gestern war ich im Völkerkundemuseum, eine Freundin war für den Modepreis der Stadt Wien nomimiert und gewann.
Fremde, seltsame Fashionwelt, eine Heerschar relativ ähnlich gestalteter Individualisten wirkte ein wenig gestresst, in ihrem Stress permanent die eigene Wirkung an den hoffentlich begehrlichen oder neidischen Blicken der Umgebenden zu überprüfen, tendenziell, nicht alle natürlich. Hornbrillen in allen immergleichen Variationen, viel neon, scheint in zu sein
das Grelle.
Die Freundin unterscheidet sich, sie ist pur und klar und gewinnt, als Design Duo, das muss erwähnt werden.
Viele, zumeist unnötige Reden, die Preisvergaben im Schnelldurchlauf, eine Magnumflasche Champagner und ein Strauß Blumen, den ich auf der Wiese hätte weiterwachsen lassen, lieber, er war des Abreißens nicht wert.
Um 23.20 bin ich zuhause, abschminken, Instandhaltroutine, denke über den Abend nach und über den Angsoffenenen, der mich deppert angelallt hatte in der Straßenbahn, setz mich auf die Couch, die mir früher als Bett diente, in den bescheidensten 2 Jahren, als ich in der Küche schlief, damals in der alten Wohnung, meine Gedanken drehen sich, wie so oft in den letzten Tagen, um immer die gleiche Frage
bin ich an einem Punkt, an dem ich einfach nichts mehr will?
Der Punkt meiner größten Angst, dass es aufhört, das Wollen, das Erfüllen ist nicht das Erstwichtige für mich, das nichts mehr wollen, nicht mehr die Kraft haben zu wünschen,
bin ich einfach nur erschöpft?
„Sehnsucht rettet uns in der all der Alltagsoutine nicht in der Mittelmäßigkeit zu versinken“
der Satz bleib mir durchs Radio hindurch im Gedächtnis.
Was bleibt, wenn die Sehnsucht aufgibt? Tus nicht Sehnsucht, noch nicht,
bitte!
Ich habe nur ein weißes, für meine Verhältnisse ziemlich tief dekoltiertes, altes Bauernnachthemd an, die Tür zum Vorraum ist offen und der Blick zu den Fenstern, die meine Wohnungstüre umranden, dunkel ists im Stiegenhaus. Plötzlich sehe ich den hellen Lichtkeil, rennende Schatten, ein Umriss hüpft zu der obersten Luke, ich bin erschrocken, schrecke zur Türe, ein dritter Schattenmann tauchte auf. „Wer ist da?“ ist meine Frage auf das dunkle, laute Klopfen.
„Die Polizei“ ohne über meine mangelnd angemessende Bekleidung nachzudenken, öffne ich und blicke in strenge Augen. “ Sind sie gerade nach Hause gekommen? Haben sie sich in der Türe geirrt und im 1. Stock gegen eine Wohnung gehaut?“
Ich bejahe die erste Frage, die zweite verneine ich vehement, während ich in einer Mischung aus schlechtem Gewissen, ich habe ÍMMER ein solches, wenn ich Polizei sehe, keine Ahnung warum, versuche mir das Hemd bis zum Halse zuzuhalten.
Der Poilzist schaut mich an, skeptisch, durchbohrend: “ Sind sie alleine?“
„Ja“, sage ich,
„ich bin alleine.“
Die Drei scheinen zufrieden und wenden sich zum Gehen, der Dunkelhaarige wirft mir einen Blick zu, der mich tröstet, ein freundlicher Blick auf meine Frage “ Muss ich mich jetzt fürchten?“
„Aber nein“ und der Spuk endet wie er kam, es ist wieder dunkel.
Ich gehe ins Bad, schau mich im Spiegel an, ziemlich gewagt meine Liebe, denk ich mir.
Zur Sicherheit lasse ich das Licht am Klo die ganze Nacht brennen, der beleuchtete Schein der Glasbausteine ins Stiegenhaus soll symbolisieren, es ist jemand da. ich sperre die Schlafzimmertüre ab und versuche zu schlafen, nach ein paar seltsamen Gedanken,
scheint es gelungen
zu
sein.
Ein Kommentar
Ich war erst zwei Mal auf Modenschauen, aber jedes Mal ist es mir danach so gegangen, dass ich mich komisch fühlte. So sehr ich Mode liebe, solche Veranstaltungen scheinen doch eher kalt und hohl zu sein. Nach einer Modenschau zu fühlen, dass man keine Sehnsucht mehr hat, kommt mir auf jeden Fall nicht seltsam vor. Ausserdem denke ich nicht, dass sich die Sehnsucht einfach so verabschiedet, unwiderruflich ab irgendwann für immer weg. Das glaubst Du doch selber nicht liebe Funkelblau. Nicht Du. Aber vielleicht bist Du erschöpft. Dann heisst das, Du brauchst Erholung. Vielleicht mit viel Sonne, Pasta und Limoncello. Oder so. But never give up your passion baby 😉