Ein Typ mit Mikrofon und Supermaxfrisur steht draußen bei den Nutzpflanzen und imprägnierten Terrassendielen und macht Baumarktradio live und interviewt die KundInnen. Mein Sohn kichert hysterisch bei seinem Anblick aber der Kerl macht seine Sache gut. Superweich und sympathisch. Ich mag ihn. Er ist ein lieber Freak. Eine andere nette Verkäuferin erklärt meinem Sohn in gebrochenem Deutsch extrem kompetent wie man am besten Erbeeren und Salbei einpflanzt. Wir gleiten superzufrieden in die Lackabteilung.
Neben mir steht eine Einkindfamilie. Das Kind ist ca. 14 und trägt Kleider ala Kesha. Sie steht einen Meter neben mir und starrt auf mich herab. Ich such das Regal in aller Ruhe nach dem Lack ab und merke, dass sie immer noch wie erstarrt da steht und mich fixiert. Beziehungsweise meine Schuhe. Die 5 Sekunden sind längst um, die man jemanden anderen anstarren darf, ohne damit sozusagen ein Statement zu setzen. Ich spüre wie ich irritiert werde. Was zum Teufel hat sie betreffend meiner Schuhe nach 20 Sekunden Starren noch immer nicht verstanden?
Ich überlege, ob sie vielleicht Mitleid mit mir hat? Aber ich glaube, sie ist keine Person die vorschnell mit jemanden Mitleid hat. Ihr Blick hat nichts pathetisches – eher was anklagendes. Ich glaube, sie fühlt sich durch meine Schuhe beleidigt. Ich habe Mitleid mit meinen Schuhen.