Wie kann mein Baby durchschlafen?

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Nina und Markus haben vor 8 Monaten einen Baby – Buben bekommen und wissen wie es ist, wenn einem die Kinder den letzten Schlaf rauben. Elias ist ein gewünschtes Kind. Er kam ungeplant und trotzdem genau zum richtigen Zeitpunkt. Nina und Markus hielten Elias  nach der Geburt unter Freudentränen in ihren Armen. Letztens jedoch hat Nina den Buben angebrüllt er solle „verdammt noch mal die Klappe halten!“. Es war vier Uhr Früh und Nina war wahrscheinlich ihr Leben lang noch nie so unglücklich gewesen wie in diesem Moment. Markus, selbst am Ende seiner Kräfte, nahm den schreienden Elias und ging ins Wohnzimmer rüber. „Du schläfst dich jetzt aus. Denk nicht an Elias und mich!“ sagte Markus zu Nina und machte die Tür zum Schlafzimmer zu. Nicht nur ein Baby will durchschlafen – auch die Eltern brauchen Schlaf.

Nina und Markus sind nicht ausgeschlafen – und das seit 8 Monaten. Nach mehreren Nächten ohne Schlaf und dem durchgehenden, verzweifelten Schreien von Elias kann Nina nicht mehr. Sie ist mit den Nerven am Ende und empfindet das Baby – Schreien außerdem als vernichtende Kritik an ihren Mutterqualitäten. In der Nacht, als sie Elias anschrie, hatte sie keine Kontrolle mehr über sich. Auch Markus fühlt sich als Vater unzulänglich und geht wie ein Zombie durch den Tag.

Ein Baby macht Freude aber auch müde

Sie beide sind aber alles andere als die Ausnahme. Laut einer britischen Studie schlafen 66% aller froschgebackenen Baby – Eltern in den ersten zwei Jahren weniger als vier Stunden pro Nacht. ExpertInnen empfehlen erwachsenen Eltern täglich mindestens 5 Stunden Schlaf um leistungsfähig zu bleiben. Der Grossteil der Jungeltern schläft demnach in den ersten zwei Jahren ein halbes Jahr zu wenig!

Zu wenig Schlaf führt zu starken Gemütsschwankungen und kann eine große Belastung für die Partnerschaft sein. Ein Drittel der befragten Eltern gab an, mindestens 5 Mal die Woche auf Grund von Müdigkeit zu streiten. Jedes zwanzigste Paar trennte sich sogar auf Grund der Ermüdung.

Die Schlafforscherin Iftikhar Mirz sagt aktuell zur Daily Mail, dass den meisten Eltern nicht bewusst sei, dass der Schlafentzug in den ersten Jahren der Elternschaft oft der Hauptgrund für depressive Grundstimmungen und Partnerschaftsprobleme sei.

„Um die Situation zu verbessern, solle man versuchen, recht bald eine Routine im Schlafverhalten des Babys zu bekommen.“

Dieser Meinung sind die meisten ExpertInnen. Eine Routine, die dem Schlafbedürfnis von einem Baby angepasst ist. Immer wieder kehrende Tagesabläufe wirken auf einem Baby nicht einengend, sondern schenken Orientierung und Geborgenheit.

Wieviel Schlaf braucht ein Baby?

Das variiert von Baby zu Baby, aber man kann davon ausgehen, dass ein neugeborenes Baby zwischen 16-20 Stunden und ein 6 – 13 Monate altes Baby ca. 16 Stunden Schlaf braucht.

Wenn ExpertInnen von einem Baby sagen, dass es „durchschläft“, meinen sie nicht, dass es die ganze Nacht durchschläft, sondern 5 Stunden am Stück. Dann hat es eine ganze Schlafphase ohne Störung hinter sich gebracht. Auch sehr kleine Babies kommen 5 Stunden ohne Nahrung aus. Genauso wie Erwachsene wachen Babies mehrmals in der Nacht auf. Während Erwachsene sogleich und von selber wieder einschlafen, tun sich Babies oft schwerer, wieder in den Schlaf zu finden. Daher wird empfohlen, das Baby nicht schlafend ins Bett zu legen, sondern noch im wachen Zustand. Es irritiert das Baby, wenn es in der Nacht aufwacht und veränderte Bedinungen vorfindet. Babies sollten außerdem jeden Tag zur selben Zeit hingelegt werden. Kinder haben eine sehr strenge innere Uhr. Schon ein Abweichen von einer halben Stunde von der gewohnten  Schlafenszeit kann sie aus dem Konzept bringen. Vor dem Schlafen sollte die Atmosphäre etwas gedämpft werden. Schon innerhalb des ersten Lebensmonats lernt das Baby, dass es Tag und Nacht gibt und kann sich auf gewisse immer wieder kehrende Abläufe einstellen. In den letzten Jahren wurden unterschiedliche Methoden entwickelt, die dem Baby zu  einem besseren Schlafrhythmus verhelfen sollen.

Die Fünf-Minuten-Regel

`Jedes Kind kann schlafen lernen‘ –  ein heiß debattiertes Buch, das vehement die Fünf-Minuten-Regelung propagiert. An Hand verschiedener Studien und Tabellen wird das Schlafverhalten von Babies analysiert. Kaum ein Schlafbuch wartet mit so vielen interessanten Hardfacts auf. Die Methode geht im Kern davon aus, dass  jedes Kind lernen kann, eigenständig einzuschlafen. Das sei überhaupt die erste Kompetenz, die sich ein Baby aneignen könne. Es in den Schlaf zu wiegen, oder zu stillen, sei daher kontraproduktiv. Das Baby wird stattdessen wach in das Bett gelegt, Gute Nacht Bussis verteilt und dann verlassen die Eltern den Raum. Das Kind fängt zu schreien an, aber Mama oder Papa kommen erst nach fünf Minuten ins Zimmer zurück, und dann bloss um zurückhaltend Präsenz zu zeigen. Dann verläßt man wieder das Zimmer und kommt erst nach 7 Minuten wieder. Wenn man das Baby aus dem Bett hebt und es tröstet, muss man es sofort wieder wach ins Bett zurücklegen, sobald es sich beruhigt hat. So geht das dann in Folge weiter, bis das Kind von selber und allein in seinem Bett einschläft.

Vielen Eltern ist diese Methode zu hart. Das Kind würde nur einschlafen, weil es vor Erschöpfung aufgibt und es würde dabei ein starkes Gefühl des Verlassenseins empfinden. Ob so kleine Kinder tatsächlich Verlassensgefühle, wie wir uns das vorstellen, empfinden können, ist jedoch sehr fraglich. Sie wissen nicht, ob sie 1 Minute oder 5 Minuten allein waren. Genauso wenig empfinden sie Dunkelangst. Das kommt erst später. Babys sind dazu nicht in der Lage. Was sie aber sehr verunsichert, sind veränderte Umstände. Wenn Schlafenszeiten und Essenszeiten immer gleich sind, sind sie sich sicher, dass sie rund um gut versorgt sind. Wenn sich diese Zeiten ändern, irritiert sie das daher. Das heißt, aber nicht, dass immer alles gleich bleiben muss. Wir Erwachsenen bringen ihnen bei, dass Veränderung gut sein können und nicht unbedingt weh tun. Dass sie trotzdem sicher sind.

Die Einschlaf-Methode funktioniert bei fast allen Kindern überaschend gut. Schon nach drei oder vier Tagen schlafen sie sehr gut und ohne Geschrei von selber ein und durch, als hätte es nie ein Einschlafproblem gegeben. Bemerkenswert ist auch, dass sie in den Minuten vor dem Einschlafen, alleine im Bett, eine richtige Freude haben, singen, plaudern und sich ihre Hände und Füße anschauen und dann zufrieden von selber einschlafen. Sie haben gelernt, dass es ok ist, wenn die Eltern nicht immer daneben stehen. Dass die Eltern zuverlässig kommen, wenn es ein Problem gibt, aber dass sie es sonst auch alleine schaffen wieder einzuschlafen.

Schrittweises Zurückziehen

Diese Methode wird von vielen SchlafforscherInnen empfohlen. Sie erinnert stark an die Fünf-Minuten-Regel, aber funktioniert ein wenig sanfter. Auch hier wird das Baby wach ins eigene Bett gelegt, aber man kann auch ein wenig im Zimmer bleiben, das Baby am Magen kraulen und beruhigende Worte sprechen. Wenn das Baby lautstark protestiert, wenn man aus dem Zimmer geht,  geht man schon vor Ablauf der fünf Minuten zurück und wirkt zurückhaltend beruhigend auf das Baby ein. Dann geht man wieder und versucht die Intervalle, die das Kind alleine im Bett liegt und schreit, immer wieder mal um eine oder zwei Minuten zu verlängern.

Anna Wahlgren Methode

Anna Wahlgren empfiehlt unter anderem Babies am Bauch schlafen zu lassen. Damit hat sie sich viel Kritik eingehandelt. Laut Studien korrelieren die Bauchlage, ein niederer Bildungsstand der Eltern, rauchende Eltern und  die Überwärmung des Babys signifikant mit dem Eintreten des plötzlichen Kindstods. (Den genauen Grund für diese Korrelationen kennt man noch nicht). Wenn das Kinderzimmer nicht zu warm ist, nicht geraucht wird und die Eltern achtsam sind, sollte die Bauchlage kein Problem sein. Anna Wahlgren meint, dass Babies am Bauch besser schlafen, weil sie sich in dieser Lage geerdeter fühlen. Als Kompromiss könne man das Baby auch in die Seitenlage legen. Weiters empfielt sie Zubettgeh-Rituale und fixe Schlafenszeiten. Vor dem Schlafengehen sollen die Eltern erst viel mit dem Kind herumtollen und richtig Spass haben. Danach soll es beruhigt werden. Beispielsweise in dem es in einem Kinderwagen in einem dunklen Raum hin und her geschoben wird. Danach wird das Baby ins Bett gelegt. Ein Kinderreim oder auch ein Kinderlied als tägliche Begleitung beim Hinlegen gibt Geborgenheit. Während die Eltern das Zimmer verlassen, wird der bekannte Reim erneut aufgesagt. Außerdem sollte das Baby während dem  Einschlafprozess nicht zu viel hochgehoben und umständlich getröstet werden, weil das dem Baby suggeriert, dass sein Schreien berechtigt sei und dass man es aus gutem Grund tröstet und herumträgt. Es reiche daher aus, dass die Eltern selbstsicher vermitteln, dass alles in Ordnung  ist und dass das Baby im Bettchen auch eine Weile allein zurecht kommt. Wenn es zwischendurch aufwacht, soll der Reim wieder aufgesagt werden. Diese Methode scheint sehr erfolgreich. Die meisten Babies schlafen nach ca. vier Tagen gut ein. Der Reim spielt eine große Rolle.

Die Sessel Methode

Die Sessel Methode geht von ähnlichen Gedanken aus, wie die meisten hier angeführten. Das Baby soll zur Schlafenszeit ähnliche und beruhigte Bedingungen vorfinden. Dann nehmen sich Mama oder Papa einen Sessel und setzen sich neben das Gitterbett. Ein selbstbewusstes, ruhiges `Gute Nacht‘ wird ausgesprochen und danach folgt Schweigen. Man kann dem Baby die Hand auf den Bauch legen, aber ansonsten soll man nichts tun. Wenn das Baby protestiert, soll nicht darauf  reagiert, sondern nur ein weiteres „Gute Nacht“ zum Abschluss gesagt werden. Jede Nacht soll der Sessel ein Stück weiter weg vom Bett positioniert werden bis er letztendlich bei offener Tür  außerhalb des Kinderzimmers steht. Nach einer Woche hört diese Begleitung ganz auf.

Die vier S und das eine W

Der Arzt Harvey Karp vertritt die Meinung, dass gewisse angeborene Grundreflexe beim Baby Schläfrigkeit auslösen. Dazu müsse man die Umgebung des Babys den Bedingungen im Mutterleib anpassen. Dies passiert in 5 Schritten. Die Eltern sollen die Methode mit viel Selbstvertrauen durchführen. Im ersten Schritt wird das Baby in ein weiches Schmusetuch gewickelt. Nicht fest gewickelt, aber körperanliegend. Das Baby fühle sich geborgener, wenn der ganze Körper  wahrnehmbar ist. Das Gesicht darf nicht bedeckt werden. Zweiter Schritt: Das Baby in der Seitenlage in deinen Arm legen. Dritter Schritt: „Schhh…“ Dieses rauschende Geräusch ähnelt der Akkustik  im Mutterleib und wirke einschläfernd auf das Baby. Vierter schritt: Wiegen. Im Mutterbauch ist es auch nie ganz ruhig, daher beruhige ein langsames Hin- und Herwiegen das Baby. Fünfter Schritt: Saugen. Schon im Mutterleib saugen Babies gerne an ihren Fingern. Saugen beruhige sie daher auch außerhalb des Mutterleibes. Ob sie nun an den Fingern, Schnullern, der Brust oder am Flascherl saugen sei egal.

Schlafen ohne Tränen

Diese Methode, entwickelt von Elizabeth Pantley, soll eine sehr weiche und individuelle Form des Einschlaftrainings sein. Unterschiedliche Tipps und Anleitungen werden gegeben, unter denen die Eltern auswählen können, was zu ihrem Kind passt. Um zu wissen, was passt, sollen die Eltern ein genaues Logbuch über die Schlafgewohnheiten des Babys führen. Wie lange und wie tief schläft das Baby? Wieviel Schlaf braucht das Baby also? Wie schläft es ein? Wie hoch ist der Lärmpegel zur Schlafenszeit? Wie hell ist es? Welche Geräusche assoziiert das Baby mit der Schlafenszeit? Wie kann man an Hand dieser Daten eine Umgebung schaffen, in der das Kind lernt, zwischen Tages- und Nachtzeit zu unterscheiden? Diese Methode wird jedoch von Vielen als etwas vage beschrieben.

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