wahlprogramm der SPÖ ist im Vergleich ein Desaster. Kein durchgehendes Layout und kein schlüssiger inhaltlicher roter Faden („roter Faden“ hätte man übrigens als Wording für den roten Faden verwenden können:-)). Es versucht Aufbruchstimmung zu vermitteln und fällt in Stereotypien zurück. Lange unpointierte Textpassagen und teilweise willkürliche Agenturfotos mit sehr wechselhafter Ästhetik und Qualität. Es will spielerisch und modern sein, wie das Mc Donald Happy Meal, und stiftet statt dessen Verwirrung. Dabei könnte man den Plan A ästhetisch und faktisch wunderbar auf die Zielgruppen der SPÖ, die sich übrigens mit Kern erweitert haben, herrunterbrechen.
Layout und Konzept stammen übrigens von dieser Werbeagentur. Abgesehen vom Foto hätte auch schon die Konzeption der Homepage Grund genug sein müssen, ihnen den Auftrag nicht zu erteilen. Ich frage mich wirklich, wie kann einer der ältesten Parteien Österreichs, in einem so wichtigen Wahlkampf, das Programm so stümperhaft gestalten lassen?
Da ist sogar das Wahlprogramm der Blauen stimmiger. Zwar potthäßlich, im Stile von Modern Talking und Schnitzelwirt, aber das inhaltliche Konzept kommt rüber und es vermittelt, dass da wer wirklich was will und das lieber heute als morgen. Hemdsärmelig. Ihr Wirtschaftsprogramm sieht ganz anders aus und ich frage mich auch warum es vom allgemeinen Wahlprogramm abgekoppelt wurde? Inhaltlich ist es tatsächlich nicht weit weg von der ÖVP und das Layout ist auch moderner als ihr allgemeines Programm. Vielleicht hat man ihnen wirklich unter die Hemdsärmel gegriffen?
Die Neos und die Grünen entschieden sich, kein Layout anzuwenden. Die Neos haben 9 Seiten mit netten und luftigen Absichtserklärungen verfasst und mit ein paar Agenturfotos versehen. Das wars. Aber vielleicht brauchen die Neos auch nicht mehr. Wirkt irgendwie hemdsärmelig. Nicht lang aufhalten. Wir sind schon am Weg.
Die Grünen haben zwar einen Grafikdesigner angeheuert, und zwar auch jemanden mit vorzeigbarem Kundenkreis, aber entweder haben sie ihm nichts bezahlt oder sie haben ihm den ausdrücklichen Auftrag erteilt, kein Layout zu machen. Eine nicht mehr enden wollende Buchstabenwüste. Trotzdem ist der Text nicht beflügelt oder hochintellektuell. Gewöhnliche zugespitzte Wahlprogrammsprache und fast unmöglich ohne Ritalin vom Anfang bis zum Ende durchzulesen.
Wer hat den Basti-Fantasti verzaubert?
Man hat fast den Eindruck der Neuromarkteing-Experte Hans-Georg Häusel wurde beauftragt, eine Analyse der Marke Kurz zu machen. Häusel ist darauf spezialisiert, herauszufinden wie die psychologische und daher auch neurologisch wirksame Essenz einer Marke aussieht. Welchem Typus Mensch gehört die Zielgruppe an und wie muss man mit dieser kommunizieren? Von ihm stammen Überschriften wie „Emotional boosting – Die hohe Kunst der Kaufverführung“. Er ist sehr erfolgreich – weil er wirkt.
Seiner Meinung nach muss jede Firma durch seine Aussenwirkung in der Zielgruppe ein Gefühl auslösen. Dieses Gefühl soll natürlich solcherart sein, dass die Angesprochenen gerne Kundinnen werden. Die Homepage einer Bank funktioniert nicht gut, wenn viele verschiedene Textbotschaften auf ihr verteilt sind, denn sie zwingen die UserInnen dazu nachzudenken. Und das ist anstrengend. Wenn man stattdessen einfach ein grosses Bild von zwei verliebten Menschen postet, die beim Dinner sitzen und daneben einen kleinen Menü-Button setzt, erreicht man die UserInnen viel leichter. Die Bank-Homepage wird zu einem vertrauenswürdigen Wohlfühlplatz.
Sebastian Kurz ist ein braver Kunde gewesen, denn er hat alle Strategien, von wem auch immer sie empfohlen wurden, pflichtbewusst erfüllt. Man hat ein markantes Wording war auf ihn zugeschnitten – aber auch auf die WählerInnen. Was klingt glaubwürdig aus seinem Mund? Und wo ist die Schnittmenge jener Inhalte, die aus seinem Mund glaubwürfig klingen, aber auch von den WählerInnen gerne gehört werden? Zb. die Geschichten aus seiner Familie, die eigentlich nicht sonderlich aufschlussreich sind, aber seine elitistische Aura zurückdrängen soll. Oder seine Verweigerung jeder Diskussion, die kompliziert werden könnte. Denn je komplizierter seine Antworten würden, desto weniger schiene er das betreffende Problem mit Leichtigkeit lösen zu können.
Er hat seine Goschertheit, die er ohne Zweifel als Meidlinger Bur intus hat (Ich erinnere mich an einen Clip, in dem Stadträtin Wehsely ihm nachgeht und versucht ihn aufgebracht zur Rede zu stellenl und er sieht sie nur ruhig an und fragt von oben herab: „Geht´s noch?“) eisern gezügelt. Kaum Zynismus, immer Ambition und großäugige Aufrichtigkeit. Seine Tweets lesen sich auch nach der Wahl redundant hemdsärmlig und dienend: „Ich nehme diesen Auftrag mit Entschlossenheit & Dankbarkeit den Wählern gegenüber an.“ „Mein klares Ziel ist, in d Regierung an einem Strang zu ziehen & gemeinsam f unser Österreich zu arbeiten.“ „Werde transparente Koalitionsverhandlungen führen & neuen Stil treu bleiben. Die politische Kultur muss sich ändern“.
Der Wahlkampf hätte nicht noch 4 Wochen andauern dürfen. Dann wäre das Cyborg´sche seines politischen Stil offensichtlich geworden. Während Haider ein wortflexibles Polit-Camäleon war, der sich einfühlend aber nicht mitfühlend auf sein Gegenüber einstellen konnte und es liebte zu improvisieren, ist Kurz eher jemand, der vorplant und sich auf seine Strategie verlässt. Er will die absolute Kontrolle (scheinbar auch über Studienergebnisse).
Warum aber ist Sebastian Kurz kein großer Blender?
Das alte österreichische Parteiensystem lockert sich langsam. Aber das WählerInnenverhalten verbleibt traditionell. Knapp über 50% wählt bürgerlich traditionell. Dann wählen noch ein paar weitere Prozent liberal traditionell oder alternativ traditionell und der Rest gehört traditionsgemäss der SPÖ.
Der Hauptgrund für Kurz gutes Abschneiden liegt im Weggang von BZÖ und Frank Stronach. Die Rechte ist nicht mehr wie 2013 auf mehrere Kleinparteien aufgesplittert und daher teilen sich deren Stimmen wieder auf ÖVP und FPÖ auf. Die FPÖ gewinnt dadurch sogar deutlich mehr Stimmen (191.000) die ÖVP (158.000 Stimmen).
Kurz Hauptklientel sind, wie immer bei den Grossparteien, die PensionistInnen. Er hat grundsätzlich in seinem eigenen Fischteich gefischt.
Nicht die ÖVP, die SPÖ ist jene Partei, die mit 156.000 Stimmen die meisten NichtwählerInnen gewinnen konnte. Die ÖVP schafft nur 121.000 und die FPÖ 122.000. Kurz hat also gewonnen, aber sein Sieg fällt aus keinem Rahmen.
Welche Partei hat nicht aktiviert?
Offensichtlich die Grünen. Sie verlieren sehr viele Stimmen an die Roten. Diese WählerInnenwanderung ist für Rot-Grün-Koalitions-Fans noch nachvollziehbar (und von denen gibt es nicht wenige!). Aber noch schmerzvoller: sie verlieren ganze 84.000 Stimmen an die ÖVP! Dank Kurz. Das ist sein Wahlzuckerl. Die Grünen schaffen es nicht, ihr bürgerliches Klientel an das Mitte/Links-Weltbild zu binden. Sie haben offensichtlich zu wenig Selbstwirksamkeit ausgestrahlt.
Wenn man vorhat eine Zustimmung von über 50% für nicht bürgerlich/rechte Parteien in Österreich zusammenzubringen, müssen Wählerinnen von den Schwarzen und Blauen „umgedreht“ werden. Dazu braucht es ein schlüssiges visionäres Programm, dass auch vermittelt werden kann. Das ist Feinarbeit und hochpsychologisch. Dazu ist aber die Politik auch da: Um politische Inhalte zu vermitteln.
Kein Zauber sondern Vermittlungsarbeit
Probleme können gelöst werden und man kann auch komplizierte Probleme lösen und diese Lösungen verständlich vermitteln. Man braucht gute Argumente und ein deutliches Wording. Nehmen wir „die Flüchtlinge“. Mit ihnen wandert ein problematisierter Kulturkreis bei uns ein, meinen viele. Diesen Gedanken kann man aber auch umdrehen. Wer sich hierher hin durchschlägt und eine ganz neue Kultur kennenlernt, transportiert diese nämlich auch wieder zurück in die Heimat. Der Austausch ist bekanntlich nie einseitig. Eine schwedische Studie (link folgt) belegt, dass die hier gängige Weltsicht von Flüchtlingen übernommen wird und in die Familie im Herkunftsland weitergetragen wird. Beispielsweise wenn es um die Verheiratung von minderjährigen Mädchen geht oder Kenntnisse über wissenschaftlichen Zusammenhänge. Dieses Faktum skizziert, dass „die Flüchtlinge“ keine homogene und in sich loyale Gruppe ist, die nur herkommt um eine Parallelgesellschaft aufzubauen. Das wirkt erleichternd auf Menschen, die sich durch solche Phantasien bedroht fühlen. Migration von Menschen aus nicht demokratischen Ländern in demokratische Länder, hebt das demokratische Bewusstsein in nicht demokratischen Ländern.
So deutlich, wie Strache und Kurz mit dem Thema „Flüchtlinge“ umgehen, können auch die Grünen, Neos, Pilz oder die Roten ihre Stellung beziehen. Wenn man der Meinung ist, dass die Zahl der Flüchtlinge, die bei uns leben integrierbar sind, dann kann man das auch belegen und argumentieren. Es reicht nicht sich nur auf die Menschenrechte zu beziehen. Will man den WählerInnen vermitteln, dass es keinen Grund zur Sorge gibt, dann wird das auch belegbar sein. Oder es gibt einen Grund zur Sorge. Dann wird man einen effektiven Plan entwickeln und vermitteln müssen. Ob man Sommerlager für Flüchtlingskinder gemeinsam mit österreichischen Kindern organisiert oder Anlaufstellen für Homosexuelle in Flüchtlingslagern einrichtet, damit diese nicht Ziel von Gewalt werden oder transparente Erhebungen über den Bildungsstand von Flüchtlingen machen und auswerten läßt, um zu erurieren welches faktische Wissen ein Automechaniker aus Syrien hat und welchen Mehrwert für unsere Gesellschaft ein afganischer Soziologe haben könnte. So eine Erhebung vermittelt ein klareres Bild von „den Flüchtlingen“ und welche Kompetenzen sie einbringen können und welche Fortbildungen sie brauchen. Dadurch sieht man sie nicht nur als eine anonyme Gruppe von Menschen, die Mindestsicherung brauchen etc. etc. Es gibt so viele intelligente Interventionen, die wirken und die substanzielle Narrative entstehen lassen, die wiederum vermittelbar sind.
Aktuelle Einsichten und Fakten müssen zusammengetragen werden (die man halt nicht bei Karl Marx findet) und die in Verbindung mit Erfahrungswerten und einer abgeklopften Ideologie eine neue moderne Vision vom Zusammenleben bilden können. Was Kurz kann, kann jeder. Auch mit weit mehr Substanz. Und wer nicht konstruierte, hauptsächlich auf Politiklobbing zugeschnittene Selbstwirksamkeit rüberbringt, sondern real anwendbare Selbstwirksamkeit und wer sich ausserdem glaubwürdig und deutlich ausdrücken kann, ohne sich eisern an ein Wordingkonzept halten zu müssen, überlebt einen Kurz politisch.
Die paar Prozentpunkte die fehlen, um über 50% zu kommen, können in der Opposition dazugewonnen werden. Dazu braucht es parteiübergreifende Zusammenarbeit und interne ernsthafte politische ideologische Aufarbeitung. Selbstwirksam werden und nicht alten Zeiten nachhängen und Dinge dem Zufall überlassen. Zu sich selbst finden.
2 Kommentare
Habe diesen Kommentar mit Interesse gelesen. In meiner Wahrnehmung ist Kurz absolut ein begabter Blender: einen VK wurde nach Art des Brutus ausgeblendet, ein Kartenhaus eingeblendet mit sich als pik as. Ausgeblendet ebenso die schwarze Parteifarbe, eingeblendet Türkis. Bei soviel Wendigkeit ist iauch blau/braun schon ziemlich egal.Ausgeblendet weiters die politischen Mißerfolge der ÖVP und damit seine eigenen. Hat eine Bewegung eingeblendet, damit es IHN gibt. Prinzip waren es nur drei Blendwerke:
* Menschen reagieren verstimmt so man ihnen was WEGNIMMT.Und das tun in ihren Augen Migranten-veruntreuen unser aller Geld um dann zu rauben, morden u brandschatzen. Die Auslöschung einer heiligen Misch-Nation. Damit wurde der Neid/Bedrohungsfaktor bestimmend, anderen Themen mußte man sich nicht mehr stellen. Durch diese Verblendung haben sich ÖVP/FPÖ die notwendige Stimmenmehrheit für den Rück\Abbau des Sozialstaates auf Samtpfoten geholt.
* eingeblendet wurde:Türkis schillernde Wohlfühlen-Blase VERÄNDERUNG mit Ambition/Entschlossenheit/Wille/Weg und hat ohne lästigen Inhalt vermeintliche Sicherheit geboten. Nichts definiert, nichts Konkretes-jeder konnte sich darin wo finden. einfacher konnte Türkis andere heikle Sachthemen nicht ausblenden.
* Kurz‘ Umtriebigkeit hat sich in genialer Form bedient am „Bildungsdilemma“ Land. Die Intelligenz braucht die Stadt, das zeigen Wahlen sehr genau,und da war er auch wenig anzutreffen.Jeder Dorfplatz ein sorgfältig inszeniertes Treffen des Geschwisterpaares Neid/Bedrohung mit dem türkisen Erlöser.
Kurz hat überzogen häßliche Haßtirade gg Migranten in den Wahlkampf eingebracht, jede Wahrheit dazu ausgeblendet. Er hat zu tief gegriffen, denke, er weiß es auch. Erwarte mir demnächst einen Tweet der Sanftmut,Toleranz gg Ausländer. eingeblendet vom geläuterten und um Einigkeit bemühten Staatsmann Kurz.
Wir hatten Grasser, den besten Finanzminister aller Zeiten in eigener Sache. Auch das war heillos überzogen. Kurz gehört in diese Kategorie. Oder überlassen wir uns Johann Wolfgang von Goethe und in leicht abgewandelter Form seinem Zauberlehrling:
Haben die alten Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach MEINEM Willen leben…….Und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch. … Er rief die Geister, wurde sie nicht mehr los. Wir wissen, wie so was ausgeht. Goethe auch. War ein kluger Mann.
Denke, wir sollten Kurz und seine türkise Gang nicht über jedes Maß hinaus analysieren. Überlassen wir sie vorerst ihren Geistern. Die Historie zeigt meist: war im Grunde genommen wenig Zauberei, mehr Blendung. relativ einfach. Siehe Haider und Konsorten – die Erinnerung daran haben viele denkbefreite Wähler einfach AUSGEBLENDET.
Dieses „Ausblenden“ ist ein interessanter Faktor. Wie funktioniert diese Dynamik. Wenn Erwachsene viel lügen, kommt es daher dass ihre Eltern ihnen entweder alles geglaubt haben oder so getan haben, als würden sie alles glauben. So hat man weniger Streitereien und muss das Kind nicht kritisch sehen. Aber woher kommt die innere Haltung, Wissen nach Bedarf einfach ausblenden zu können? Man weiss, dass Haider, Grasser sich bereichert haben. Man weiss, dass Strache mit den Neonazis zu tun hatte, aber man blendet es aus. Hat das mit fehlender elterliche Gewissensbildung zu tun: Wenn man was falsch macht, muss man sich nicht entschuldigen und es nicht besprechen – man redet es einfach schön und damit hat´s sich?