Ca. 2-5% der Buben haben Ansätze von ADHD und bis zu 3% der Mädchen. Die meisten dieser Mädchen bekommen nie oder viel zu spät die passende Diagnose. Der Grund dafür: Mädchen zeigen oft andere Symptome der selben Erkrankung als Buben.
In den letzten Jahren wurde sehr viel über ADHD geredet und Ärtze verschreiben angeblich gerne vorschnell Kindern Medikamente dagegen. Dr. Max Friedrich von der Kinderklinik am AKH hat schon vor 15 Jahren darauf hingewiesen, dass ein Grossteil der Kinder denen eine ADHD gestellt wird in Wahrheit nur sehr lebhaft und manchmal verhaltensauffällig sind. Ob ein Kind ADHD hat oder nicht kann nicht bei einem kurzen Besuch in einer Arztpraxis festgestellt werden sondern nur mittels einem gründlichen mehrschichtigen Untersuchung beim Spezialisten. Wer die Diagnose erhält muss oft sein Leben lang Ritalin nehmen.
Jene Kinder die diese Diagnose zu recht bekommen, sind fast ausschleßlich Buben. Wenn Mädchen ADHD haben, wird das, wenn überhaupt, oft erst in den Teenagerjahren entdeckt.
Diagnostik von ADHS bei Mädchen oft nicht leicht
Offensichtlich wird zur Erkennung von ADHD häufig nur die Symptome herangezogenwerden die Buben in der Regel aufweisen. Buben mit ADHD sind meist unordentlich, hyperaktiv und aggressiv während Mädchen mit ADHD manchmal sehr ruhig und ängstlich sind. Andere Mädchen sind zwar ausgeprochen beredsam, entziehen sich aber trotzdem sozialen Herausforderungen und fokusieren sehr stark bspw aufs Lernen um ihre Mankos zu übertünchen. Trotzdem sind sie nicht gut in der Schule weil sie nicht gut im Planen sind und oft wichtige Dinge vergessen.
Warum? Aus dem selben Grund wie die Buben. Sie haben Schwiriegkeiten sich zu konzentrieren und zu organisieren und sie tun sich daher schwer mit vielen Herausforderungen des Alltags.
Höchstwahrscheinlich studieren Buben und Mädchen andere sozial akzeptierte Verhaltensweisen ein um mit Mankos zu überdecken. Während Buben sich, und oft auch ihren Frust, ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen, versuchen Mädchen sich dem Blickfeld der anderen zu entziehen.
Trotzdem haben sowohl Buben als auch Mädchen im selben Grad Probleme mit ihrer Schulleistung, in sozialen Zusammenhängen und es wiederfahren sowohl Buben als auch Mädchen gleich oft Unfälle auf Grund von ihrer Aufmerksamkeitsschwäche.
Wie leben Mädchen mit ADHS später?
Was bei Mädchen erschwerend dazu kommt: Sie fürchten dass sie durch ihr Defitzit nicht in die klassische Mädchenrolle passen. In den Teenagerjahren erkranken viele von ihnen an Depressionen. Wenn die Familie sehr unterstützend und beschützend reagiert und das Mädchen sehr begabt ist, werden diese Schwierigkeiten oft viele Jahre überdeckt und es wird erst viel später um professionellen Rat angesucht. Wenn die Mädchen erwachsen sind und mehr Selbstständigkeit beweisen müssen, um ihr Studium, ihre Arbeit und ihr Familienleben zu organisieren, spitzt sich die Situation zu,
Während viele Eltern mit ihren gesunden Kindern auf die Kinderambulanzen laufen, weil diese angeblich ADHD haben, gibt es viele Kinder und auch Erwachsene, die an ADHD leiden, und nie eine Diagnose bekommen haben. Mit ADHD zu leben, ohne es zu wissen, kann sehr belastend sein. Sowohl Buben als auch Mädchen mit ADHD greifen in gleicher gesteigerer Häufigkeit zu Alkohol und Drogen. Wer im Erwachsenenalter endlich eine Diagnose erhält wird sehr erleichtert sein. Endlich gibt es eine Erklärung dafür warum das ganze Leben lang schon ganz leichte Aufgaben fast nicht bewältigbar waren. Trotz normaler Intelligenz kaum den Schulabschluss zu schaffen, und schon bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben große Schwierigkeiten zu haben – das alles macht dem Ego schwer zu schaffen.
Ein Kommentar
Ich denke für Eltern ist sehr schwer ADHD 1. überhaupt zu identifizieren und 2. richtig zu deuten. zu oft wird der Weg mittels Medikamente bevorzugt um das Thema schnell aus der Welt zu schaffen. Ich habe bisher zwei oder drei junge Frauen getroffen zu denen diese Verhaltensweisen passen würden, was mir aber erst jetzt bewusst geworden ist.
Wenn man selber ein Kind mit ADHD hat, wie erzieht man es dann gerecht? Wie sieht es dann z.B. auch mit Kinderbetreuung/Babysittern aus?Muss man speziell geschulte Kinderbetreuer suchen oder reicht eine einfache Einweisung? Ich denke solche Fragen müssen Eltern sich nach einer Diagnose u.a. auch stellen