Ärzte ohne Grenzen

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Ich hatte einen Schwangerschaftsbegleiter, Krankenpfleger noch dazu, unbeirrbar aß er mit mir den bretonischen Fischtopf Tag für Tag, brachte mich zum lachen, nahm aus Solidarität 15 Kilo zu, holte Taxis nach Vorwehenattacken an den unmoglichsten Orten, unvergessen Mausis Beistand beim HM in der Lugnercity, ein perfekter Mann, allerdings nicht für mich, sondern für Gustav nun schon seit 10 Jahren. Gustav wurde  40 und ich war dabei, mit mir 30 ÄrztInnen und  Gustavs Brüdern. Gut haben die das gemacht seine Eltern in einen kleinen Dorf in Osttirol, dacht ich mir, sicher ist das erzkatholische Lienz nicht die Hochburg der Gleichgeschlechtlichen Liebe (obwohl..), also kann das eigene Kind auch eine Welt sein, die auf die eigene prallt. Der Weg dahin war sicher ein langer und auch schwieriger, aber den Gesprächen der Brüder lauschend, vom Sommer auf der Alm mit meinem Schwangereseelenretter , zeigt, dass es gelingen kann.

Ansonsten wurde viel,sogar für meine Verhälntnisse sehr viel, geraucht. Während man sich ja zunehmend permanent dafür entschuldigen muss, dem Nikotin verfallen zu sein, war das gemeinsame Lunge und Luftverpesten mit den Halbgöttern in weiß völlig frei von Schuldbekenntnissen und anderen Nebenwirkungen, allerdings beäugte ich den maßlosen Alkohohlkonsum mit der Aussicht auf einen Dienst am nächsten Morgen, weniger locker (dabei hätte ich, die Arztvermeiderin, gern die eine oder andere hypochondrische Befindlichkeitsstörung bei Bier und Tschick im privaten Rahmen besprochen, doctors talk…)

Im Gegensatz zu den, einen oft ungefragt überschwemmenden Lebens und Gesundheitstipps, herrschte die Narrenfreiheit der Unvernunft, besonders hübsch auf der Dachterrasse mit dem Blick übers weite Wien.

Apropos Narrenfreiheit, lieber Winter es war schön mit Dir, du hast alles gegeben, Schneezauber, Frau Holle Glück, klirrkalte Sternennächte, dann hast du ja auch deine Highlights schon hinter Dir, Weihnachten ist vorbei und Feuerwerksylverster auch. Zart und sanft, dachte ich letzte Woche, das ist die feine englische Art, du lädst den Frühling ein, dem du einen Platz auf der Bühne gibst und Tag für Tag ziehst du dich ein Stück zurück, bis du wieder für Monate hinter dem roten Sommervorhang verschwindest.

Hm und jetzt, hat dir noch niemand gesagt, man soll gehen, wenns am Schönsten ist, gehts jetzt wieder so los mit Dir wie im letzten Jahr, wirst du es wieder nicht können, das Loslassen bis tief in den Mai?

Ich weiß, es ist erst Ende Februar, aber wäre es nicht einmal schön zu hören, ach, ich vermisse den Winter, so früh kam er dieses Jahr der Sonnenschein, vom frühen März bis in den späten Oktober. ach ich freu mich, wieder mal mit dicken Socken, frierend im Bett zu liegen und vor Kälteangst einfach mal die Seele direkt neben der Heizung baumeln zu lassen?

Für Gustav und den Seinen spielt das gerade keine Rolle, die liegen gerade an einem weißen Sandstrand, wie jedes Jahr um diese Zeit und im Sommer, dann auf der Alm in Osttirol,

 Familientradition.

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2 Kommentare

  1. Auch dafür danke, du „alte“ Schwedin hast ja die Winterlust quasi mit der Muttermilch eingesogen…wäre heute in der Früh ninterm Burgtheater mitten in der Bewegung fast eingefroren, 3 Monate sog amal spinn iiii

  2. Die letzten Tage hat es immer um die 8 Grad Minus gehabt. Herrlich. Ich mag das! Da bleibt man in Bewegung. Zum Glück läßt der Frühling sicher noch auf sich warten. Drei Monate haben wir sicher noch vor uns…

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