Alleinerziehend sein, obwohl der Vater im selben Haushalt wohnt? Ein Schicksal das viele moderne Frauen ereilt.…So nett hatte man sich das alles vorgestellt. Der Allerliebste würde nämlich nicht so sein wie der eigene Vater. Nein, er würde kochen, waschen und das Kind betreuen. Und auch Frau selbst würde nicht so werden wie die eigene Mutter. Frau würde arbeiten, ihren Hobbys nachgehen und dem Allerliebsten ein Busserl geben, bevor frau sich mit Freundinnen im Pub trifft. Aber was ist aus den netten Träumen geworden? Frau geht tatsächlich arbeiten, aber sie schmeisst eben auch `nebenbei‘ zu 90% den Haushalt. Für Freizeitgestaltung bleibt da keine Zeit. Dafür will der Allerliebste ein Busserl, wenn er am Wochenende mal den Geschirrspühler einräumt.
Monika Bittl und Silke Neumayer könnten über ihr Leid ein Buch schreiben. Haben sie auch! „Alleinerziehnd mit Mann“ ist eine humorvolle Abhandlung gesellschaftspolitischer Realität.
Gilt es unter Männern heutzutage als `in‘ als emanzipert zu gelten?
Da muss man wohl eher einen Mann fragen. Für Frauen ist „Emanze“ heute sicherlich manchmal sogar eher ein Schimpfwort – traurig aber wahr. Diesen Frauen sollte man mal ein paar Tage im Jahr 1849 zumuten.
Warum reicht es vielen Männer zu behaupten sie seien 50:50-Väter obwohl sie es nicht sind? Da gibt es nichts worauf man real stolz sein könnte?
Sie sind stolz drauf, weil sie es einfach wirklich als 50:50 sehen. Das ist eine andere Wahrnehmung und das ist unserer Meinung nach eines der Hauptprobleme.
Kriegen die meisten Männer wirklich nicht mit, dass sie sehr viel weniger machen als ihre Partnerinnen?
Ganz tief drinnen wissen die meisten wohl schon, dass da vielleicht etwas nicht ganz so stimmt. Interessanterweise erzählen uns in letzter Zeit ein paar Männer, deren Kinder aus dem Gröbsten raus sind, sie hätten sich mehr beteiligen können und sie haben zuwenig gemacht.
Wie war das für euch, als ihr mitgekriegt habt, dass es nicht gerecht zugeht?
Am Anfang waren wir verblüfft. Dann haben wir diskutiert. Dann haben wir gemeckert. Dann haben wir wieder diskutiert. Dann haben wir gedacht, es geht nur uns so. Dann haben wir mit Freundinnen darüber geredet. Dann haben wir gemerkt, dass es wohl in 90% aller Familien so ist. Dann haben wir gelacht. Und dann haben wir darüber einen Bestseller geschrieben.
Aber wir haben nicht aufgehört mit unseren Partnern zu diskutieren. Übrigens: Schatz, wenn du das liest: wir müssen dringend reden.
Warum lassen es so viele Frauen ihren Partnern durchgehen, dass sie eben nicht die dreckigen Strümpfe in die Wäsche tun, oder den Wohnzimmertisch abwischen und regelmässig die Kinder abholen?
Weil sie die endlosen Diskussion satt haben. Weil sie es selbst schneller machen als es zum hundertsten Mal zu diskutieren. Weil sie Angst haben, als Meckerzicke da zu stehen. Weil sie die alten Rollen sehr gut kennen. Weil Frauen immer eingeredet wird, sie sind von Natur aus mutlittaskingfähig. Weil wir unsere Männer lieben. Weil wir unsere Kinder lieben. Weil wir uns selbst manchmal zu wenig lieben. Weil ….
Ungerechte Aufteilung der Hausarbeit gilt als Hauptursache für Streitereien in Partnerschaften. Soll man als Frau einfach aufhören zu suddern und selbst den Geschirrspüler einräumen?
Das muss jede für sich selbst entscheiden. Aber wenn das nicht mehr diskutiert wird, muss man sich darüber im klaren sein, dass dieser Zustand dann bis in alle Ewigkeit zementiert wird und man mit achtzig auch mit Gehhilfe immer noch für alles zuständig ist. Wahrscheinlich wird er auch noch im Grab von ihr erwarten dass sie oben im Himmel alles für ihn regelt.
In Schweden gilt heute `Millimetergerechtigkeit‘. Männern wird wirklich auf die Finger geschaut.
Sorry, diesen Ausdruck kennen wir nicht. Klingt aber sehr interessant. Ob das mit Männern funktioniert? Die verschätzen sich ja schon bei eigenen Zentimetern ganz gewaltig.
Wenn sie 45% der Arbeit machen, kriegen sie kein Lob, sondern Schimpfe. Wo bleiben die restlichen 5%? Was sagt ihr dazu?
Großartig. Leider haben wir keine Schweden als Männer. Aber Gottseidank haben wir auch keine schwedischen Verhältnisse, der Staat greift dort ja in die intimsten Teile des Privatlebens ein. Gesellschaftliche Veränderungen müssen aber anders vor sich gehen, nicht mit einer Quote oder von oben verordneten Eingriffen in unser Privatleben.
Kann zu wenig Mitarbeit im Haushalt und Erziehung durch den Partner eine Partnerschaft zerstören?
Dass das wirklich ein Trennungsgrund ist, glauben wir nicht. Da müssen schon noch ganz andere Probleme mit ins Spiel kommen. Aber ein ständiges Ungleichgewicht führt sicher nicht zu einer besseren Beziehung – es gibt übrigens Studien, die zeigen, dass eine Beziehung stabiler ist, wenn die Haus- und Kinderarbeit gerechter verteilt ist – aber das sind dann wohl auch Partnerschaften, in denen viele andere Faktoren einfach besser laufen. Denn wer partnerschaftlicher in dieser Hinsicht agiert ist es wahrscheinlich auch in anderer. Entscheidend für das Bestehen einer Beziehung mit Kind(ern) ist wohl das subjektive Empfinden, jeder bemüht sich darum, Verantwortung zu übernehmen.
Kennt ihr Frauen, die einen Mann der zu wenig Verantwortung für Heim und Kinder für einen emanzipierteren Mann verlassen haben?
Nein. Aber wir sind täglich in Gedanken in Versuchung – wie wahrscheinlich 95% aller Frauen.
Frauen in Österreich und auch in Deutschland kriegen scheinbar nicht sooo wahnsinnig gerne Kinder, wenn man sich die Geburtenrate ansieht. Schuld daran kann sein, dass sie schon im Vorfeld wissen, dass die meiste Arbeit mit den Kindern an ihnen hängen bleiben wird. Was tun?
Also wir konnten uns vor Kind nicht ausmalen, wie es wirklich wird. Wir gingen von einer 50:50 Aufteilung aus und wollten es gaaanz anders als alle anderen machen. Was zu tun ist? Keine Ahnung.
Ein zweiter Grund ist wohl, dass es bei uns nicht die selben fröhlichen, lockeren Images zum Thema Kinderhaben im kollektiven Bewusstsein gegeben hat, wie beispielsweise in Skandinavien. Dort wird `Kinderhaben‘ mit Sommer am See, Walderdbeeren, witzigen Kinderkleidern, Kinderstreiche, Saft und Kuchen aber auch mit vielen Streitereien, die man dann authentisch löst, um später darüber lachen zu können etc. verbunden. So gut wie jeder Mann und jede Frau im Norden will dieses bunte Leben mit Kindern leben. Bei uns verknüpft man mit `Kinderhaben‘ eher Gefühlsbilder wie `Besorgtheit‘, `trösten‘, `hilflos‘, `Ordnung‘, `Begabung‘ versus `Minderbegabung‘ oder `Geldnot‘ etc. Was fällt euch dazu ein? Welche Bilder hattet ihr im Kopf?
Also da haben wir vielleicht zu viele Astrid Lindgren Bücher gelesen. Die Bilder hatten wir und haben sie jetzt manchmal live in unserem Leben. Und hier noch mal: Ein Kind zu haben, alleinerziehend oder nicht, ist das größte Geschenk, das es vom und im Leben gibt – zumindest unserer Meinung nach.
Manche Frauen finden Männer unsexy die viel im Haushalt mithelfen. Was sagt ihr?
Wir finden Männer im Haushalt supersexy. Mal ehrlich: Es geht doch nichts darüber, wenn er nur mit Schürze bekleidet am Herd steht und für uns und ein 5-Gänge-Menü kocht – und hinterher die Küche blitzblank aufräumt!!!
Kann man sich richtig gedemütigt fühlen, wenn man immer automatisch für alle Aufgaben rund um die Kinder verantwortlich gemacht wird?
Gedemütigt fühlen sich Frauen wohl eher von der ständigen Verantwortlichkeit für die Hausarbeit. Welche Mutter kennt nicht den Ausruf: Ich bin weder eure Putze noch eure Bedienung! Bei der Erziehung stellt sich eher ein Gefühl des Bedauerns ein. Die Männer versäumen etwas. Und die Kinder damit auch.
Wie zufrieden seid ihr heute mit eurer Lebenssituation?
Wir würden gerne im Lotto gewinnen, den Nobelpreis kriegen und nie wieder Falten im Gesicht entdecken. Wenn wir aber mit unseren Kindern kuscheln ist uns das dann wieder völlig egal denn wir haben ja schon das größte Glück auf Erden.
2 Kommentare
Lieber exfeministischer mann!
Natürlich sollten frauen nicht über wäschwaschende männer witzeln. Das machen aber eh nur gehirngewaschene hausfrauenfrauen, die dann später selber dumm aus der wäsche schauen.
Aber: Sorry, ich nehm dir nicht ab, dass du `früher ein sehr feminisitscher Mann´ warst. Ich nehm dir auch nicht ab dass die Schwiedereltern dich daraufhin gleich wie eine frau (alias eine dienstbotin) behandelt haben. Ich nehm dir auch nicht ab dass deine nachbarn sich über dich lustig gemacht haben, nur weil du den mist rausträgst oder mit den kindern spazieren gehst. Das ist einfach nicht realistisch. Jeder mann heutzutage macht zumindest ein wenig im haushalt mit und kümmert sich ein stück weit um die kinder. Das ist ganz normal und wird nicht schief angesehen. Ob sie nun 50% machen oder 10% bekommen die nachbarn gar nicht mit. Und nur weil man 50% im haushalt macht, läßt man sich nicht jeden scheiss von den schwiegereltern gefallen. Normalerweise würde sagt man lieber den schwiegereltern, dass sie einen in ruhe lassen sollen, als dass man von der frau schimpfe kriegt, weil man nicht mithilft. Was ist überhaupt mit deiner frau? Ist es der egal, ob du mithilfst oder nicht? Ich hab ja den veradcht, dass du findest du seist ein `sehr feministischer mann´ gewesen, aber in wahrheit hast du grad mal 10% mitgeholfen und dich schon voll belastet gefühlt – und wenn du dann mal ausnahmsweise den geschirrspühler eingeräumt hast, haben dich deine schwiegferelten aufgezogen a la `na, bist du ein toller hausmann, willst nicht auch gleich das wohnzimmer staubsaugen?´. Deine angebliche soziale ächtung soll entschuldigen, dass du dich lieber doch deiner haushaltspflichten entziehst. Und diese ausrede ist ja in sich eine sauerei: Weil sich ein paar dumme nachbarn über mich lustig machen, muss meine frau die ganze arbeit allein machen. Was soll das? DIR ist nicht zuzumuten, dass du ein paar spöttische meldungen erträgst, aber deiner frau ist locker zuzumuten, dass sie den ganzen haushaltsscheiß allein erledigt? Was bist du für eine schlechte Partie?
Hallo liebe Bloggerinnen,
ich war früher ein sehr feministischer Mann, inzwischen bin ich der Standardmann, der zwar den Kindern vorliest, spielt aber null bis sehr wenig im Haushalt macht.
Warum hat sich das geändert: Waren meine Schwiegereltern oder Eltern zu besuch, haben sie sich durch mein feministisches Verhalten genötigt gefühlt mich herumzukommandieren und herunterzumachen. In der Arbeit witzelnden die Kollegen über mich, die Nachbarn tratschten.
Kaum änderte sich mein Verhalten wieder etwas, war das weg. Ich habe es 3 Jahre versucht, seit 4 Monaten nicht mehr. Das nennt sich klassische Konditionierung und ich richte mich normalerweise nicht extrem viel auf die Meinung anderer Leute. Da müssten manchmal Frauen auch entgegenwirken und auf keinen Fall über den „Waschlappen“ witzeln.