Das gestreichelte Kleid

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3 luftmatratzentage nur für mich liegen hinter mir, Urlaub, das Kind diesmal nicht von mir behütet, viel Zeit, viel Sonne, Freunde gesehen und geredet, Nähe zu mir, ein kurzes Innehalten, Zurückblicken und dann ganz da sein, die Welt ein vertrauter Ort und das Gefühl, einen Platz zu haben in mir oder ich ein Teil von Allem. Verzückte Verklaertheit, weil der Boden fest ist, für den Moment, an diesen Wimpernfrühlingsschlagtagen, sogar mein Arbeitstag heute, konnte nichts ändern, an diesem gut machst du das Gefühl, so spazier ich im 1.Bezirk, sehe einen Uraltpunk, der auf einem Tennisschlaeger Luftgitarre spielt, neongruen die gespannten Saiten. Ich habe Lust mir ein Kleid zu kaufen, eines dieser schwer zu findenden, die nur auf mich zu warten scheinen.  Es gibt Gewand, das einen tarnen soll, schöner und jünger machen oder nach außen zeigen soll, ich weiß was grad in ist, ich bin Teil der Trend Armee,  Kompromisse. Dann aber da gibt es Kleider, die sind ein Teil von dir, mitten im übervollen Shoppingtempel, da wird es still, sie sprechen, schön, dass du wieder da bist, du mochtest mich schon, damals sonntags als die Oma ihren schönsten Hut aufsetzte, ich erkenn dich wieder, als du mit 16, dich vorsichtig elegant, kokett zu bewegen begannst und dann stehst du da und du schaust es an und du weißt, du wirst es anziehen und sofort wird es zu dir werden, eine Haut, die dich schützend umhüllt und dich gleichzeit dünnhautiger, sinnlich sensibler machen wird… Schwaermerei, Liebelei, nein fast Liebe zu diesem Stück Stoff und mir empfinde ich und geleite es zu Kasse. Ich warte und schaue es immer wieder an, wie einen alten Freund nach langer Zeit. Eine Frau, drängt sich vor, im Arm eine Kunstlederjacke und will diese bis Samstag zurücklegen lassen, da sie ihre Bankkomatkarte nicht dabei hat. Die Frau sieht reich aus in einem dieser Lackdaunenmaäntel, ich nenn sie Kakerlakenjacken (Panzer irgendwie). Ich bin irritiert baue einen Hintergrund um ihren Satz, blicke aber immer wieder auf das Stück ICH noch gefangen auf dem Keiderbuegel, der Mann, der sein Brot an der Kasse des spanischen Geschäfts verdient, fängt immer wieder meinen Blick, ich spüre, dass er versteht, die seltsame Zurücklegfrau und mich, mit wirrem Haar und der Zuneigung zu meiner erwaehlten Robe. Ich lege sie auf den Tisch, er nimmt sie zart in seine Hände, bedächtig,erfurchtsvoll, sucht er nach Störendem, faltet, streicht sanft über die Ärmel und kurz, ganz kurz immer wieder sehn wir uns in die Augen. Eine feierliche Zeremonie, ein Fest der Achtsamkeit in all der oberflächlichen Unruhe. Er wird ein bisschen rot, ich auch, als sich unsre Blicke treffen und er meine Haut mir einpackt. 9.99 sagt er, ich geb ihm 10 Euro, fühl mich rosig umarmt und ein bisschen verwegen, das Kleid ist wie für sie gemacht, flüstert er und ich lächle ihn an und gehe, koketten, ein bisschen wiegenden Schritts. Eine kurze, triviale und oberflächliche Geschichte könnte man sagen, ein seltener, goldener Moment, sage ich.

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