Ich wollte in Schweden so viel bloggen, aber die Zeit lief davon. Und dann kommt man zurück und muss wieder arbeiten. Aber ich werde alle Einträge die Woche nachholen, obwohl ich schon zurück bin.
Ein Laden voller alter und neuer Baustoffe
Solche Läden gibt es in Schweden einige. Sie sind wunderschön hergerichtet, eine ganz eigene feierliche Stimmung herrscht hier. Es geht nicht um Nippes fürs Einrichten, sondern eher um Design in Verbindung mit Handwerksarbeit. Wie gestalte ich mein Heim schön, BEVOR die Möbel und Vorhänge und Bücher und Blumen kommen? Wie tapezier´ ich die Wände, mit welcher Farbe male ich die Möbel und welche Knäufe kommen an die Kästen? Schleife ich den Boden ab oder streiche ich ihn?
Kommt eine Badewanne oder Dusche ins Bad und wie finde ich Kacheln, die mit Amateuren harmonieren?
Hier gibt es alte Baustoffe und neue Fabrikate, die aber stilistisch gut zusammenpassen. Man kann sich damit jede Wohnung eine Spur aufregender gestalten. Ein ungewöhnliches Fenster einbauen, alte Messinggriffe auf die Türen montieren, Bakelitsteckdosen oder alte Kacheln einbauen.
Man findet hier lauter Klassiker. Nur Teile, die sich über die Jahrzehnte bewährt haben.
Ob Beschläge für Kommoden oder Küchenschränke…
Alte Nägel…
Schütten in unterschiedlicher Fasson…

Oder alte Heizkörper. Während man diese in Wien nur am Müllplatz findet, werden sie hier teuer verkauft. Wer in Schweden eine original 50er Jahre Wohnung hat, will sie nicht mit neuen Heizkörpern verschandeln, sondern schleift und lakiert die alten bulligen Teile auf und schafft sich damit eine freundliche, leicht anachronistisches Wohngefühl. Selber habe ich auch solche Heizkörper in der Wohnung, aber sie kommen leider gar nicht zur Geltung, weil die Fenster neu sind.
Eines der wichtigsten Produkte, die sie hier verkaufen, ist Leinöl und Leinfarbe. Mit Leinöl kann man sehr kostengünstig Holzboden imprägnieren. Sie erhalten eine sehr schöne Patina, die mit dem Alter immer schöner wird. Leinfarbe ist jene Farbe, mit der man die alten Holzböden und Möbel um die Jahrhundertwende in Arbeiterhaushalten eingepinselt hat. Sie war billig und haltbar. Wer heute mit Ölfarbe lakierte Schiffböden unter irgendwelche Laminatböden findet, freut sich in der Regel nicht. Denn es ist fast unmöglich sie abzuschleifen. Jedes Schleifpapier gibt auf und reisst. Daher werden sie meist rausgerissen. Das ist aber gar nicht die beste Lösung! Denn wer sagt, dass jeder Schiffboden naturfarben sein muss? Die typisch dunkelrote Farbe der bei uns gebräuchlichen Bodenfarben von damals ist nicht sehr wohnlich. Das stimmt. Aber Leinfarbe bzw. Ölfarbe kann man vortrefflich übermalen. Weiß, schwarz oder grau oder graugrün etc. Da gibt es viele Möglichkeiten. Und das Tolle an der Leinfarbe ist, sie packt das Holz cremig und glatt ein und gibt ihm einen tollen Schimmer.
Typische Farbtöne schwedischer Leinfarbe.
Falufarbe ist jene Farbe, mit der in Schweden die roten Hütten eingepinselt werden. Sie besteht im Grunde aus Erdmetalle.

Das ist das Leinöl, mit der man seit dem 8. Jahrhundert Böden imprägniert. Es entsteht dadurch der sogenannte „Scheuerboden“. Billig, gut und wunderschön. Wenn Micke und ich in so ein Geschäft gehen, können wir mehrere Stunden hier verbringen und in einem Nebel aus Begeisterung, Studium und Sehnsucht versinken.