Wir diskutieren alle Jahre, wie gehetzt und gestresst wir alle sind und, dass die neuen Zeiten immer schneller werden. Ich glaub das nicht. Ich glaub, es gibt schnelle und es gibt weniger schnelle Menschen. Es gibt gestresste Menschen und weniger gestresste Menschen. Wer sehr gestresst ist, ist immer gestresst, egal wie viel er oder sie zu tun hat.
Ich hab immer viel zu tun aber ich will auch immer was zu tun haben. Das ist mein Naturell. Ich bin ein schneller Mensch. In der Weihnachtswoche haben wir daher manisches gebastelt und dekoriert.
Vom Tannenzweig vor der Haustüre unter die Aussenlampe hängen – garniert mit ein paar winterlichen roten Beeren, die Fritzi im Gebüsch gepflückt hat – bis zur Verteilung von mehreren Weihnachtskerzenständern in der Hütte, die wir Second Hand gekauft haben.
Vintage Weihnachtsschmuck
Zum Beispiel zwei klassische schwedische Holzkugel-Ständer und eine alte Tomte-Kerze. Der Tomte reitet auf einem Weihnachtsschwein. Könnte eine ziemlich alte Kerze sein.
Und dann ergatterte ich noch diesen wunderschönen Adventkerzenständer aus Kupfer. Wie der schimmert! So einen wollte ich schon immer haben. Eine Pracht und hat nur 4 Euro gekostet.
Mit dabei waren auch diese alten Tomte-Figuren, die im Hintergrund sitzen. In sehr gutem Zustand. Wahrscheinlich um die 50 Jahre alt oder älter. Kosteten 6 und 4€.
Es ist natürlich klasse zwei Tage nach Weihnachten Weihnachtssachen im Second Hand Laden zu kaufen, weil sie dann alles los werden wollen. Dann hat man für nächstes Jahr nette Sachen. Die beiden Tomte-Puppen bekommen einen Platz am Fenster und bewachen die Hütte, wenn wir nicht da sind.
Die Kinder haben jeden Tag viel gezeichnet und auch noch ein kleines Haus zusammengebaut und eingerichtet.
Zahn-Trolls
Und wir waren auch im Theater. Ein Stück über Zahn-Trolls. So nennt man in Schweden Karries. Die beiden Trolls haben es sehr sehr gut im Mund eines kleinen Buben, denn er ißt viel Süßigkeiten. Und die Trolls LIEBEN Süßigkeiten. Sie bauen mit der Zucker-Power Tunnel und Wohnungen in die Zähne und haben super Laune. Doch eines Tages kommt eine große Zahnbürste und zerstört ihre Wohnungen. Sie sind erleichtert und überglücklich „Amargedon“ überlebt zu haben.
Aber danach hören sie Stimmen die dem Buben in Zukunft verbieten so viel Süßes zu essen. Die Zahntrolls sind entsetzt! Und sie werden auch zänkisch und garschtig zueinander, weil der Hunger ihre Laune verschlechtert. Dann geht der Bub auch noch zur Zahnärztin, die den Rest ihrer Zahnstein-Proviante wegnimmt und die Reste ihrer Wohnungen zumacht. Nun sind die Zahn-Tolls sehr verzweifelt. Als das Zähneputzen weitergeht und der Bub den Mund ausspült, werden sie schließlich ins Kanalsystem geschwemmt und landen im Meer, wo sie nach neuen Bauprojekten suchen müssen.
Die Kinder haben am Abend dann noch kleine Haustore angemalt. Was gar nicht einfach ist. Natürlich kann man wild alle Farben mischen, aber das ist ein wenig wie am Frühstücksbuffet: Wenn alles isst um nichts zu verpassen, genießt man nicht so intensiv. Es ist schwer sich für EINE Möglichkeit von vielen zu entscheiden. Man will nichts versäumen und nichts falsch machen. Oft sind aber die fokussierten Entscheidungen, die besseren. Wenn man eine Haustür malt, kann ein langweiliges Grau, Schwarz oder Weiß, kombiniert mit einem Farbklecks besser aussehen, als wenn jedes Eck eine andere Farbe bekommt.
Ich und Micke haben im Shop vom Freiluftmuseum „Skansen“ endlich eine Kerzenkrone gefunden haben, konnten wir uns den kleinen Traum einer Lichterkrone endlich erfüllen.
Sie wurde „in der Küche“ oberhalb des Küchentischs montiert. Im Sommer werden wir Blumen drumherumwickeln.
Die Haustüren der Kinder wurden dann auch montiert.
Eines kam aufs Gästehäuschen und wird im Frühling noch weiter ausdekoriert werden. Es braucht beispielsweise eine Leiter.
Was unser Experiment mit den Geschenken am 25.12. betrifft: Es war laut Fritzi weniger „weihnachtlich“. Mehr wie Geburtstag.
Aber das war wahrscheinlich auch unser „Fehler“. Wir hätten mehr auf die Stimmung in der Früh achten müssen. Kerzen anzünden und eine nette Jazz-Nummer auflegen oder so. Dann hätte es mehr gewirkt. Aber man muss es mit dem „Erinnerungen schaffen“ auch nicht übertreiben.
80 Prozent leisten
Einen Gedanken, den ich in den Ferien im Koch-Buch „Chez Wood“ gelesen habe, und 2020 mein Motto wird: Die Autorin erzählt darin , dass sie einmal für eine Firma gearbeitet hat, in der die Anleitung der Chefetage lautete: „Ihr müsst 80 Prozent unserer Ziele erreichen.“ Nicht 120% und auch nicht 100%. 80% reicht. Die 100% werden ja doch oft ein leeres Versprechen, eine Idealisierung. Und wann sind die 100% erreicht? Es kann ja immer besser werden. Es ist doch nie genug. Wenn ich mich realistischer einschätze und weniger größenwahnsinnig, bin ich vielleicht auch ein besserer Teamworker. Ich hab ein Ideal davon was 100% sein könnten und bin demütig genug, mir einzugestehen, dass ich nur 80% schaffen werde. Aber die krieg ich gut hin. Vielleicht kann ich am Weg auch die Zeit finden anderen zu helfen und neue Ideen zu entwickeln.
Was für eine feierliche entspannte und solide Haltung. Als schneller Mensch, schaff ich das vielleicht auch, wenn ich erkenne, dass es sinnvoll ist, weniger schaffen zu wollen, weil ich in der Zeit, die dann bleibt, wichtige langsame Dinge tun kann.
2 Kommentare
netter beitrag, frau nachbar
Danke vielmals!